St. Pölten wählt: Heimerl im Talk

In der Landeshauptstadt St. Pölten wird am 17. April der Gemeinderat neu gewählt. In der Interviewserie mit den Spitzenkandidaten stellt sich heute Walter Heimerl (dieKühnen.jetzt) den Fragen von noe.ORF.at.

Bei der Gemeinderatswahl in St. Pölten am 17. April treten sieben Parteien und Listen an. Neben den schon bisher im Rathaus vertretenen SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grünen sind das NEOS und die Listen BLÜH sowie jetzt. Die jeweiligen Spitzenkandidaten stellen sich von 1. bis 7. April den Fragen von noe.ORF.at - mehr dazu in St. Pölten wählt: Kandidaten im Talk.

Walter Heimerl, Jahrgang 1958, ist gelernter Feinoptiker, hat seit 1998 eine Gastgewerbekonzession und absolvierte in Wien an der Wirtschaftsuniversität eine Ausbildung zum Akademischen Tourismusmanager. Seit 2009 ist er Mitarbeiter im Gastronomiebereich des Cinema Paradiso in St. Pölten. Davor arbeitete der 57-Jährige u.a. als Beamter im Umweltbundesamt (Abteilung Umweltplanung/Naturschutz) und war fünf Jahre Pächter eines Berggasthofes und vier Jahre Geschäftsführer eines Gastronomiebetriebes in Wien.

Walter Heimerl von der Liste jetzt

Liste jetzt

Walter Heimerl

noe.ORF.at: In welche Richtung soll sich das Image der Stadt St. Pölten entwickeln?

Walter Heimerl: St. Pölten soll das Image einer Stadt der Möglichkeiten und der Innovation besitzen, aufgeschlossen für Neues, selbstbewusst, zukunftsfähig und spritzig. Auf Grund der kurzen Wege aber auch gemütlich und frei von Stress und Hektik. Geprägt von einer Könnensgesellschaft, die alle einbezieht und niemand ausgrenzt.

noe.ORF.at: Die Innenstadt von St. Pölten kämpft in manchen Bereichen seit Jahren mit leerstehenden Geschäften und dem Aussterben mancher Straßenabschnitte. Wie wollen Sie dieses
Problem lösen?

Heimerl: Erstens: Aufbau eines Anreiz- und Beratungssystemes, welches den Eigentümern eine Vermietung schmackhaft macht und bis dahin eine temporäre Nutzung ermöglicht. Zweitens: EINE nichtkommerzielle Vermittlungsstelle. Drittens: Es leiden besonders jene Straßenzüge, die ein hohes PKW-Aufkommen haben. Daher muss der motorisierte Individualverkehr zurückgedrängt und Querungsmöglichkeiten der Innenstadt für Autos unterbunden werden.

noe.ORF.at: Immer wieder wird in der Bevölkerung St. Pöltens über die Gestaltung des Domplatzes diskutiert. Was soll aus dem Domplatz wirklich werden?

Heimerl: An zentraler Stelle ein großer schattenspendender und das Mikroklima verbessernder Baum – natürlich nach Abklärung und Umsetzung aller dafür notwendigen archäologischen Maßnahmen, Marktstände sind an jedem Tag möglich, der Platz ist Lebens- und Kommunikationsraum ohne Konsumzwang, aber mit Einkehrmöglichkeit. Die Grabungsergebnisse werden in geeigneter Form präsentiert.

noe.ORF.at: St. Pölten ist eine wachsende Stadt, zählt mittlerweile knapp 60.000 Einwohner. Soll dieser Trend weitergehen und was muss dafür getan werden?

Heimerl: Der Trend wird auch ohne aktive Unterstützung weitergehen. Wesentlich ist eine vorausschauende und zukunftsfähige Planung der Infrastruktur und der Daseinsvorsorge. Die verkehrstechnische Erschließung mit Maßnahmen des Umweltverbundes hat dabei besondere Priorität. Darüber hinaus ist der Entwicklung des quartären Sektors besonderes Augenmerk zu schenken.

noe.ORF.at: Was ist für Sie das zentrale Verkehrsprojekt in St. Pölten in den nächsten fünf Jahren?

