Lunzer See wird grüner und trüber

Der Lunzer See im Mostviertel wird trüber und grüner. Diese Entwicklung spitzte sich vor allem in diesem Sommer zu. Die genauen Gründe werden derzeit von Wissenschaftlern erforscht. Der Klimawandel zeigt offenbar Wirkung.

Der Lunzer See ist nicht mehr, wie er einmal war. Das fällt Bewohnerinnen und Bewohnern der kleinen Gemeinde Lunz am See (Bezirk Scheibbs) sowie Badegästen schon seit Längerem auf. Auch die Forscherinnen und Forscher der wissenschaftlichen Einrichtung des WasserClusters in Lunz setzten sich in den letzten Jahren intensiv mit den Veränderungen auseinander.

Lunzer See mit grüner Farbe

ORF NÖ

So grün und trüb wie in diesem Sommer war der Lunzer See noch nie

Eisfreie Winter und steigende Wassertemperatur

Zwei Biologen des WasserClusters, Martin Kainz und Robert Ptacnik, beschäftigen sich in diesem Sommer besonders akribisch mit den Vorgängen und Veränderungen im Lunzer See. Regelmäßig fahren sie in diesen Tagen zur Messstation inmitten des Sees und überprüfen zahlreiche Werte. „Wir sehen die Veränderungen des Sees eigentlich stetig seit Beginn der Aufzeichnungen, die bereits 1905 begonnen haben. Aber die dramatischen Veränderungen sieht man eigentlich erst in den letzten Jahren“, sagt Kainz.

Bis 1980 war der See an keinem Tag im Jahr wärmer als 18 Grad, und folglich hatte der Lunzer See auch stets den Ruf eines kalten Bergsees. Doch das hat sich seit 1980 geändert. Seitdem steigt die Wassertemperatur Jahr für Jahr. Mittlerweile werden im Hochsommer auch Wassertemperaturen von 24 Grad gemessen. Abgesehen davon veränderte sich auch die Situation im Winter, sagt der Biologe. „Wir sehen seit 2007, dass wir eisfreie Winter haben. Letztes Jahr hatten wir nur vier Tage lang eine geschlossene Eisdecke.“

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Akribische Forschungen am Lunzer See

Auch wenn der Lunzer See nach wie vor sehr sauberes Wasser hat, die Veränderungen bereiten den Experten Kopfzerbrechen.

Drastisch verändert hat sich auch die Situation der Sichttiefe. Lag die Sichttiefe im Jahr 2012 noch bei zehn Metern, so liegt sie heute nur noch bei etwas mehr als fünf Metern. Diese Trübung ist vor allem auf die erhöhte Algenbiomasse zurückzuführen. Im Lunzer See blühen Goldalgen, die mikroskopisch klein sind. „Sie verursachen bisweilen einen modrig-fischigen Geruch am See, sind für Menschen wie Tiere aber völlig harmlos“, sagt Ptacnik.

Lunzer See nach wie vor sehr sauber

Die Tatsache, dass im See mehr Algen sind, hängt zum einen mit der veränderten Fischgemeinschaft im See zusammen. Die Zahl von Rotfedern und anderen karpfenartigen Fischen stieg, das führte zur Abnahme von Zooplankton. Das wiederum heißt, dass weniger Algen gefressen wurden. Vor allem aber liegt die Veränderung des Sees wohl am geänderten Nährstoffgehalt. Der Nährstoff für das Algenwachstum in Seen ist Phosphor, und die Phosphorkonzentration im Lunzer See zeigt in der Tat eine deutliche Zunahme seit 2010 an. Allerdings liegt der See nach wie vor im oligotrophen Bereich, das heißt, er gilt als sehr sauber.

Biologen Martin Kainz und Robert Ptacnik bei Messarbeiten am Lunzer See

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Die zwei Wissenschaftler Robert Ptacnik und Martin Kainz bei ihrer Forschungsarbeit am See

WasserCluster forscht auf Hochtouren

Um die Nährstoffquelle eingrenzen zu können, nehmen die Forscher des WasserClusters seit geraumer Zeit regelmäßig Wasserproben an mehreren Stellen im oberen Seetal. Die Proben werden im Moment auf ihre Nährstoffkonzentration untersucht. In einem Vortrag im Rahmen der Tage der offenen Tür des WasserClusters Lunz (2. und 3. September) werden die beiden Forscher die Veränderungen des Lunzer Sees im vergangenen Jahrhundert genauer beleuchten.

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