Generationenfonds umfasst 4.000 Einzeltitel

Die Finanz- und Beteiligungsmanagement GmbH (fibeg) verwaltet den Generationenfonds des Landes, also das Wohnbaugeld der Niederösterreicher. Im Fonds befinden sich mehr als 4.000 Einzeltitel, so fibeg-Chef Johannes Kern.

„Das Land Niederösterreich folgt dem Beispiel anderer Staatsfonds wie Norwegen oder Australien, die öffentliche Assets über eine langfristige Veranlagung wertsichern“, heißt es auf der Homepage der fibeg. Johannes Kern ist der Geschäftsführer der Finanz- und Beteiligungsmanagement GmbH. Im Gespräch mit noe.ORF.at beurteilt er die Lage am Finanzmarkt, gibt einen Ausblick und weist die Kritik an riskanten Veranlagungen zurück.

noe.ORF.at: Wie schwierig ist es im Moment, Geld zu veranlagen?

Johannes Kern: Das Umfeld ist sicher nicht das einfachste, wenn man bedenkt, dass wir in Europa ein negatives Zinsniveau haben, das heißt: Staatsanleihen von Deutschland und Österreich sind negativ verzinst.

Johannes Kern Geschäftsführer der fibeg

www.fibeg.at

Johannes Kern: „Wir sind global veranlagt - in Unternehmensanleihen, in Aktien und in Immobilien“

noe.ORF.at: Wie wird sich das Umfeld in den nächsten Jahren entwickeln?

Kern: Global ist es so, dass es unterschiedliche Geschwindigkeiten gibt. Amerika ist auf einem sehr guten Weg, in Amerika steigen die Zinsen mittlerweile wieder. In Europa sind wir vom Konjunkturzyklus her sicher noch ein, zwei Jahre hinter Amerika. Mittelfristig werden aber auch in Europa die Zinsen nicht auf diesem Niveau bleiben können, denn Nullzinsen oder Negativzinsen sind kein nachhaltiges Zinsniveau.

noe.ORF.at: Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

Kern: Die Veranlagung ist gemäß den Vorgaben des Landtages möglichst breit gestreut und konservativ vorzunehmen sowie sicher anzulegen - und so sind wir auch veranlagt. Wir sind global veranlagt - in Unternehmensanleihen, in Aktien mit einem Anteil von aktuell etwa 20 Prozent und in Immobilien, der Immobilienanteil liegt bei etwa zehn Prozent. Das heißt: Die Veranlagung ist sehr breit gestreut und umfasst mehr als 4.000 Einzeltitel, das hilft uns in einem derart herausfordernden Umfeld und gibt uns eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Performance erzielen, wie wir das in den vergangenen Jahren gewährleisten konnten.

noe.ORF.at: Was bedeuten der „Brexit“ und die Wahl von Donald Trump für den Markt?

Kern: „Brexit“ ist mit Sicherheit eine sehr große Herausforderung für die Politik in England und für die Europäische Union, wie man diese Trennung in den nächsten Jahren vollziehen möchte. Wir sehen hier die Europäische Union in der stärkeren Position, denn England exportiert in die EU fast 50 Prozent, während umgekehrt die EU deutlich weniger nach England exportiert. Darüber hinaus wurde das englische Pfund seit der „Brexit“-Entscheidung um 23 Prozent gegenüber dem Euro abgewertet.

Bei Trump trauen wir uns noch keine Einschätzung zu, wie dieser Trump-Effekt sein wird. Er hat im Wahlkampf sehr viel versprochen, insbesondere Infrastrukturprogramme. Wie schnell diese in der Realwirtschaft ankommen, können wir heute noch nicht einschätzen. Wahrscheinlich werden sie für das Wirtschaftswachstum in Amerika aber positiv sein.

noe.ORF.at: Im Landtagswahlkampf 2013 hieß es seitens der Oppositionsparteien, die Veranlagungen des Landes waren zu riskant. War dieser Vorwurf gerechtfertigt, wie sieht es jetzt aus?

Kern: Das hat aus meiner Sicht damals nicht gegolten und gilt heute umso weniger. Wir haben im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre nach Abzug der Kosten 3,6 Prozent verdient. Die Schwankungsbreite der Veranlagung war in diesen fünf Jahren gemessen an der Volatilität mit 2,5 Prozent äußerst niedrig. Das heißt: Wir haben hier nachweislich mit geringem Risiko einen vernünftigen Ertrag erzielen können.

noe.ORF.at: Sind Sie mit der Performance von 3,6 Prozent in den vergangenen fünf Jahren zufrieden? Denn betrachtet man das Geschäftsjahr 2015/2016, lag die Performance nur noch bei 1,4 Prozent.

Kern: Die 3,6 Prozent nach Kosten sind besser als das, was der Landtag in seiner Ertragserwartung festgehalten hat. Die war für diesen Zeitraum bei 2,4 bis 3,4 Prozent, wir liegen hier leicht besser. Aber auch im internationalen Vergleich mit konservativen Veranlagungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz liegen wir hier im absolut vergleichbaren internationalen Maßstab mit dieser Performance.

Das Gespräch mit Johannes Kern führte Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at.

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