Mödling: Premiere von „In der Löwengrube“

Im Stadttheater Mödling feierte das Stück „In der Löwengrube“ von Felix Mitterer Premiere. Mit dem Drama schrieb der Autor die wahre Geschichte des jüdischen Schauspielers Leo Reuss zu Ende und erfüllte sich damit einen Traum.

Im Stück greift Autor Felix Mitterer auf eine wahre Begebenheit zurück. Der jüdische Schauspieler Leo Reuss erhielt 1934 von den Nazis ein Arbeitsverbot in Deutschland. Im Jahr darauf musste er emigrieren und ging zunächst nach Österreich. Als er dort jedoch auch keine Arbeit fand, verschwand er plötzlich. Es hieß, er sei nach Amerika gegangen.

Leo Reuss gibt sich als Tiroler Bauer aus

Einige Zeit später tauchte bei Max Reinhardt in Salzburg ein Tiroler Bauer namens Kaspar Brandhofer auf. Der Bauer wollte unbedingt vorsprechen. Reinhardt hörte ihn an, war sehr beeindruckt und empfahl ihn nach Wien zu Ernst Lothar, dem Direktor des Theaters in der Josefstadt. Dieser engagierte ihn vor lauter Begeisterung. Der Bauer spielte mit großem Erfolg und vor allem von der nationalsozialistischen Presse in Österreich und Deutschland gab es äußerst positive Kritiken.

"In der Löwengrube" Stadttheater Mödling Felix Mitterer

ORF

Der jüdische Schauspieler Leo Reuss wird als Tiroler Bauer Kaspar Brandhofer zum Daniel in der Löwengrube

Doch der Bauer blieb nicht lange unerkannt. Arthur Schnitzlers Sohn selbst war es, der den Bauern als Leo Reuss enttarnte. Seine Karriere war damit vorbei. Reuss bekam keine Rollenangebote mehr und er sah sich gezwungen, in die USA auszuwandern. Dort spielte Reuss, genauso wie andere jüdische Emigranten, kleine Rollen in amerikanischen Filmen, bis er während einer Theatertournee in Manila an einem Herzanfall verstarb.

Reuss bietet den Nazis die Stirn

„Fasziniert hat mich, dass da einer die Nazis mit ihrem blödsinnigen Rassenwahn ‚reingelegt‘ hat. Ich habe die Geschichte schon seit den 70er Jahren im Kopf. Jeder, der in Wien mit Theater zu tun hat, kennt die Geschichte von Leo Reuss“, sagt der Autor Felix Mitterer. Peter Preissler führt Regie: "Was ich als Regisseur und Schauspieler schätze: es gibt keine schlechte Rolle in dem Stück. Daher habe ich lauter tolle Schauspieler gewinnen können, die zwar alle Hauptrollen spielen können und doch spielen sie hier die kleinen Rollen. Allein das macht mir so viel Freude. Und natürlich auch die Theatersituation. Dieser Minimundus hier, wo das, was im Großen passiert, im Kleinen noch extremer erscheint. Das hat mir sehr gefallen und mich sehr beeindruckt.“

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Rüdiger Hentzschel als Tiroler Bauer

Der jüdische Schauspieler Leo Reuss wird nach dem bibilischen Vorbild zum Daniel in der Löwengrube.

Mitterers Drama reizt alle gängigen Themen vom Ehedrama über das Rührstück bis zur politischen Parabel aus. Schauspieler Rüdiger Hentzschel verkörpert den Tiroler Bauern Artur Kirsch, der den Mut zusammennimmt, um einem ganzen Regime die Stirn zu bieten. „Eigentlich ist er kein Mutiger. Er ist Schauspieler und spielt eine Rolle. Und in der Rolle kann er mutig sein. Er selber ist überhaupt nicht mutig. Aber in der Rolle kann er alles sein“, sagt Regisseur Peter Preissler. Artur Kirsch wird damit zum Daniel in der Löwengrube, wie das Vorbild in der Bibel heißt.

Drama ohne „Happy End“

„Da ist kein gutes Ende, aber er hat es ihnen gezeigt. Die Nazipresse hat diesen knorrigen Tiroler Bauern, dieses ‚Urtalent‘, bejubelt", erzählt Autor Felix Mitterer. Laut Regisseur Peter Preissler möchte man mit dem Stück die Menschen zum Nachdenken bringen: "Man kann nichts bewirken, aber man kann die Leute zum Nachdenken bringen. Und wenn es nur zwei sind pro Aufführung, habe ich schon groß etwas erreicht.“ Das Drama „In der Löwengrube“ ist bis 27.2. im Stadttheater Mödling zu sehen.

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