Professoren-Titel für Zeitzeugin Käthe Sasso

Widerstandskämpferin und Zeitzeugin Käthe Sasso erhielt den Berufstitel Professorin. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) überreichte ihr im Beisein von Familienmitgliedern und Weggefährten die Urkunde in der Hofburg in Wien.

Die „großen Töchter“ finden sich zu Recht im aktuellen Text der österreichischen Bundeshymne, meinte Faymann am Freitag beim Festakt mit Blick auf Käthe Sassos jahrzehntelanges Engagement. Friede sowie gesellschaftlicher Friede sei kein Dauerzustand: „Menschen gewöhnen sich sehr rasch an etwas, von dem sie meinen, das sei ausgemachte Sache“, so der Kanzler. Die Geschichte habe aber oft bewiesen, dass die Werte Friede, Freiheit und Demokratie leicht aus dem Gleichgewicht geraten. Jeder Blick zurück müsse begleitet sein von Konsequenzen für die Zukunft, forderte der Bundeskanzler.

Käthe Sasso und Werner Faymann

APA/Herbert Pfarrhofer

Käthe Sasso (r.) und Werner Faymann beim Festakt in der Wiener Hofburg

Menschen wie die im südlichen Niederösterreich lebende Käthe Sasso und andere Zeitzeugen seien mit ihrem Leben für das Wiedererstehen „unserer Heimat Österreich“ eingetreten: „Denn die Heimat braucht nicht schlagende Burschenschafter, sie braucht Menschen, die für den Rechtsstaat gekämpft haben und kämpfen, die gegen Unrecht und den Abbau von Menschenrechten ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, die solidarisch mit den Schwachen und Verfolgten waren und sind und die nach 1945 gegen totalitäre NS-verharmlosende Bewegungen eingetreten sind. Das ist unser Heimatbegriff und nicht der mit dem andere hausieren gehen, der von Ausgrenzung und Hass lebt.“

In Sassos Fall sei auch der Begriff „Heldin“ berechtigt, fand der Kanzler: „Du bist eine - meine - Heldin“, sie sei unbeugsam bis heute. Sasso soll den Titel daher als „kleines, bescheidenes Danke für dein großes und tapferes Leben“ annehmen, so Faymann bevor er die Urkunde überreichte; verliehen wurde der Titel Anfang Februar von Bundespräsident Heinz Fischer.

Sasso: „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“

Sasso - die im März ihren 90. Geburtstag gefeiert hatte - empfand es als große Ehre, in ihrer Geburtsstadt ihren Geburtstag zu feiern und die hohe Auszeichnung entgegenzunehmen. Sie tat dies „mit großem Dank und viel Demut“ und teilte die Auszeichnung mit jenen Frauen und Männern, die gegen das barbarische Naziregime, gegen Willkür und Unmenschlichkeit kämpften und am Wiener Landesgericht hingerichtet wurden. Diese Erfahrungen haben ihr selbst die Kraft gegeben, sich 70 Jahre zu engagieren.

Käthe Sasso

APA/Herbert Pfarrhofer

Käthe Sasso wurde 1942 in Wien im Alter von 16 Jahren als Mitglied einer Widerstandsgruppe von der Gestapo verhaftet. Aufgrund Ihrer Jugend wurde sie nicht zum Tode verurteilt, sondern blieb bis zum Kriegsende inhaftiert. Im April 1945 gelang ihr auf dem Todesmarsch in das KZ Bergen-Belsen die Flucht

In ihrer Ansprache zeigte sich Käthe Sasso außerdem erfreut, dass 2013 endlich eine würdige Gedenkstätte am Zentralfriedhof für die Opfer der nationalsozialistischen Justiz errichtet wurde, über die heute die rot-weiß-rote Fahne weht. Diese sei die Fahne aller Österreicher „und nicht irgendeiner Partei, deren geistige Väter 369 Wochen lang unser Land okkupiert und zigtausende Österreicher ermorden ließen“, betonte Sasso. „Helft bitte alle mit, dass niemals wieder eine Zeit wie in diesen 369 Wochen, als es kein Österreich gab, kommen darf“, appellierte sie an die Gäste. „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“, so die KZ-Überlebende.

Ein Statement von Kardinal Christoph Schönborns zur Auszeichnung wurde per Video zugespielt. „Mit großem Respekt verbeuge ich mich“, erklärte der Wiener Erzbischof darin. Er verbeuge sich vor dem Mut, sich bereits im Alter von 16 Jahren im Widerstand engagiert zu haben. „Danke dieser großen, großartigen Frau für die vielen Jahre, in denen sie Zeugnis gegeben hat, damit nicht vergessen wird, was Menschen Menschen in dieser schlimmen Zeit angetan haben“, so Schönborn. Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) gratulierte ebenfalls via Videobotschaft.