„Nathan“ aus Zürich gastiert in St. Pölten
Welcher ist der wahre Gott? Welche ist die wahre Religion? „Nathan der Weise“ stellt die Fragen nach Toleranz und gutem Handeln jenseits religiöser Ideologisierung. „Toleranz ist ein malträtiertes Wort in diesen Tagen. Mahnend wird sie von den einen gefordert, warnend von den anderen hinterfragt. Lessing appelliert in seinem Aufklärungsdrama an den Frieden zwischen den Religionen und kritisiert die Gewalt der Religion“, kann man auf der Website des Landestheaters Niederösterreich über das Gastspiel des Schauspielhauses Zürich lesen.
„Regisseurin Daniela Löffner lässt in Jerusalem zugleich Schnee und Asche vom Himmel fallen. Nathans Haus ist abgebrannt, die Stadt wird belagert von Kreuzrittern, die auf den Waffenstillstand spucken. In Zeiten akuter Bedrohung liegen die Nerven besonders blank – das kommt einem auch hierzulande nur allzu bekannt vor. Die Asche regnet bis zur berühmten Ringparabel. Danach ist der Himmel so klar, wie die humane Vernunft in den Köpfen der Figuren sein sollte“ schrieb das „St. Galler Tagblatt“ über die Inszenierung von Daniela Löffner.
Tanja Dorendorf
Beim Gastspiel in St. Pölten sind Christian Baumbach, Ludwig Boettger, Gottfried Breitfuß, Klaus Brömmelmeier, Benedict Fellmer, Robert Hunger-Bühler, Julia Kreusch, Elisa Plüss und Johannes Sima auf der Bühne zu sehen. Regie führt Daniela Löffner, die Bühne stammt von Claudia Kalinski, die Kostüme von Katja Strohschneider. „Nathan der Weise“ wird am 17. Februar (19.30 Uhr) und am 18. Februar (18.00 Uhr) gezeigt, ein Einführungsgespräch gibt es jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.
Rötzer: „Ein Fenster zu fernen Theaterwelten“
In der Saison 2016/17 gibt es am Landestheater Niederösterreich noch zwei weitere Gastspiele. Am 17. Mai wird in der Theaterwerkstatt „Rechnitz (Der Würgeengel)“ von Elfriede Jelinek gezeigt. Das Stück der Literaturnobelpreisträgerin ist in einer Inszenierung von Alia Luque als Gastspiel des Mozarteums Salzburg zu sehen.
„Mit den internationalen Gastspielen öffnen wir das Fenster zu fernen Theaterwelten entsprechend unserem Motto ‚Die Welt ist groß‘. So bieten wir unserem Publikum aktuelle und hochkarätige Inszenierungen mit großen SchauspielerInnen innerhalb unseres Spielplans", sagt Marie Rötzer, Künstlerische Leiterin des Landestheaters Niederösterreich, „die Gastspiele ermöglichen einen intensiven Austausch und Dialog mit den KollegInnen der eingeladenen Häuser. Gleichzeitig positionieren wir uns als Landestheater Niederösterreich auch im internationalen Raum."
Warten auf Godot, der aber nie kommt
Am 8. und 9. Juni (jeweils um 19.30 Uhr) gastiert das Thalia Theater Hamburg in der niederösterreichischen Landeshauptstadt mit „Warten auf Godot“. Seit mehr als 60 Jahren warten zwei Landstreicher auf den Bühnen der Welt auf jemanden namens Godot, der aber nie kommt. Eine klassische Situation, eine Existenz-Chiffre, die den irischen Autor weltberühmt machte.
„Stefan Pucher ist es jetzt am Thalia Theater gelungen, Samuel Becketts Klassiker des Absurden ‚Warten auf Godot‘ mit Leichtigkeit, Wortvertrauen und famosen Darstellern virtuos aufzupolieren“, schrieb das „Hamburger Abendblatt“. Auf der Bühne stehen Jens Harzer, Mirco Kreibich, Oliver Mallison und Jörg Pohl.
Bibiana Beglau liest Skurriles und Abgründiges
Skurril, fantastisch, abgründig und melancholisch erscheint der Kosmos unterschiedlichster Ausnahme-Existenzen in den 18 Kurzgeschichten des jungen, erfolgreichen österreichischen Autors Clemens J. Setz in dem 2011 publizierten Buch ‚Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes‘. Aus diesem Buch wird am 21. Februar am Landestheater Niederösterreich die Ausnahme-Schauspielerin Bibiana Beglau lesen. „Setz‘ Erzählungen widersetzen sich auf drastische wie zärtliche Weise ästhetischen wie moralischen Regeln und schaffen dabei ein umso spannenderes, weil widersprüchliches und ungeschöntes Bild der menschlichen Natur in all ihrer Zerbrechlichkeit“, sagt Beglau.
Stephanie Fuessenich
Bibiana Beglau ist Ensemblemitglied des Münchner Residenztheaters, wo sie derzeit u.a. als Mephisto in Goethes „Faust“ in der Inszenierung von Martin Kusej sowie in „Die Abenteuer des guten Soldaten Schvejk im Weltkrieg“, inszeniert von Frank Castorf zu sehen ist. Bei der Berlinale 2017 wird sie mit dem renommierten PREMIO BACCO ausgezeichnet, den bislang u.a. Sophia Loren, Claudia Cardinale, Ornella Muti, Bruno Ganz, Mario Adorf, Armin Müller-Stahl, Moritz Bleibtreu, Wim Wenders, Volker Schlöndorff erhielten.
Links:
- Bühne im Hof: Jugendliche fliehen vor dem Krieg (noe.ORF.at; 26.1.2017)
- Landestheater: Poetisches Requiem „Roppongi“ (noe.ORF.at; 20.1.2017)
- Landestheater Niederösterreich