Ärzte ohne Grenzen: „Gesundheitsschädigend“

Die Unterbringung und das Angebot an sanitären Anlagen sei für die Flüchtlinge in Traiskirchen „unmittelbar gesundheitsschädigend“. Die medizinische Versorgung sei „völlig unzureichend“, so Ärzte ohne Grenzen in einer Aussendung am Dienstag.

„Die Aufnahmebedingungen verletzen nicht nur die Rechte, sondern auch die Würde von Menschen, die in Österreich Schutz suchen“, sagte Mario Thaler, Geschäftsführer der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen Österreich, in einer Aussendung am Dienstag. Ärzte ohne Grenzen hatte das Lager im August zweimal besucht. Die Hilfsorganisation legte ihren Bericht am Dienstag dem Innenministerium vor und forderte die Verantwortlichen in einem konstruktiven Gespräch auf, Verbesserungsmaßnahmen umzusetzen.

„Völlig mangelhafte Betreuung der Kinder“

„Schwangere sind teilweise unter inakzeptablen Bedingungen in Zelten untergebracht und insgesamt nicht ausreichend über ihre Möglichkeiten der medizinischen Versorgung informiert“, heißt es in dem Bericht. Lagerbewohner und private Helfer berichteten laut Ärzte ohne Grenzen von mehreren Geburten im Freien und auch von Totgeburten. Dazu habe es von vonseiten der Lagerleitung keinen Kommentar gegeben. Auch die medizinische und psychosoziale Betreuung der Kinder im Lager sei „völlig mangelhaft, die Unterbringung im Freien muss als gesundheitsgefährdend bezeichnet werden“.

„Die zahlreichen Mängel im Bereich der Sanitäranlagen verringern die Möglichkeiten der persönlichen Hygiene und stellen ein unmittelbares Gesundheitsrisiko dar“, so Ärzte ohne Grenzen. Die Duschen hätten keine Vorhänge oder Türen und seien „vollkommen frei einsehbar“. Bei keiner einzigen Dusche bestehe die Möglichkeit, Handtücher oder Wäsche so aufzuhängen, dass sie während des Duschens nicht nass werden. Die Duschen seien zudem baulich nicht von den Toilettenanlagen getrennt, und es gebe viel zu wenige Toiletten.

Kritik an Mängeln im Sanitärbereich

Bei vielen Toiletten funktioniere zudem die Spülung nicht. Die Räume hätten teilweise keine Beleuchtung, was die Verwendung in der Nacht zu einem Sicherheitsrisiko mache. Die mobilen Toiletten hätten keinerlei Beleuchtung und seien damit in der Nacht de facto nicht benutzbar.

Die medizinische Versorgung in der Betreuungsstelle werde von insgesamt elf Ärzten durchgeführt, die bei der Betreiberfirma ORS unter Vertrag stehen. Wochentags von 9.00 bis 17.00 Uhr sei eine Präsenz von vier praktischen Ärzten vorgesehen. In der Nacht sei kein medizinisches Personal anwesend. Die Ärzte beginnen den Arbeitstag laut eigenen Angaben mit den Erstaufnahmeuntersuchungen. Erst danach werden Menschen mit akuten Beschwerden untersucht. Dazu gebe es ein Nummernsystem, das Berichten der Bewohner zufolge nicht funktioniere, da bei Weitem nicht alle ausgegebenen Nummern bis 17.00 Uhr an die Reihe kommen. Am Folgetag müssten die Betroffenen eine neue Nummer ziehen.

Links: