Entscheidung „wirklich sehr gut überlegt“

Dass Erwin Pröll (ÖVP) nicht als Kandidat für die Bundespräsidentenwahl zur Verfügung steht, ist für viele überraschend. Gegenüber ORF.at sagte der niederösterreichische Landeshauptmann, die Entscheidung sei „wirklich sehr gut überlegt“.

„Für mich ist das nicht überraschend. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Sie wissen, dass ich immer wieder darauf verwiesen habe, dass die Hofburg in meiner Lebensplanung im wahrsten Sinne des Wortes keinen Platz hat. Und das ist letztlich auch das Ergebnis dieser Lebensplanung“, sagte Pröll im Gespräch mit noe.ORF.at. „Ich habe mir das wirklich sehr gut überlegt, nicht zuletzt auch deswegen, weil die ÖVP und ihre Exponenten mit der Bitte an mich herangetreten sind, diese Kandidatur anzustreben.“

Pröll im Gespräch mit Ziegler

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Pröll sprach von einer „wirklich gut überlegten Entscheidung“

„Ich habe das wohlweislich überlegt, weil man so etwas einfach nicht wegwischt, ebenso wenig wie 36 Jahre harte und intensive Arbeit im Bundesland Niederösterreich. Schon gar nicht in so einer Situation, wo mir die Bevölkerung dreimal hintereinander absolutes Vertrauen geschenkt hat. Da muss man genau spüren, wo man hingehört“, so der Landeshauptmann.

noe.ORF.at: Nach 2004 und 2010 waren Sie bereits zum dritten Mal im Gespräch als Kandidat der ÖVP für das Amt des Bundespräsidenten. Damals haben Sie früh abgesagt. Warum jetzt erst so spät?

Pröll: Hier muss man schon differenzieren. Waren das mediale oder öffentliche Spekulationen? Oder war das tatsächlich von einem ernsthaften Hintergrund getragen? Die ersten beiden Male waren es überwiegend öffentliche Spekulationen, während es dieses Mal einen ernsten Hintergrund hatte, weil Exponenten der ÖVP bis hin zum Bundesparteiobmann mit dieser Frage an mich herangetreten sind. Ich habe schon Tage vor Weihnachten in mehreren Gesprächen mit dem Vizekanzler darauf hingewiesen, dass ich nicht daran denke, meine Lebensplanung zu ändern. Daher ist es vielleicht für die Öffentlichkeit eine Überraschung, es ist aber weder für den Vizekanzler noch für mich eine Überraschung.

noe.ORF.at: Es sind viele Persönlichkeiten öffentlich für Sie eingetreten, zuletzt auch einige ÖVP-Landeshauptleute. Viele haben auch gesagt, Sie hätten höchste Chancen, diese Wahl zu gewinnen. Waren Sie selbst nicht ganz so sicher?

Pröll: Zunächst ehrt mich das. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass mich die höchsten Repräsentanten aus den Bundesländern bis hin zu Bundespolitikern aus der ÖVP für geeignet halten. Noch dazu im Wissen - und es gibt hier eine Reihe von Fakten, die das beweisen, dass es möglich gewesen wäre, dieses Rennen für uns und für mich zu entscheiden. Aber man muss, wie gesagt, wissen und spüren, wo man im Leben hingehört. Und das habe ich gespürt. Noch dazu, wenn man spürt, dass man nicht nur Verantwortung für sich selbst, sondern auch für die eigene Familie und ein größeres Ganzes hat.

Pröll im Gespräch mit Ziegler

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noe.ORF.at: Was soll die ÖVP nun tun? Wer wäre ein geeigneter Kandidat, eine geeignete Kandidatin?

Pröll: Sie werden verstehen, dass hier wie auch in anderen Fragen der Bundesparteiobmann das erste Wort hat. Daher habe ich das nicht zu kommentieren oder Ratschläge von außen zu geben, sondern bin ich mir bewusst, dass der Bundesparteiobmann umsichtig und zukunftsträchtig entscheiden wird.

noe.ORF.at: Bleiben Sie Landeshauptmann bis zum Ende Ihrer Legislaturperiode 2018?

Pröll: Ich habe den Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern am Wahlabend vor zweieinhalb Jahren versprochen, dass ich die Legislaturperiode für das Land weiterarbeiten möchte. Jetzt sind wir knapp bei der Halbzeit, und ich habe aus heutiger Sicht keinen Grund, von dem, was ich seinerzeit gesagt habe, abzuweichen."

noe.ORF.at: Haben Sie vor, 2018 noch einmal anzutreten?

Pröll: Jetzt habe ich mich in den letzten Tagen erst für Niederösterreich entschieden. Warum sollte ich jetzt etwas tun, wo ich Ihnen sage, dass ich mich gegen Niederösterreich entscheide?

Das Gespräch führte Robert Ziegler, ORF.at

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