St. Pölten wählt: Adl im Talk

In der Landeshauptstadt St. Pölten wird am 17. April der Gemeinderat neu gewählt. In der Interviewserie mit den Spitzenkandidaten stellt sich heute Vize-Bürgermeister Matthias Adl (ÖVP) den Fragen von noe.ORF.at.

Bei der Gemeinderatswahl in St. Pölten am 17. April treten sieben Parteien und Listen an. Neben den schon bisher im Rathaus vertretenen SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grünen sind das NEOS und die Listen BLÜH sowie jetzt. Die jeweiligen Spitzenkandidaten stellen sich von 1. bis 7. April den Fragen von noe.ORF.at - mehr dazu unter St. Pölten wählt: Kandidaten im Talk.

Matthias Adl wurde am 28. September 1966 geboren, er wuchs mit seinen fünf Geschwistern in Pottenbrunn auf. Dort ging er in die Volks- und Hauptschule, bevor er ans Francisco Josephinum nach Wieselburg wechselte und dort maturierte. Nach seinem Präsenzdienst war er zehn Jahre lang in der Privatwirtschaft tätig, bevor er 1995 als Bezirksgeschäftsführer in die Volkspartei St. Pölten wechselte. Adls politisches Engagement in der ÖVP begann bei der Jungen ÖVP Pottenbrunn und als Bezirksobmann der Jungen ÖVP, später als Funktionär der ÖVP Pottenbrunn sowie im NÖAAB.

Seit 2005 ist er Mitglied des Gemeinderates der Landeshauptstadt, bis 2011 war er Obmann des Umwelt-Ausschusses. Im April 2011 wurde Matthias Adl Vizebürgermeister und auch Obmann der ÖVP St. Pölten. Matthias Adl ist verheiratet, hat mit seiner Frau Brigitte drei Töchter und lebt in Wasserburg im Norden der Landeshauptstadt.

Matthias Adl ÖVP

ÖVP St. Pölten

Matthias Adl

noe.ORF.at: In welche Richtung soll sich das Image der Stadt St. Pölten entwickeln?

Matthias Adl: St. Pölten kann mehr und muss das auch entsprechend kommunizieren. Das bedeutet selbstbewusst auftreten, zum Beispiel beim Tourismus. In Sachen Wirtschaft und damit verbunden in der Ausbildung ist es wichtig, dass St. Pölten seinen Platz und Schwerpunkt findet, so wie es andere Städte in Niederösterreich bereits vorgemacht haben.

noe.ORF.at: Die Innenstadt von St. Pölten kämpft in manchen Bereichen seit Jahren mit leer stehenden Geschäften und dem Aussterben mancher Straßenabschnitte. Wie wollen Sie dieses Problem lösen?

Adl: Es braucht aktive Standortpolitik und gute Ideen. Ich würde das Gespräch mit den Hauseigentümern auf der einen und Wirtschaftstreibenden auf der anderen Seite suchen. Unsere Innenstadt braucht den richtigen Mix aus Freizeit, Wohnen und Arbeiten. Das wird die Herausforderung in den kommenden Jahren werden.

noe.ORF.at: Immer wieder wird in der Bevölkerung St. Pöltens über die Gestaltung des Domplatzes diskutiert. Was soll aus dem Domplatz wirklich werden?

Adl: Wir wollen einen multifunktionalen Domplatz und damit zu verschiedenen Zeiten das Beste aus dem Platz herausholen. Der Domplatz soll Platz für den Wochenmarkt mit regionalen Produzenten, Platz für Veranstaltungen und Parkplatz sein. Das ist im Sinne von mehr als 200 Innenstadt-Kaufleuten und 2.500 St. Pöltnern, die sich mit ihrer Unterschrift für den Erhalt der Parkplätze ausgesprochen haben.

noe.ORF.at: St. Pölten ist eine wachsende Stadt, zählt mittlerweile knapp 60.000 Einwohner. Soll dieser Trend weitergehen und was muss dafür getan werden?

