Heftiges Erdbeben im Raum Alland

Im Raum Alland ist es am Montag zu einem deutlich spürbaren Erdbeben gekommen. Nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hatte es eine Stärke von 4,2 auf der Richterskala.

„Die Herdtiefe lag bei neun Kilometern. Die Magnitude wurde zunächst mit 4,1 ermittelt, lag aber nach genauerer Analyse bei 4,2. In der Nähe des Epizentrums sind bei Beben dieser Stärke leichte Schäden möglich, wie etwa Risse im Verputz“, erklärte ZAMG-Seismologin Rita Meurers gegenüber der APA. Der Erdbebendienst der ZAMG erhielt binnen einer Stunde rund 1.800 Mitteilungen, bis zum Nachmittag trafen rund 3.000 Wahrnehmungsmeldungen aus der Bevölkerung ein.

Nachbeben in den nächsten Tagen möglich

Rund um das Hauptbeben gab es auch Vor- und Nachbeben, erklärte Meurers. „Am Sonntag und am Montagvormittag ereigneten sich in der Region Alland einige Vorbeben. Nach dem Hauptbeben zu Mittag gab es dann zumindest zwölf Nachbeben. Sie waren zum Teil spürbar, wie jenes um 12.49 Uhr mit einer Magnitude von 2,4. Auch in den nächsten Tagen und Wochen sind weitere Nachbeben möglich“, sagte die Seismologin.

Das Hauptbeben ereignete sich um 12.28 Uhr. Nadja Morawec aus Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) wurde Zeugin und erzählte gegenüber noe.ORF.at: „Ich bin am Esstisch gesessen, als plötzlich das ganze Haus zu scheppern begonnen hat. Wir wohnen in einem Haus in einer Reihenhaussiedlung, und unter mir hat es auf einmal zu wackeln begonnen.“ Von größeren Schäden in ihrem Haus berichtete Morawec nicht.

Keine Feuerwehreinsätze nach Beben

Bei dem Erdbeben dürften keine gröberen Schäden an Gebäuden entstanden sein, sagte Feuerwehrsprecher Franz Resperger. Jedenfalls wurden keine Feuerwehreinsätze verzeichnet. Allerdings seien „Dutzende Anrufe“ besorgter bzw. aufgeregter Bürger eingegangen. Das galt auch für Wien. In der Bundeshauptstadt verzeichnete die Feuerwehr ebenfalls zahlreiche Anrufe aus der Bevölkerung. Wegen Schäden ausrücken mussten die Einsatzkräfte vorerst aber nicht.

Erdbeben mit einer Magnitude von mindestens 4,0 ereignen sich in Österreich statistische gesehen in etwa alle zwei Jahre, in Niederösterreich alle sieben Jahre. Die letzten vergleichbaren Beben in Österreich waren am 20. September 2013 und am 2. Oktober 2013, beide im Raum Ebreichsdorf (NÖ) mit Stärke 4,2. Bei der Messung von Erdbeben wird die Stärke der Bodenbewegung angegeben (Magnitude). Jeder Punkt bedeutet etwa eine Verzehnfachung der Bebenstärke. Ein Erdbeben der Magnitude 5,0 ist demnach zehnmal so stark wie eines mit 4,0.

Früher wurde die Erdbebenstärke einheitlich nach der Richterskala bestimmt. Der amerikanische Geophysiker Charles Francis Richter hatte die Skala 1935 speziell für Kalifornien ausgearbeitet. Heute wird die Skala nur noch eingeschränkt eingesetzt, auch weil das Verfahren nur bei Erschütterungen in der Nähe der Messstationen zuverlässige Werte liefert.

Mehr als 50.000 Erdbeben pro Jahr

Mittlerweile werden mehrere Skalen parallel verwendet. Derzeit gilt die Momentmagnitude als bestes physikalisches Maß für die Stärke eines Bebens. Sie bestimmt das gesamte Spektrum der seismischen Wellen bei Erdstößen. Die meisten Skalen ergeben zumindest bei schwächeren Beben ähnliche Werte wie die Richterskala, erlauben aber eine genauere Differenzierung bei schweren Beben.

Weltweit treten jährlich etwa 50.000 Beben der Stärke 3,0 bis 4,0 auf. Etwa 800 haben die Stärken 5,0 oder 6,0. Ein Großbeben hat den Wert 8. Das heftigste bisher auf der Erde gemessene Beben hatte eine Magnitude von 9,5 und ereignete sich 1960 in Chile. Schwere Erdbeben sind in Österreich bisher kaum aufgetreten. Die stärksten Erdstöße wurden laut Rekonstruktionen der ZAMG im Jahr 1201 mit einer Magnitude von 6,1 (nach Richter) und mit dem Epizentrum Katschberg in Kärnten verzeichnet. 1972 wurde in Niederösterreich eine Stärke von 5,3 erreicht.

Beben entstehen dadurch, dass die Erdplatten gegeneinander verschoben werden. Dabei wird Spannung im Untergrund aufgebaut. Wenn die Spannung zu groß wird, kommt es zu einem Bruch, der sich als Erdbeben bemerkbar macht.

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