Kottingbrunn: Operette aus dem Exil

In der Kulturszene Kottingbrunn (Bezirk Baden) hat ein besonderes Stück Premiere gefeiert: „Schicksal mit Musik“, die einzige Operette von Karl Farkas und Robert Stolz. Die Krimi-Komödie wurde zuletzt 1946 in Österreich aufgeführt.

Der österreichische Schauspieler und Kabarettist Karl Farkas und der Komponist und Dirigent Robert Stolz hatten sich zur Zeit des Zweiten Weltkrieges im Exil in den USA kennen gelernt. Dort schmiedeten sie den Plan, eine neue Kunstgattung - die Verbindung von Theater, Musik und Tanz - nach Wien zu bringen. Im Apollo-Theater setzten die beiden ihr Vorhaben in die Tat um, scheiterten jedoch damit, da das Publikum ausblieb.

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„Schicksal mit Musik“

Die Kulturszene Kottingbrunn zeigt bis 27. September ein Stück, das zuletzt im Jahr 1946 aufgeführt worden war.

Insgesamt wurde „Schicksal mit Musik“ im Jahr 1946 fünf Mal aufgeführt, seither in Österreich nicht mehr - bis jetzt. Regisseur Anselm Lipgens brachte die Krimi-Komödie in Kottingbrunn (Bezirk Baden) wieder auf die Bühne. „Ich finde, das ist eine längst fällige Wiederentdeckung und ich hoffe, dass jetzt auch andere Theater wachgerüttelt werden und sich dem stellen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Stück künftig öfter gespielt wird“, so Lipgens.

Geschichte war 1946 ein Flop

„Schicksal mit Musik“ spielt im Paris der Nachkriegszeit. Es geht um den jungen Schriftsteller Guy, der sich aus purer Verzweiflung das Leben nehmen will. Während des Krieges verliert er die Spur zu seiner Frau und auf dem Weg nach Paris wird sein gesamtes Hab und Gut an den Grenzen beschlagnahmt. Er mietet sich ein Hotelzimmer und beschließt, seinem Leben ein Ende zu bereiten. Doch durch Zufälle und schicksalhafte Begegnungen wird das immer wieder verhindert.

Operette "Schicksal mit Musik" in Kottingbrunn

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„Schicksal mit Musik“: Durch Zufälle - wie etwa einen Überfall - wird der Selbstmord des Schriftstellers immer wieder verhindert.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 21.9.2015

Warum diese Geschichte im Jahr 1946 „gefloppt“ ist, kann sich Martin Bermoser, der die männliche Hauptrolle „Guy“ spielt, so erklären: „Ich glaube, dass damals niemand ein Stück über einen Selbstmörder sehen wollte. Die Leute waren mitten im Wiederaufbau“, so der Schauspieler.

Aktuelles Thema: Hauptfigur ist Flüchtling

Regisseur Lipgens sieht in dem Stück eine deutliche Verbindung zur Gegenwart: „Die Hauptfigur ist ein Flüchtling und derzeit sind die Zeitungen voll mit Schicksalen von Flüchtlingen. Da ist ein konkreter Bezug ganz schnell gegeben.“ Zwar handelt es sich um ein schweres Thema, die Operette ist aber dennoch lebensbejahend und ermutigend. Zudem werden die Geschichten mit Humor erzählt, so Martin Bermoser: „Man muss nicht Angst vor einer total deprimierenden Geschichte haben, im Gegenteil.“

Operette "Schicksal mit Musik" in Kottingbrunn

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Trotz des schwierigen Themas wartet „Schicksal mit Musik“ am Ende auch mit Romantik und Kitsch auf

„Es ist auch wichtig, dieses Thema ein bisschen moderner und zeitgenössischer anzugreifen, eben weil es etwas Schweres drin hat. Aber ich glaube, es ist uns ganz gut gelungen, dieses Stück aufzupeppen“, sagt Franziska Hetzel. Sie spielt die weibliche Hauptrolle der „Bobbie Lind.“ Und wie geht die Geschichte aus? Mit einem modernen Schluss, ein bisschen Kitsch und immer noch genug Raum für Spekulationen.

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