Pöggstall: Kleiner Ort mit großer Aufgabe

Es ist eine große Aufgabe, die auf den kleinen 2.500-Einwohner-Ort Pöggstall (Bezirk Melk) wartet: Das Schloss wird Zentrum der Landesausstellung im nächsten Jahr sein, die Infrastruktur dafür entsteht jetzt.

Erstmals seit dem Jahr 2005 – damals am Heldenberg (Bezirk Hollabrunn) – ist nur ein Ort allein Zentrum einer Landesausstellung. Zuletzt waren es immer mehrere gewesen, im Vorjahr sogar vier. Eine gewaltige Herausforderung für Pöggstall, der man aber – so sieht das jedenfalls Bürgermeisterin Margit Straßhofer (ÖVP) - mit Respekt begegnet: „Ja, es ist Respekt vor dieser großen Aufgabe, aber es sind auch 23 weitere Gemeinden um uns herum, die in der Arbeitsgemeinschaft mit dabei sind. Denn eine Landesausstellung hat immer auch etwas mit Regionsentwicklung zu tun, da stehen wir nicht allein da.“

Eine Gemeinde sucht ihre Identität

Diese große Beteiligung ist kein Zufall, kämpft doch die ganze Region seit Jahrzehnten damit, eine Art „Niemandsland“ zu sein. Das südliche Waldviertel gehört großteils dem Bezirk Melk an – und der wird eigentlich dem Mostviertel zugerechnet. Dazu zählt man sich in Pöggstall und Umgebung definitiv nicht.

Also Waldviertel, was geografisch zwar stimmt, aber als klassisches Waldviertel wird man auch nicht wahrgenommen. Die Landesausstellung soll ein Schub in eine neue Richtung bringen, sagt die Bürgermeisterin: „Wir wollen das Schloss Pöggstall als sogenanntes Begegnungsherz der Region südliches Waldviertel positionieren. Auch nach der Landesausstellung soll dadurch – mit wechselnden Ausstellungen und Veranstaltungen – ein attraktives Angebot geschaffen werden. Die vielen Landesausstellungs-Partner in den 23 Gemeinden helfen da mit.“

Alle Beteiligten sind gefordert

Immer wieder ist von einer „Jahrhundertchance“ die Rede, die auch im Ort selbst genützt werden soll. Gastronomiebetriebe haben noch ein Jahr Zeit, sich herauszuputzen, um von dem Kuchen mitzunaschen, der durch 250.000 oder mehr Besucher serviert wird. Zusätzliche Fixparkplätze werden nur wenige neu gebaut.

Einerseits, um nicht nachher ungenützte „Parkplatzleichen“ zu haben, andererseits aber auch, weil im Ort einfach der Platz fehlt. Außerhalb werden temporäre Parkplätze für ein Jahr angelegt und später wieder rückgebaut. Viel wird vom Funktionieren eines Bus-Shuttle-Services abhängen. Während der Landesausstellungszeit werden vom Bahnhof Melk nach Pöggstall täglich fünf bis sechs Busse verkehren, an Wochenenden zwölf.

Schloss Pöggstall

ORF

Weg vom Image des „Folterschlosses“

Das Schloss Pöggstall war bisher überregional vor allem durch die Folterkammer mit ihren fragwürdig angewendeten Werkzeugen bekannt. Ein Image, von dem man los will, sagt Peter Aichinger-Rosenberger, verantwortlich für die baulichen Aktivitäten: „Das Schloss Pöggstall - eigentlich heißt es ja Schloss Rogendorf nach den früheren Besitzern - ist ein Baujuwel, das es zu heben gilt, und wir stoßen auch praktisch bei jedem Arbeitsgang auf Neues, Unerwartetes. Da ist etwa eine gotische Halle völlig verbaut gewesen, in sieben Räume aufgeteilt. Im Hof sind wunderschöne Fresken, dieses Schloss ist so viel mehr als die Folterkammer.“

Neun Millionen Euro für die Schlosssanierung

Die Arbeiten sind zurzeit in vollem Gange, neun Millionen Euro soll die Sanierung des früheren Wasserschlosses aus dem 13. Jahrhundert kosten. Alles ist im Plan, Restaurierung ebenso wie Kosten. Peter Aichinger-Rosenberger setzte sich zur Aufgabe, so viel von der alten Bausubstanz zu erhalten wie irgend möglich, und das scheint zu gelingen.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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