Adl: Wir begrüßen das Wachstum der Stadt. Dieses darf aber nicht auf Kosten der Lebensqualität gehen. So wollen wir Grünflächen wie den Sonnenpark erhalten und nicht alles Grün dem Grau von Wohnbauten opfern. Auch die Infrastruktur in den Stadtteilen, wenn man an Schulen und Nahversorgung denkt, muss entsprechend mitwachsen, sodass regionale Strukturen nicht überfordert werden.

noe.ORF.at: Was ist für Sie das zentrale Verkehrsprojekt in St. Pölten in den nächsten fünf Jahren?

Adl: In St. Pölten soll ein Leben ohne Auto möglich sein, ohne die Autofahrer zu schikanieren. Deshalb setzen wir uns für besseren und vor allem günstigeren LUP mit einem 200-Euro-Jahresticket ein. Und deshalb wollen wir die Parkplätze am Domplatz auch weiterhin erhalten.

noe.ORF.at: Der öffentliche Verkehr wird in Ballungsräumen immer wichtiger. Reicht das Angebot in St. Pölten oder besteht Handlungsbedarf?

Adl: Der LUP muss besser und vor allem günstiger werden. 200 Euro für das Jahresticket sind genug. Wir wollen ein Angebot auch an Sonn- und Feiertagen, wie es einer Landeshauptstadt würdig wäre. Wichtig sind aber auch Verbesserungen wie die Vermeidung von zu viel Lärm gerade in den Stadtteilen.

noe.ORF.at: Zum Frequency-Festival kommen jedes Jahr etwa 150.000 Menschen nach St. Pölten. Soll die Stadt auch Schauplatz bzw. Veranstalter anderer Festivals werden?

Adl: Das Frequency bringt St. Pölten einen großen Imagegewinn, gerade bei Jüngeren. Wir pochen aber darauf, dass Festivals wie dieses nur im größtmöglichen Einvernehmen mit den Anrainern durchzuführen sind. Das betrifft vor allem die Säuberung der Traisen und des Ufers als zentrales Naherholungsgebiet.

noe.ORF.at: Vor 30 Jahren wurde St. Pölten zur Landeshauptstadt von Niederösterreich. Wie hat sich Ihrer Ansicht nach die Stadt seit 1986 entwickelt?

Adl: Es waren vor allem die Investitionen von Land und Institutionen sowie vieler Privater, die St. Pölten in den letzten 30 Jahren Auftrieb verliehen haben. Gerade die Partnerschaft mit dem Land prägt das Stadtbild ja heute, wenn man an das Regierungsviertel oder das Universitätsklinikum denkt. Auch das Selbstbewusstsein der Stadt hat angezogen. Wir leben also in einer guten Stadt, in der aber noch mehr geht.

noe.ORF.at: Welche Angebote fehlen derzeit?

Adl: Wir wollen den Traisen-Strand noch attraktiver machen. Mit einem Trend-Lokal würde das sehr gut funktionieren. Für Familien fehlt es an Angeboten, gerade an regnerischen Tagen. Ein Indoor-Spielplatz in St. Pölten ist uns ein großes Anliegen. Was fehlt ist das 200-Euro-Jahresticket beim LUP. Auch die große Zukunftsvision für St. Pölten ist nach der Hauptstadtwerdung abhandengekommen.

Matthias Adl ,Vizebürgermeister St. Pölten

Volkspartei Niederösterreich

Wordrap mit Matthias Adl

Wie würden Sie St. Pölten mit einem Wort beschreiben? Mehr drin.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in St. Pölten? Bei meiner Familie.

Wenn Sie jemand fragt, wo St. Pölten ist, was ist Ihre Antwort? Im Herzen Niederösterreichs.

Was ist für St. Pölten typisch? Die barocke Altstadt und Prandtauer-Architektur.

Was ist für Sie das Wahrzeichen von St. Pölten? Unsere Innenstadt mit dem Dom.

Wenn Sie es sich aussuchen könnten, wo in St. Pölten würden Sie gerne wohnen? Ich habe den perfekten Platz mit meiner Familie gefunden.

Was fehlt in St. Pölten? Günstiger öffentlicher Verkehr, die Bekenntnis zu Parkplätzen am Domplatz und Rechtssicherheit beim Sonnenpark.

Was ist 2021 in St. Pölten anders? Das 200-Euro-Jahresticket ist Realität. Wir haben einen multifunktionalen Domplatz mit Parkplätzen. Der Sonnenpark blüht und gedeiht.

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