Wahlkarten machen „Rennen völlig offen“

Die Wahlkartenstimmen werden entscheiden, ob Norbert Hofer oder Alexander Van der Bellen neuer Präsident wird. Gegenüber noe.ORF.at spricht die Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle von einem völlig offenen Rennen.

Die Stichwahl um das Amt des Bundespräsidenten brachte einen neuen Briefwahl-Rekord: So stellten die Wahlbehörden im Vorfeld 885.437 Wahlkarten aus. Das bedeutet, dass fast 14 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme nicht im Weg der klassischen Urnenwahl abgeben wollten.

Deutliche Unterschiede bei Wahlmotiven

Das Rennen sei deshalb völlig offen, sagt Stainer-Hämmerle. Bislang stärkten Briefwahlstimmen vor allem ÖVP und Grüne, „wir haben aber schon im ersten Wahlgang gesehen, dass der Kandidat der SPÖ den Kandidat der ÖVP überholt hat, das war eine vollkommen neue Situation. Van der Bellen konnte einen Prozentpunkt aufholen mit den Briefwahlstimmen. Es wird also wirklich spannend bleiben.“

„Die pro-aktiven Argumente, Norbert Hofer zu wählen, ihn zum Präsidenten zu machen, waren bei ihm größer, während bei den Wählern von Van der Bellen im Vordergrund gestanden ist, Norbert Hofer zu verhindern“, spricht die Politikwissenschaftlerin von deutlich unterschiedlichen Wahlmotiven. Erkennbar sei eine Teilung zwischen Städten und deren Speckgürtel und ländlichen Regionen. „Sollte es Alexander Van der Bellen noch schaffen, dann nur aufgrund seines Ergebnisses in den Städten und urbanen Räumen.“

Trennlinie zwischen Pessimisten und Optimisten

Deutlich sei auch der Unterschied zwischen den Geschlechtern: „Hätten nur Frauen gewählt, hätte Van der Bellen bereits gewonnen. Hätten nur junge Männer gewählt, wäre Norbert Hofer bereits fixer Sieger. Es gibt aber auch einen Unterschied zwischen Arbeitern und Angestellten und eine ebenso wichtige Trennlinie war die Stimmung: Die, die eher pessimistisch in die Zukunft blicken, die unzufrieden sind, haben eher FPÖ gewählt. Jene, die eher optimistisch und auch zufriedener sind, haben sich für Van der Bellen entschieden.“

Gernot Rohrhofer und Benedikt Fuchs, noe.ORF.at