Zeitungen orten tiefe Spaltung im Land

Die Briefwahlstimmen werden die Stichwahl um das Amt des Bundespräsidenten entscheiden. Für viele Chefredakteure und Herausgeber der Zeitungen ist aber schon jetzt klar: Das Land ist seit gestern gespalten.

Für die „Kronen Zeitung“ geht eine Spaltung durchs Land: „Österreich ist politisch zerrissen“ schreibt die Tageszeitung. Erste und wichtigste Aufgabe des neuen Präsidenten werde sein, die Gräben zuzuschütten, so der geschäftsführende Chefredakteur Klaus Herrmann in seinem Kommentar.

Im „Standard“ heißt es: „Alexander Van der Bellen habe geholfen, dass Kanzler Werner Faymann nach dem ersten Wahlgang zurückgetreten ist“, so Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid. Allerdings hätten viele auch nicht für Van der Bellen gestimmt, sondern gegen Hofer.

Ein großes Fragezeichen ist auf der Titelseite des „Kurier“ zu sehen. Chefredakteur Helmut Brandstätter fragt, was in diesem Land passiert sei, dass in nicht einmal 14 Jahren aus einer klassischen Protestpartei ein Sammelbecken für stramme Rechte, ängstliche Bürgerliche und Verlorene am Rande der Gesellschaft wurde.

„Der neue Präsident muss versuchen, den Graben durch Österreich zu erkennen und Brücken zu bauen“, spricht der Chefredakteur der „Presse“, Rainer Nowak, von einer gesellschaftspolitischen Herkulesaufgabe, die der neue Präsident vor sich habe.

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ORF/ Otto Stangel

Die Spaltung kitten, Gräben zuschütten - die Zeitungen sind sich einig, was nun geschehen muss

„Österreich ist politisch in einem Ausnahmezustand“ heißt es in „Süddeutschen Zeitung“ . Das Land sei aufgespalten in zwei Lager, heißt es in einer Analyse: Rechte und Wutbürger gegen Linke, Mitte, Besorgte und Enttäuschte.

„Extrem rechts oder extrem links?“ heißt es in der französischen „Le Monde“. Österreich müsse bis heute warten, um seinen neuen Präsidenten zu kennen.

„Bloß nicht der Andere“, titelt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. So sei es für annähernd jeden zweiten Van der Bellen-Wähler und immerhin jeden dritten Hofer-Wähler darum gegangen, den jeweils anderen Bewerber zu „verhindern“.

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