Ärzte starten in den Wahlkampf

Am 1. April sind 7.600 Ärztinnen und Ärzte in Niederösterreich aufgerufen, ihre Vertretungen in der Ärztekammer zu wählen. Sieben Listen treten an, am Mittwoch sind sie mit einer Diskussionsrunde in den Wahlkampf gestartet.

Der medizinische Bereich stand in den vergangenen Jahren vor großen Herausforderungen, die auch in den kommenden Jahren große Auswirkungen haben werden, waren sich die sieben Spitzenkandidaten einig. Besonders bei den Themen Ausbildung, Ärztemangel, Arbeitszeitmodelle und Bürokratie brauche es Veränderungen. Folgende Listen und ihre Spitzenkandidaten treten bei der Ärztekammerwahl Anfang April an:

  • Die Engagierten - Reisner, Hasenhündl, Laschitz, Unterweger/Wahlärzte, Spitalsärzte, Kassenärzte, Spitzenkandidat: Christoph Reisner
  • Ärzteverband Niederösterreich, Spitzenkandidat: Andreas Stippler
  • Die Niedergelassenen/IGMED/ARGUS, Spitzenkandidat: Max Wudy
  • ARGUS - Sattler/Gallob/Walentich, Spitzenkandidat: Josef Sattler
  • Spitalsärzte NOE et al., Spitzenkandidat: Gerrit Loibl
  • Vereinigte Ärzte NÖ–VÄN, Spitzenkandidat: Karl Ischovitsch
  • Freiheitliche und unabhängige Ärzte NÖ – FREIE, Spitzenkandidat: Walter Von Gimborn

Ärzte gehen nach Ausbildung ins Ausland

Mehr als die Hälfte der niedergelassenen Allgemeinmediziner mit Kassenverträgen gehen in den kommenden zehn Jahren in Pension. Der Nachwuchs fehle aber nicht nur im niedergelassenen Bereich, sondern auch in den Spitälern, kritisierten die Spitzenkandidaten am Mittwoch. Viele Ärzte würden nach der Ausbildung ins Ausland gehen, weil sie dort bessere Rahmenbedingungen vorfinden, erklärte Gerrit Loibl, der Spitzenkandidat der Spitalsärzte Niederösterreich. Außerdem werde durch Zugangsbeschränkungen oft eine falsche Auswahl getroffen. Um Rahmenbedingungen zu verbessern, fordert Karl Ischovitsch von den Vereinigten Ärzten Niederösterreich, dass es eine Altersteilzeit für Spitalsärzte gebe.

Viele Ambulanzen seien überfüllt, das habe zur Folge, dass die Kapazitäten im Stationsbereich fehlen. Es werde zwar viel in den Bau neuer Spitäler investiert, aber nicht in das Personal, kritisierte Andreas Stippler vom Ärzteverband Niederösterreich, der in beiden Kurien antritt: „Das ist schon lange so, dass man Paläste und eindrucksvolle Spitäler baut. Drinnen findet man aber keine Ärzte, weil sie überlastet sind und in irgendwelchen Ambulanzen Ohrenspülungen machen“, so Stippler.

Ärztekammerwahl 2017

ORF

Die Spitzenkandidaten Josef Sattler, Max Wudy, Christoph Reisner, Gerrit Loibl, Karl Ischovitsch, Andreas Stippler, Walter Von Gimborn (v.l.)

Die Kritik der Spitzenkandidaten richtete sich aber auch gegen die Bürokratie, die immer mehr zunehme. Max Wudy von der Liste der Niedergelassenen/IGMED und Argus sprach von einem Strukturmangel, der die Ärzte davon abhalte, ihren Beruf auszuüben. Josef Sattler von der Liste Argus forderte von der Politik eine Strukturreform, die regle, welche Aufgaben im niedergelassenen Bereich erfüllt werden sollen und welche im Krankenhaus.

„SOS Medizin“ als Signal an Politik

Das von der Kammer initiierte Volksbegehren „SOS Medizin“, das für die Einreichungen genug Unterstützungserklärungen erhielt, sei ein wichtiges Signal in Richtung Politik, erklärte der derzeitige Präsident der Ärztekammer, Christoph Reisner, Spitzenkandidat der Liste „Die Engagierten“, die in beiden Kurien zur Wahl antritt. „Wir stehen eindeutig gegen Zentren, die nicht von Ärzten geführt sind, wir stehen für Kooperationsformen, Gruppenpraxen und für die Versorgung im niedergelassenen Bereich. Das ist eine wesentliche Forderung in ‚SOS Medizin‘. Die wohnortnahe Versorgung soll erhalten bleiben“, so Reisner.

Walter von Gimborn, Spitzenkandidat der freiheitlichen und unabhängigen Ärzte Niederösterreich, sprach in diesem Zusammenhang von einem „Supergau“, würde ein Primärversorgungszentrum etwa von einer Pharmafirma geleitet werden.

Entscheidung über Spitzenfunktionen Ende April

Im Vergleich zum Jahr 2012 sind in diesem Jahr zehn Prozent mehr Ärzte wahlberechtigt. Gewählt werden die Vertreter in der Kurie der angestellten Ärzte, darunter fallen Spitalsärzte oder Ärzte in Ausbildung, und in der Kurie der niedergelassenen Ärzte, dazu zählen Allgemeinmediziner wie Hausärzte oder Fachärzte. In der Kurie der angestellten Ärzte werden 31, in der Kurie der niedergelassenen Ärzte 22 Mandate vergeben. Wer die Spitzenfunktionen in der Ärztekammer künftig übernehmen wird, entscheidet die Vollversammlung Ende April.

Margit Laufer, noe.ORF.at

Links: