Pröll: „Über uns hinausgewachsen“

Erwin Pröll verabschiedete sich als Obmann der ÖVP Niederösterreich. Vor 1.300 Gästen im Veranstaltungszentrum St. Pölten zog er Bilanz: „Wir sind gewachsen, ich würde sogar sagen, wir sind über uns hinausgewachsen.“

Seine Ehefrau Elisabeth Pröll, seine Kinder und seine Enkelkinder begleiteten Erwin Pröll zu seinem letzten großen Auftritt als Obmann der ÖVP Niederösterreich. „Wir haben´s ganz gut geschafft, auch wenn es das eine oder andere Mal schwierig war“, sagte Pröll gleich zu Beginn. Er sei vor 25 Jahren angetreten, um Niederösterreich zu einem „lebenswerten Land“ zu machen, so Pröll weiter und fragte: „Wie weit ist dieses Bild gediehen? Meine lapidare Antwort ist: Dieses Bild hat Gestalt angenommen.“

„Vielzahl an Pinselstrichen und Farbtupfen“

„Wir haben auf diesem Bild eine Vielzahl an Pinselstrichen und Farbtupfen hinterlassen“, sagte Pröll. „Das ist die Leistung des gesamten Landes inklusive der niederösterreichischen Bevölkerung.“ In den vergangenen Jahren seien vielen Straßen und Brücken gebaut worden. „Unser Land braucht keinen Vergleich scheuen, bei vielen Vergleichen sind wir sogar in der Lage, den Vergleich zu gewinnen“, wies Pröll auf die Ansiedelung neuer Betriebe hin.

Erwin Pröll

ORF / Gernot Rohrhofer

Erwin Pröll und seine Nachfolgerin Johanna Mikl-Leitner

Emotional äußerte sich Pröll zum „Nein“ des Bundesverwaltungsgerichtes zum Bau der dritten Piste am Flughafen Schwechat. „Wenn Projekte wie die dritte Piste von Gerichten verhindert werden und politische Parteien wie die Grünen das bejubeln, dann schädigt das den Standort, kostet Arbeitsplätze und blockiert den Weg in die Zukunft unseres Landes“, kritisierte Pröll. Zugleich ermutigte er die politisch Verantwortlichen: „Die Politik muss sich wieder mehr entscheiden trauen, es ist in die Mode gekommen, sich hinter Gesetzestexten zu verstecken.“

„Leute sind stolz auf Niederösterreich“

„Wir waren gehemmt durch den Eisernen Vorhang, wir waren im Schatten der Bundeshauptstadt Wien und wir waren ohne eigener Landeshauptstadt“, erinnerte sich Pröll an die Anfänge seines politischen Wirkens. „Heute ist das anders, die Leute sind stolz auf Niederösterreich, sie fühlen sich dem Land verbunden und sie fühlen sich hier zuhause.“

„Ich war nie Fürst, ich war immer ein gewählter Landeshauptmann, der mit Herz und Leidenschaft bei den Menschen war und ich war ein Landeshauptmann, der sich alle fünf Jahre der Wahl gestellt hat, um ein Urteil von den Menschen zu erhalten“, verteidigte Pröll den Föderalismus und die Existenz der Länder und sagte in Richtung kritischer Stimmen: „Startet endlich eine Volksabstimmung zur Abschaffung der Bundesländer, die Bevölkerung wird euch eine tiefe Abfuhrt erteilen, das ist Demokratie.“

„Momente, die mir ewig in Erinnerung bleiben“

Pröll bestritt sieben Nationalratswahlen, fünf Europawahlen, fünf Gemeinderatswahlen und fünf Landtagswahlen als Spitzenkandidat, „und keine einzige Wahl möchte ich missen und dafür will ich euch auf Bundes- und Landesebene danken und auch in den Bezirken bis hinein in die Gemeinden. Es waren schöne Momente, die mir ewig in Erinnerung bleiben werden. Ich danke euch für eure Gefolgschaft und eure Kraft, die mir von euch entgegengebracht wurde. Ich behaupte, das ist das zentrale Moment gewesen, warum ich so lange durchgehalten habe.“

Zu seiner Nachfolgerin sagte Pröll: „Wir sind mit Hanni Mikl-Leitner exzellent aufgestellt und gerüstet für den Weg nach vorne. Hanni hat die ÖVP Niederösterreich in den vergangenen 25 Jahren begleitet“, bat Pröll seine Parteikollegen, die frühere Innenministerin zu unterstützen.

„Herz immer mit diesem Land verbunden“

Mit Tränen in den Augen bedankte sich Pröll bei der Bevölkerung und bei seinen Wegbegleitern: „Es kann nichts schöneres geben, als mit unseren Landsleuten zu reden, mit ihnen zu lachen, aber auch ihre Sorgen zu teilen. Würde man mich heute fragen: ‚Willst du das noch einmal machen?‘ Ich würde ohne Zaudern sagen: ‚Ja.‘“ Zum Abschluss seiner Rede sagte Pröll: „Mein Herz wird immer - mit oder ohne Funktion - mit diesem Land verbunden sein.“ Im Anschluss an seine Rede wurde Pröll zum Ehrenobmann der ÖVP Niederösterreich ernannt.

Wechsel an ÖVP-Parteispitze

Nach 25 Jahren als Obmann der ÖVP Niederösterreich zieht sich Erwin Pröll zurück. Seine Nachfolgerin wird Johanna Mikl-Leitner.

Vom „Land am Rand“ an die Spitze Europas

Erwin Pröll habe aus der Volkspartei eine „Erfolgspartei“ gemacht, attestierte Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner: „Jeder von uns hat einen Stift in der Hand, lieber Erwin, du hattest keinen Stift in der Hand, du hattest einen Meisel. Du hast aus diesem Land politische und gesellschaftliche Meisterwerke herausgeschlagen.“

Pröll habe Niederösterreich vom „Land am Rand“ an die Spitze Europas geführt: „Du hast mit deinem Weitblick Niederösterreich zu einem Erfolgsland gemacht. Du wirst immer ein Vorbild in der politischen Arbeit sein.“ In Richtung anderer Parteien sagte Ebner: „Zieht euch warm an, denn ihr werdet es brauchen.“

Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at

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