Leben im Schatten des Truppenübungsplatzes

Allentsteig (Bezirk Zwettl) ist untrennbar mit dem Truppenübungsplatz des Österreichischen Bundesheeres verbunden. Mit einer Fläche von 15.000 Hektar ist er so groß wie Liechtenstein und ein wichtiger Wirtschaftsmotor.

In der Waldviertler Gemeinde Allentsteig führt die Landesstraße 75 mitten durch den Truppenübungsplatz (TÜPL) des Österreichischen Bundesheeres. Wenn der Schranken an der Landesstraße geschlossen wird, dann stehen Gefechtsübungen an. An 100 Tagen im Jahr ist das der Fall.

Die Straße ist dann für den Verkehr gesperrt und Allentsteig aus südlicher Richtung nicht direkt erreichbar. Doch daran hat man sich hier ebenso gewöhnt wie an den Lärm der Gefechts- und Schießübungen. „Mit der Zeit hört man es gar nicht mehr“, sagt der Bürgermeister von Allentsteig Jürgen Koppensteiner. Für den jungen Stadtchef überwiegen die Vorteile, die der Bundesheerstandort mit sich bringt. „Es ist eine gute Partnerschaft und wir profitieren voneinander“, so Koppensteiner.

Bundesheer als wichtiger Arbeitgeber

Das sieht man auch beim Kommando des Truppenübungsplatzes so. „Von den 500 Bediensteten, die am TÜPL und beim Artillerieaufklärungsbataillon 4 Dienst machen, wohnen etwa 75 Personen in der Gemeinde Allentsteig selbst. Der Rest wohnt in den Bezirken des Waldviertels und damit sind wir ein wichtiger Arbeitgeber“, erzählt der Kommandant des Truppenübungsplatzes Allentsteig Josef Fritz.

Doch nicht immer war das Zusammenspiel zwischen Militär und Gemeinde ohne Konflikte, denn die Geschichte des Truppenübungsplatzes ist nicht unumstritten. Am Areal befanden sich einst 43 Dörfer. Ungefähr 7.000 Bewohner wurden 1938 von der Deutschen Wehrmacht zwangsweise abgesiedelt, um im Waldviertel einen gigantischen militärischen Übungsplatz zu schaffen.

„Militärtrauma“ in Allentsteig

Später, während der russischen Besatzungszeit, war das einstige „Döllersheimer Ländchen“ erneut in militärischer Hand. Die ewige Konfrontation mit dem Heer war nicht einfach für die Bevölkerung. Johann Zach vom Kommando des Truppenübungsplatzes spricht gar von einem „Militärtrauma“, unter dem die Bevölkerung hier gelitten habe. „Doch 1957, als der Truppenübungsplatz in seiner jetzigen Form als Truppenübungsplatz Allentsteig ins Leben gerufen wurde, haben sich besonders regionale Politiker bei der damaligen Bundesregierung dafür eingesetzt, hier wieder das Militär anzusiedeln, um für die Region den nötigen Aufschwung zu bringen“, sagt Zach.

Das scheint auch gelungen zu sein, obwohl man relativieren muss. Das Bundesheer ist zwar wichtiger Arbeitgeber, im Gegensatz zu einem Unternehmen zahlt der Bund aber keine Kommunalsteuer. Damit fließt also kein Geld direkt in die Gemeindekasse. Trotzdem sei die Wertschöpfung groß, wie es heißt.

Truppenübungsplatz als Naturschutzgebiet

Bürgermeister Jürgen Koppensteiner will seine Stadtgemeinde außerdem neu positionieren. Allentsteig liege zentral, die Bezirksstädte Gmünd, Waidhofen an der Thaya, Zwettl, Horn und Krems seien mit dem Auto in nur dreißig Minuten erreichbar. Darüber hinaus biete der Ort eine komplette Infrastruktur, vom Nahversorger über Ärzte und Schulen, so Koppensteiner.

Der TÜPL ist übrigens auch Naturschutzgebiet. Weil nur die äußeren Flächen des Truppenübungsplatzes landwirtschaftlich genutzt werden, finden im Inneren des Areals viele seltene Tier-und Pflanzenarten einen geschützten Lebensraum. „Auch der Seeadler brütet am TÜPL“, erzählt Kommandant Josef Fritz, „sobald die Truppen ein Brutpaar entdecken, wird die Zone zum Sperrgebiet erklärt, damit die Seeadler ungestört bleiben können“.

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