70 Biogasanlagen stehen vor dem Aus

Weil die Förderverträge mit einem fixen Stromtarif auslaufen, rentiert sich für 70 Biogasanlagen in Niederösterreich nach und nach der Betrieb nicht mehr. Die ARGE Biogas fordert daher, dass die Förderung um sieben Jahre verlängert wird.

Die ersten Landwirte, die Anfang der 2000er-Jahre eine Biogasanlage errichtet haben, sind nun auch die ersten, die sie wieder abschalten. Karl Wenninger aus Kilb (Bezirk Melk) zog in dieser Woche die „Notbremse“: Er hatte die Anlage 2004 in Betrieb genommen und vorwiegend aus Mais, aber auch aus Gülle oder Hirse Strom und Wärme für 150.000 Haushalte produziert.

Fixer Strompreis für 13 Jahre garantiert

Mit dem Ökostromgesetz 2002 war den Betreibern von Biogasanlagen für 13 Jahre ein fixer Stromtarif garantiert worden, der mit durchschnittlich 16 Cent pro erzeugter Kilowattstunde deutlich höher lag als der damals normale Stromtarif von etwa sieben Cent pro Kilowattstunde. In der Annahme, dass der Marktpreis für Strom steigen würde, sollte sich der Betrieb einer Biogasanlage nach Ablauf der Förderzeit von alleine rechnen. „Wir dachten, dass wir nach 13 Jahren einen Strompreis haben, mit dem wir selbst wirtschaften können“, sagt Wenninger.

Biogasanlage Kilb

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Karl Wenninger hat seine Biogasanlage in Kilb vom Netz genommen

Die Rechnung ging allerdings nicht auf - im Gegenteil: Durch die Überproduktion von Strom rasselten die Strompreise in den Keller. Für die Betreiber von Biogasanlagen ist damit ohne den Fördertarif ein wirtschaftliches Überleben nicht mehr möglich: „Bei einem Marktpreis von 2,5 Cent ist es unmöglich, den wirtschaftlichen Betrieb aufrechtzuerhalten“, sagt Karl Wenninger. Er ist damit nicht alleine: Fünf Biogasanlagen in Niederösterreich stellten ihren Betrieb bereits ein, nach und nach sind - je nachdem, wann der Fördervertrag abgeschlossen wurde - weitere 70 an der Reihe. Österreichweit sind rund 300 Biogasanlagen betroffen.

ARGE Biogas fordert Verlängerung um sieben Jahre

Die österreichische Bundesregierung hatte in ihrem Arbeitsprogramm aus dem Jahr 2013 laut ARGE Kompost und Biogas die „Sicherung von bestehenden, hocheffizienten Biogasanlagen der 2. Generation durch Nachfolgetarife sowie eine ‚stranded cost-Lösung‘ für alle anderen Biogasanlagen“ vereinbart. Die Verlängerung der Förderung im Zuge einer Novelle des Ökostromgesetzes sei somit zwar bereits im Regierungsprogramm festgehalten, bislang aber nicht beschlossen worden, kritisiert Norbert Hummel von der ARGE Kompost und Biogas.

Norbert Hummel ARGE Biogas

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Norbert Hummel von der ARGE Kompost und Biogas

„Die gute Lösung wäre der bereits vereinbarte Kompromiss mit dem Wirtschaftsministerium, hocheffizienten Biogasanlagen, die dem neuesten Stand entsprechen, die Weiterführung um sieben Jahre anzubieten und die Möglichkeit zu geben, im österreichischen Strommarkt zur Stabilisierung der Netze und zur heimischen Produktion und Wertschöpfung beizutragen“, sagt Hummel. Im Gegenzug würden sich die Anlagenbetreiber zu einer Effizienzsteigerung auf mindestens 60 Prozent und einem geringeren Einsatz von Getreide und Mais von maximal 60 Prozent verpflichten. Eine Entscheidung über mögliche Nachfolgetarife könnte bereits in diesen Tagen in den Koalitionsgesprächen der Regierung fallen.

Thomas Koppensteiner, noe.ORF.at

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