Käufer für Märchenhotel gesucht

Für das legendäre Südbahnhotel auf dem Semmering wird intensiv ein Käufer gesucht, bis zum Ende dieses Jahres soll er gefunden sein. Er soll das geschichtsträchtige Haus wiederbeleben und zu neuem Glanz führen.

Das dunkel gebeizte, edle Holz der massiven Säulenverkleidung in der Lobby, die Rezeption, mit den leeren Fächern, die Originalsafes neben der Direktion, die Metallbuchstaben an den Türen und Wänden, es erstaunt, was und wie viel von der Originalausstattung im legendären Südbahnhotel noch erhalten ist. Die Schritte begleitet das erhabenes Gefühl, Teil einer mondänen Inszenierung zu sein. Beim Weg durch die Lobby zur Hotelbar, vorbei an den Marmortoiletten, denkt man: Alles noch da von einst.

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Ein Märchenhotel im Dornröschenschlaf

In manchen Räumen scheint einfach nur die Zeit angehalten worden zu sein, wie in dem Prunksaal, der Lobby und den Terrassen.

Als wären die Gäste gerade erst gegangen

Die potenziellen Käufer, die sich für das Haus interessieren, kämen aus Österreich, den USA, Asien und dem arabischen Raum. Sie kennen das Südbahnhotel und seine Geschichte ein wenig von Fotos, sagt Edgar Bauer von der EB Hotel Tourismus Consulting & Management, der den Kauf abwickeln soll. „Aber wenn sie das Haus dann betreten, und wir unsere Runden machen, sind sie wirklich sprachlos, im positiven Sinn. Jeder sagt, das Haus ist lebendig, man habe vielfach den Eindruck, dass die Hotelgäste der Vergangenheit erst aufgestanden wären und man wartet auf die nächsten“, schildert Edgar Bauer die Eindrücke.

historische Aufnahmen

ORF

Das sei dem derzeitigen Besitzer zu verdanken, dass das Haus diesen Eindruck erweckt. Der medienscheue deutsche Großunternehmer hat in der Zeit von 1994 bis 1998 eine rege Bautätigkeit entwickelt. Er hat die enorme Dachfläche erneuert und dem Südbahnhotel die markante grün glänzende Färbung zurückgegeben. „Die Bausubstanz des Hauses ist sehr gut, auch das wird positiv wahrgenommen“, ergänzt Bauer. Der Eigentümer hat durch seine Übernahme vermutlich verhindert, dass das Hotel verfällt und sein wertvolles Interieur geplündert wird. Denn das Haus wird rund um die Uhr bewohnt, Kameras überwachen das Gelände.

Zeit ist reif für eine Weiterentwicklung

Sendungshinweis

„Niederösterreich heute" - „Kulturerbe“ 9.3.2016

Der Zeitgeist passe gerade gut für einen Verkauf. „Gut Ding braucht Weile, ich bin aber optimistisch, dass 2016 ein neuer Eigentümer gefunden wird und wir das Südbahnhotel weiterentwickeln können“, so Bauer. Acht Millionen Euro beträgt der Kaufpreis, 50 bis 60 Millionen Euro sind dann noch zu investieren, um das Südbahnhotel entweder wieder in ein Luxushotel, eine Luxusresidenz für sogenannte „Best-Ager“ oder ein Luxus-Spa zu verwandeln. Edgar Bauer und der deutschen Besitzer wollen sicherstellen , dass die kommende Nutzung des neuen Investors der Region nützt. Dem nächsten Besitzer müsse das Haus am Herzen liegen, wie dem derzeitigen, lautet die Vorgabe. Er soll dem Südbahnhotel wieder jenen Glanz und jenes Gewicht verleihen, den dieses Flaggschiff des frühen österreichischen Tourismus hatte.

Mondänes Zentrum des aufstrebenden Semmerings

Es gab kaum ein Plakat der Südbahn, das um die Jahrhundertwende nicht mit dem Südbahnhotel geworben hätte. Gekrönte Häupter, Hochadelige, Künstler und in der Ersten Republik die Reichen ihrer Zeit, sie alle wollten hier absteigen. Das Haus verfügte über Geschäfte, ein eigenes Kino, ein großzügig angelegtes Post- und Telegraphenamt, exzellente Speiselokale. Eine Rodelbahn, eine Bobbahn, Sprungschanze, Skilauf bot der Semmering. Für den Sommergast wurde 1926 der erste Golfplatz Österreichs geschaffen sowie 1932 ein Hallenbad, gestaltet von den beiden renommierten Ringstraßenarchitekten Emil Hoppe und Otto Schönthal.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

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