Figls geheimnisvolle Weihnachtsrede

Am 24. Dezember 1945 hielt Bundeskanzler Leopold Figl seine berühmt gewordene Weihnachtsansprache. Es gab davon keine Tonaufzeichnung. Erst 20 Jahre später wurde die Rede im ORF-Landesstudio NÖ aufgenommen.

Die Weihnachtsansprache, die Leopold Figl (ÖVP) vor 70 Jahren als österreichischer Bundeskanzler hielt, berührt heute noch genauso wie damals. Denn er drückte mit Worten aus, was die Herzen der Österreicher bewegte, er hatte ihre Sorgen, Ängste und Nöte ganz konkret in der nur 22 Sekunden langen Rede angesprochen und er gab den Menschen damit Vertrauen und Zuversicht.

Keine Aufzeichnung auf Tonband, kein Manuskript

Dem Journalisten Hans Magenschab und dem damaligen Theaterregisseur und Neffen von Leopold Figl, Ernst Wolfram Marboe, war es ein wichtiges Anliegen, diese Rede, von der es ursprünglich kein Tondokument und keine schriftlichen Unterlagen gab, zu bewahren. Magenschab, Zeitzeuge dieser Begegnung, erinnerte sich an die Aufzeichnung dieser Rede, die im April 1965 im Landesstudio Niederösterreich im ORF-Funkhaus in Wien stattfand.

Leopold Figls Weihnachtsrede

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Die Rede aufzuzeichnen war aber nicht einfach, denn es gab kein Manuskript. „So haben wir als Plan ausgeheckt, dass wir ihn bitten, diese Rede aus den Dezembertagen des Jahres 1945 zu wiederholen: Wo die Österreicher gefroren haben, wo es nichts zu essen gab, wo sie keinen Christbaum hatten. Dass wir daran erinnern und Figl diese letzte Rede sprechen lassen“, erzählte Magenschab.

Hans Magenschab

ORF

Der Journalist Hans Magenschab verfasste den endgültigen Text der Rede

Rede wurde von Figl autorisiert

Den endgültigen Text der Rede verfasste Hans Magenschab, er ließ sie allerdings von Figl - damals Landeshauptmann von Niederösterreich - autorisieren. „Figl hat bestätigt, dass diese Worte in etwa jene Worte sind, die er 1945 gesagt hatte und die er sagen wollte“, betonte Magenschab.

Bei der Aufzeichnung im Studio erlebte ihn Magenschab als sehr umgänglich. „Jovial, freundlich, fast freundschaftlich auf uns Junge zugehend. Er hat hier im Studio gezeigt, wie persönlich er sein konnte und was das Geheimnis seines politischen und beruflichen Erfolges war.“

Figl starb kurz nach der Aufzeichnung

Die Begegnung Magenschabs mit Leopold Figl war nur kurz. Der Journalist, auf dessen Initiative hin die Rede bewahrt wurde, war dennoch ebenso von Leopold Figl beeindruckt wie hunderttausende Österreicher, die sich für den Aufbau Österreichs seine Zuversicht und seinen Mut zum Vorbild genommen hatten. Leopold Figl starb wenige Wochen nach der Aufzeichnung am 9. Mai 1965.

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