Heimerl: Die zentrale Herausforderung im Verkehrssektor wird – vor allem in Hinblick auf die Zielerreichung des Klimaprotokolls von Paris – die Überwindung des zu sehr auf den Autoverkehr ausgelegten Verkehrsangebotes sein. Der Anteil der im Umweltverbund zurückgelegten Wege ist von 44 Prozent im Jahr 2012 auf 60 Prozent im Jahr 2021 zu erhöhen. Und: Zehn Prozent aller Parkplätze sind mit E-Tankstellen ausgerüstet.

noe.ORF.at: Der öffentliche Verkehr wird in Ballungsräumen immer wichtiger. Reicht das Angebot in St. Pölten oder besteht Handlungsbedarf?

Heimerl: Es besteht mehrfacher Handlungsbedarf: Erstens: Errichtung einer schnellen Verkehrsverbindung auf der Nord-Süd-Achse beidseitig der Traisen, bevorzugt straßenunabhängig. Zweitens: Deutliche Verbesserung des Bussystems als Zubringer zur Nord-Süd-Achse und Optimierung aller Haltestellen: die Basisfunktionen müssen erfüllt sein. Drittens: P&R an den Haupteinfallsrouten mit Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz.

noe.ORF.at: Zum Frequency-Festival kommen jedes Jahr etwa 150.000 Menschen nach St. Pölten. Soll die Stadt auch Schauplatz bzw. Veranstalter anderer Festivals werden?

Heimerl: Ein klares und deutliches Ja, allerdings unter folgenden Auflagen: Erstens: Lösung des Müllproblems auf den Wiesen z.B. durch Rollrasen, der nach der Veranstaltung samt den darauf liegenden Abfällen entsorgt wird. Zweitens: Lösung des Lärmproblems z.B. mit aktiver Geräuschunterdrückung. Drittens: Punktuelles, temporäres Ausschwärmen des Festivals in die Stadtteile, um den Nutzen für die Stadt zu erhöhen.

noe.ORF.at: Vor 30 Jahren wurde St. Pölten zur Landeshauptstadt von Niederösterreich. Wie hat sich Ihrer Ansicht nach die Stadt seit 1986 entwickelt?

Heimerl: Infolge der Hauptstadtwerdung und der damit zusammenhängenden Übersiedlung von Landesregierung, Interessensvertretungen und Betrieben entwickelte sich eine Dynamik, die vor allem auf den Bausektor und zahlreiche, insbesondere kleine Betriebe, beschränkt blieb. Andere Bereiche hat diese Dynamik noch kaum erreicht.

noe.ORF.at: Welche Angebote fehlen derzeit?

Heimerl: Es fehlen konsumfreie, urbane Begegnungszonen in der Innenstadt, es mangelt an niederschwelligen Bildungsangeboten, es gibt kein selbstorganisiertes BürgerInnenhaus, es gibt kaum Nahversorgung in den Randgebieten, Maßnahmen zur Mobilisierung freier Wohnungen wurden bisher nicht ergriffen, es gibt kein Radwegenetz, das diese Bezeichnung auch verdient und es gibt in der Stadt keine Kleinbrauerei!

Liste jetzt im Wahlkampf zur Gemeinderatswahl in Sankt Pölten

Liste jetzt

Die Liste „dieKühnen.jetzt“ treten erstmals bei einer Gemeinderatswahl an

Wordrap mit Walter Heimerl

Wie würden Sie St. Pölten mit einem Wort beschreiben? Im Aufbruch.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in St. Pölten? An Markttagen am Domplatz.

Wenn Sie jemand fragt, wo St. Pölten ist, was ist Ihre Antwort? Auf geschichtsträchtigem Boden im Zentrum Niederösterreichs, an der Grenze zwischen Mostviertel und Wienerwald, mitten zwischen Donau und Voralpen.

Was ist für St. Pölten typisch? Die dörfliche Stadt mit ihren vielen Möglichkeiten.

Was ist für Sie das Wahrzeichen von St. Pölten? Leider (noch) nicht die Traisen.

Wenn Sie es sich aussuchen könnten, wo in St. Pölten würden Sie gerne wohnen? Dort wohne ich bereits.

Was fehlt in St. Pölten? Transparente Politik und Verwaltung.

Was ist 2021 in St. Pölten anders? Die St. Pöltner wählen die GemeinderätInnen direkt und keine Parteien.

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