Erster O-Bus Österreichs wird nachgebaut
Die Stadt České Velenice ist zu Recht mit dem Begriff des ältesten O-Busverkehrs in Zentraleuropa verbunden. Auf dem Aufbau und dem Betrieb des ehemaligen O-Busses beteiligte sich die Firma Lohner, Porsche und Stoll. 1906 wurde ihre Produktion ins französische Unternehmen Mercédès-Électrique eingegliedert. Die Fahrzeuge und Vorrichtungen für die O-Busse wurden dann allgemein als Mercédés-électrique-Stoll genannt. Diese Konzeption wurde zum ersten Mal in Gmünd angewandt und wurde zur Inspiration für weitere Betriebe in der damaligen Monarchie Österreich-Ungarn, insbesondere für Weidling 1908, Wien 1909 und Budweis 1909.
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Museumsbesitzer leitet das Projekt
Nun wird der historische erste O-Bus Österreichs in einer Werkstatt in České Velenice nachgebaut. Initiator des ganzen Projekts ist Jiri Kovac, ein 65-jähriger Hotel- und Museumsbesitzer, der sich seit vielen Jahren seiner Idee widmet. „Ich habe vor Jahren ein Museum eröffnet und da bin ich auf die Idee mit dem O-Bus gekommen. Die Idee hat vielen gefallen und deshalb haben wir entschieden den O-Bus wieder zum Leben zu erwecken. Und bald ist es so weit“, so Kovac. Seit zwei Jahren arbeitet Kovac mit seinen Kollegen detailgetreu am Fahrgestell des historischen Oberleitungsbusses.
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Die verschiedenen Teile für den O-Bus werden an verschiedenen Orten angefertigt. In České Velenice das Fahrgestell, weiter im Landesinneren, in der Nähe von Pilsen, die Karosserie. Originalteile sind nicht mehr erhalten. „Von den zwei Bussen gibt es de facto eigentlich nichts mehr. Nach dem Weltkrieg wurden die Teile für etwas anderes verwendet. Das einzige was noch original ist, ist ein Lenkrad. Dieses Lenkrad ist aber nicht vom O-Bus in Gmünd, sondern von einem anderen aus dieser Zeit“, sagt Kovac. Finanziert wird das ganze Projekt zur Gänze von der Gemeinde. „Wir freuen uns, dass sich begeisterte Leute gefunden haben, die so etwas machen wollen. Und da die Stadt České Velenice historisch keine großen Attraktionen vorzuweisen hat, sind wir sehr froh, dass es nun diese Attraktion geben wird.“ Mit Begeisterung finanziere man dieses Projekt, sagt der Vizebürgermeister von České Velenice, Pavel Chabiniok.
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Erste Fahrt im Juli geplant
Am 14. Juli wird der nachgebaute O-Bus erstmals dort wieder unterwegs sein, wo er vor etwa 100 Jahren gefahren ist. So etwa im Stadtzentrum von Gmünd, wo auch heute noch ein Schild an eine Haltestelle erinnert. Schätze aus der Vergangenheit finden sich auch im Stadtarchiv von Gmünd, etwa Fahrpläne. Im Jahr 1907 sind 90.000 Menschen mit dem O-Bus von der Stadt Gmünd zum zwei Kilometer entfernten Bahnhof gefahren.
In Zukunft soll der Nachbau vor allem von Touristen genutzt werden. „Wir sehen das als sehr positives Projekt, weil es symbolhaft ist für die Verbindung der beiden Städte. So wie damals Gmünd mit dem Bahnhofsviertel verbunden wurde, besteht jetzt die Möglichkeit, dass Gmünd und České Velenice mit diesem neuen O-Bus wieder verbunden werden. In Hinkunft soll der Bus für verschiedene Aktivitäten, vor allem touristischer oder kultureller Natur, genutzt werden“, sagt Harald Winkler von der Stadtgemeinde Gmünd.
Das ganze „O-Bus-System“ sollte im Endeffekt als eine bedeutungsvolle touristische Attraktion dienen, beispielsweise bei Ausstellungen, Messen oder für Mietfahrten wie für Hochzeit- und Geburtstagsfeier, Rundfahrten oder als Ergänzung der Schmalspurbahn in Gmünd. Der Marketingplan für die Nutzung des Wagens ist noch nicht definitiv festgelegt. Man setzt jedoch voraus, dass man zwischen dem Stadtplatz Gmünd und dem Bahnhof České Velenice, wie vor den 100 Jahren, unregelmäßig fahren wird.