Sensationsfund in Römerstadt Carnuntum

Die Römerstadt Carnuntum in Petronell (Bezirk Bruck a.d. Leitha) ist um einen „Sensationsfund“ reicher. Über ein Bodenradar wurden die Quartiere der Leibgarde des Statthalters entdeckt. Die Anlage gilt weltweit als einzigartig.

Seit Jahrzehnten wird in Carnuntum wissenschaftliche Grundlagenforschung betrieben. Die Aufbereitung der Erkenntnisse lasse die Besucher in die römische Geschichte eintauchen und das wirke sich auch auf den Tourismus in der Region aus. Die Einrichtung mit ihrem rekonstruierten römischen Stadtviertel zählt 160.000 Besucher jährlich, sagt Tourismuslandesrätin Petra Bohuslav (ÖVP).

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Simulation des Sensationsfunds:

Digital wird dargestellt, was sich nur wenige Zentimeter unter dem Boden verbirgt. Die Kasernen der Statthaltergarde.

Im Jahr 2012 startete das Ludwig Boltzmann Institut für archäologische Prospektion und virtuelle Archäologie unter der Leitung von Wolfgang Neubauer im Auftrag des Landes Niederösterreich das Projekt „Gesamtprospektion Kernzone Carnuntum“, in dessen Verlauf bereits die Gladiatorenschule und Marschlager zutage traten - Gladiatorenschule: Bedeutende Entdeckung (noe.ORF.at; 12.1.2012).

Größte Untersuchung bisher in Carnuntum

Derzeit werde der „riesige“ Datensatz ausgewertet. Neubauer sprach von der größten Untersuchung bisher, die nun „Großes“ sichtbar machte - und es sei noch sehr viel verborgen. Carnuntum sei bisher der einzige Standort im einstigen Imperium Romanum, wo der Statthaltersitz und seine „Bewachungstruppe“ verortet wurden. Selbst in Rom seien die Hinweise auf die Prätorianergarde des Kaisers spärlich, nur eine kleine bauliche Struktur in Lambaesis in Algerien könnte auf Ähnliches hindeuten, wurde am Mittwoch erläutert.

Sensationsfund Carnuntum

APA/7REASONS/IKANT/LBI ARCHPRO

Quartiere der Garde des römischen Statthalters in Carnuntum entdeckt

Sonderstellung in römischer Militärarchitektur

Die Gardequartiere - an der westlichen Peripherie von Bad Deutsch Altenburg - lagen zwischen dem Campus, dem Übungsplatz der Legion, und dem Praetorium, Amtssitz des oberpannonischen Provinzstatthalters. Das ummauerte Areal umfasste eine Fläche von rund 1,8 Hektar. Identifiziert wurden sechs bis sieben Mannschaftsbaracken, was laut Neubauer auf eine Stärke von 400 bis 500 Mann schließen lasse. Dieses Lager nehme in der römischen Militärarchitektur eine Sonderstellung ein. Die gesamte römische Stadt erstreckte sich einst über zehn Quadratkilometer.

„Carnuntum ist ein Dauerbrenner“, sagt Franz Humer, wissenschaftlicher Leiter der Römerstadt Carnuntum (vormals als Archäologischer Park bezeichnet). Seit beinahe 30 Jahren ist er hier tätig, und fast jedes Jahr kämen wissenschaftliche Highlights dazu. Die nun entdeckte Garde des Statthalters soll, wie Geschäftsführer Markus Wachter ankündigte, im Rahmen einer Ausstellung 2017 präsentiert werden. Für Landesrätin Bohuslav sei der Fund „in einem Atemzug mit Pompeji zu nennen“.

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