Wenig Interesse an Kassenarztstellen

In Niederösterreich gibt es zu wenige Interessenten für offene Kassenstellen. Am stärksten sind laut Ärztekammer die Bezirke Neunkirchen, Krems und Mistelbach betroffen, es fehlen vor allem Allgemeinmediziner, Kinderärzte und Psychiater.

Seit Monaten werden in den Bezirken Gänserndorf und Lilienfeld erfolglos Kassenärzte für Psychiatrie gesucht. In Hainburg an der Donau (Bezirk Bruck an der Leitha) und in Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) werden ab April beide Kinderarztstellen unbesetzt sein, denn es gibt keine Bewerber für die Kassenverträge. Auch in Wr. Neustadt könnte sich die Situation nach Angaben der Ärztekammer zuspitzen, denn in ein paar Jahren werden alle drei Kinderärzte in Pension gehen.

Bis vor einigen Jahren meldeten sich noch mehrere Bewerber für eine ausgeschriebene Kassenstelle. Derzeit gibt es für 14 von 25 Arztstellen in Niederösterreich keinen Interessenten. Jan Pazourek, Generaldirektor der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse, will aber von keinem generellen Ärztemangel sprechen, sondern nur von punktuellen Nachbesetzungsschwierigkeiten, speziell bei Psychiatern gäbe es zu wenige Fachärzte. Die medizinische Versorgung in Niederösterreich sei aber nicht gefährdet, so Pazourek.

Ärztekammer: Hilfe bei Ordinationseröffnungen

Waren bis vor einigen Jahren ausschließlich die kleineren Gemeinden in abgelegenen Regionen Niederösterreichs vom Ärztemangel betroffen, zeige sich der Mangel heute auch schon in Städten, heißt es in einer Aussendung der Ärztekammer für Niederösterreich. Selbst in einer größeren Stadt wie Neunkirchen wird seit Monaten ein Nachfolger gesucht.

Schild Arzt

APA/Guenter R. Artinger

Für den stellvertretenden Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Max Wudy, sei diese Entwicklung nicht leicht nachvollziehbar: „Ich bin seit vielen Jahren Landarzt in Weißenbach an der Triesting. Auch wenn der Beruf des Landarztes nichts mit einem Nine-to-five-Job zu tun hat, ist es dennoch ein wunderschöner Beruf. Durch das jahrelange Vertrauensverhältnis zwischen meinen Patienten und mir bin ich Teil ihres Lebens geworden. Nicht viele Menschen können dies von ihrem Beruf sagen. Umso nachdenklicher stimmt es mich, dass sich so wenige Kollegen für den Beruf des Hausarztes interessieren.“

Seit Jahren bereitet die Ärztekammer interessierte Ärztinnen und Ärzte mit Informationsangeboten auf die Eröffnung einer Ordination vor und versucht damit, dem Ärztemangel in diesem Bereich entgegenzuwirken, sagt Christoph Reisner, der Präsident der Ärztekammer. „Der Schritt in die Selbstständigkeit ist oft mit Verunsicherungen verbunden. Daher bietet die Ärztekammer regelmäßig Niederlassungsseminare an, bei denen die wirtschaftlichen Aspekte herausgearbeitet werden, um Unsicherheiten auszuräumen“, so Reisner.

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