Tausende Asylberechtigte warten auf Arbeitsplatz

In Niederösterreich warten derzeit tausende Flüchtlinge auf einen Arbeitsplatz. Hierzulande beschäftigen vergleichsweise wenige Betriebe Asylberechtigte. Im Vorjahr konnten beispielsweise nur 560 Betroffene vermittelt werden.

Seit drei Monaten ist Elias Shamhoun fixer Mitarbeiter bei KMT Kunststoff/Metalltechnik in Groß-Siegharts (Bezirk Waidhofen an der Thaya). Gearbeitet wird tagsüber und teilweise auch in der Nacht. Vor einem Jahr war seine Zukunft noch ungewiss. Im Sommer vermittelte ihn das AMS an den Metallbetrieb. „Ich war anfangs sehr skeptisch, aber durch die Probezeit, die wir durch das AMS bekommen haben, wurden wir eines Besseren belehrt“, freut sich Johannes Kößner, Geschäftsführer von KMT.

Der gebürtige Syrer Shamhoun, der in seiner Heimat einst einen eigenen Metallbetrieb führte, überzeugt seither sowohl seinen Chef als auch die Kollegen. „Wir hatten zu Beginn etwas Probleme mit der deutschen Sprache, darüber hinaus gab es auch Probleme, Zeichnungen zu lesen“, erzählt Kößner. Diese Defizite seien aber hausintern geschult worden und mittlerweile „sitzt das“.

Flüchtlinge Arbeit AMS KMT Metalltechnik

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Elias Shamhoun (r.) hat sowohl seinen Chef (l.) als auch die Kollegen überzeugt

Dass er die Chance bekommen hat, im Betrieb zu arbeiten, dafür ist der 35-Jährige sehr dankbar: „Alle Leute haben mir geholfen. Als ich Arbeit gesucht habe, haben alle Leute für mich gesucht und nun auch etwas gefunden.“ Die Integration war jedenfalls erfolgreich. Nach nur wenigen Monaten ist Shamhoun bereits ein fixer Bestandteil des Unternehmens.

Niederösterreich ist Schlusslicht

In Niederösterreich ist Shamhoun derzeit eher ein Einzelfall. Einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young zufolge beschäftigen in ganz Österreich elf Prozent der befragten Betriebe einen Asylberechtigten. In Niederösterreich sind es nur vier Prozent. Oberösterreich und die Steiermark liegen mit 17 beziehungsweise 15 Prozent der Betriebe über dem Durchschnitt.

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Die größten Hürden seien vor allem fehlende Deutschkenntnisse und mangelnde Ausbildung, heißt es. In Niederösterreich spielt es aber auch eine Rolle, wo die Flüchtlinge untergebracht sind. Denn nicht immer seien dort auch freie Stellen vorhanden, erklärt Karl Fakler, Geschäftsführer des AMS Niederösterreich: „Billige Quartiere sind eher an der Peripherie zu finden und das Innenressort versucht, das wollen wir wohl alle, zu sparen. Das heißt, wir bringen die Flüchtlinge dort unter, wo eben weniger Stellen vorhanden sind.“ Zudem seien die Menschen laut Fakler auch weniger mobil.

Konkurrenz an heimischen Arbeitslosen

Zudem ist die Arbeitslosigkeit in Niederösterreich generell höher als in anderen Bundesländern.- Außerdem seien die Industrie und der Tourismus - zwei Branchen, in denen Flüchtlinge einfache Tätigkeiten übernehmen können - hier nicht so stark vertreten. Die heimischen Betriebe, viele davon Dienstleister, setzen auf Qualität und Service, sagt Fakler: „In der Industrie gibt es noch immer des Öfteren unqualifizierte Stellen, wo man wenig wissen muss und können muss.“

Im Gewerbe sei die Situation etwas heikler, denn „wenn sie einen Monteur im Haus haben, der es nicht gut kann, sind sie auf den Betrieb sauer und bestellen den nicht mehr als Auftragnehmer“, erklärt Fakler. Das AMS Niederösterreich setzt deshalb weiterhin zuerst auf intensive Deutschkurse, bevor danach die berufliche Ausbildung folgt.

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