Tatortreiniger: Ein blutiges Geschäft

Es ist ein äußerst ungewöhnlicher Beruf, der gleichermaßen fasziniert und abstößt: Tatortreiniger. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn zum Beispiel nach einem Mord aufgeräumt werden muss. Rosalia Zelenka ist eine von ihnen.

Die 53-Jährige betreibt in Hautzendorf (Bezirk Mistelbach) ein Unternehmen mit fünf Mitarbeitern. Sie wird von Landeskriminalämtern oder direkt von Angehörigen angefordert, etwa zweimal pro Woche wird sie zu einem Tatort gerufen.

Tatort

ORF / Andreas Kotzmann

Rosalia Zelenka

noe.ORF.at: Wie wird man Tatortreinigerin?

Rosalia Zelenka: Ich war früher Prokuristin in einem Unternehmen, das gelegentlich auch Tatortreinigungen gemacht hat. Der Mitarbeiter, der dafür zuständig war, ist ausgefallen, plötzlich war ein neuer Tatort da, also bin ich eingesprungen. Ich hatte einen Leichenfund in einer Messie-Wohnung. Damit hat es für mich angefangen und ich habe rasch erkannt, dass es einen absoluten Notstand gibt – also, dass die Hausverwaltungen mit den Händen ringen, weil sie niemanden finden, der solche Wohnungen räumen will.

noe.ORF.at: Gerade in Messie-Wohnungen ist man mitunter mit heftigen Eindrücken wie extremem Gestank konfrontiert. Wie schafft man es, diese Eindrücke auszublenden, um seine Arbeit machen zu können?

Zelenka: Es gibt ein paar Tricks, wie man sich über diese Dinge hinwegsetzen kann. Bei Gerüchen gibt es Atemübungen, die man machen kann, sodass man das nicht ganz so wahrnimmt.

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Auf dem Weg zum Tatort

Rosalia Zelenka und ihr Mitarbeiter werden zu einem Tatort gerufen. Penibel entfernen sie die Spuren, die nach Straftaten zurückbleiben.

noe.ORF.at: Sie haben im vorigen Sommer im Fall der 71 toten Flüchtlinge auf der Ostautobahn mit ihrem Team die Reinigung des Lastwagens übernommen. Wie kann man solche Erlebnisse verarbeiten?

Zelenka: Die Reinigung des Kühl-Lkws war sicher der allerschlimmste Fall, den wir je hatten. Wichtig ist, dass man bei der Tatortreinigung generell immer mit langjährigen Kollegen zusammenarbeitet, auf die man sich verlassen kann. Denn es kann durchaus passieren, dass man an seine Grenzen kommt, und wenn ein Tatortreiniger dann alleine im Einsatz wäre, wäre das eine Katastrophe. So ist man aber im Team und man weiß, wenn es einem nicht gut geht, sagt man das, man spricht darüber, atmet durch und dann geht es wieder.

noe.ORF.at: Wieso können diesen Job nicht auch „normale“ Reinigungskräfte machen?

Zelenka: Weil es Ö-Normen gibt, also Richtlinien, wie Abfälle, die an Tatorten anfallen, zu behandeln sind und daran muss man sich auch halten. Es handelt sich dabei um hochinfektiöse Abfälle, die zum Beispiel in einer eigenen Tonne entsorgt werden müssen. Diese Tonne wird dann luftdicht verschlossen, kommt zum Entsorger und wird dort verbrannt. Für die Entfernung von Blut oder organischem Material braucht es außerdem Spezialreinigungsmittel, darüber hinaus muss man gewährleisten, dass keine Rückstände in die Umwelt gelangen.

noe.ORF.at: Professionelle Tatortreiniger gibt es nicht viele, jetzt wollen Sie ihr Wissen weitergeben und auch Lehrlinge ausbilden.

Zelenka: Ja, es ist mir ein Anliegen, dass man auch in Österreich - so wie das in Deutschland schon begonnen wurde - sagen kann: Es gibt ausgebildete Tatortreiniger. Wir wollen im Herbst einen Lehrling aufnehmen. Er sollte aber mindestens 18 Jahre alt und eine gefestigte Persönlichkeit sein.

Das Gespräch mit Rosalia Zelenka führte Doris Henninger, noe.ORF.at.