Neue Vino Versum-Schau über „Keller.Kultur.Erbe“

Ab Sonntag ist im Vino Versum Poysdorf (Bezirk Mistelbach) die neue Sonderausstellung „Keller.Kultur.Erbe“ zu sehen. Gezeigt wird die Geschichte und architektonische Entwicklung des Weinkellers und der Weinlagerung.

Die Schau geht thematisch von den ersten Kellern der Antike über mittelalterliche Klosterkeller bis zu den weltgrößten Weinkellern in Moldawien mit einer Länge von 120 Kilometern. Einen Schwerpunkt der Sonderausstellung widmen die Kuratoren Günter Fuhrmann und Wolfgang Galler dem Weinviertel und den für diese Region typischen Kellergassen: Neueste Erkenntnisse der Siedlungsforschung zur Entstehung von Kellergassen werden hier ebenso thematisiert wie deren Niedergang aus wirtschaftlichen Gründen im 20. Jahrhundert sowie deren jüngste Renaissance und Bemühungen zum Erhalt des Kulturerbes.

Biblischer Wein im Poysdorfer Stadtwappen

Die ersten Spuren von Weinbau lassen sich schon vor über 7.000 Jahren im heutigen Georgien und im Irak nachweisen, wo man in Tonkrügen Reste von Traubenkernen fand. Der älteste bislang bekannte Weinkeller der Welt wurde 2013 am Hügel Tel Kabri im Norden von Galiläa (Israel) entdeckt: In einem Palast der Kanaaiter fand man einen Raum mit 40 Tonamphoren mit einem Gesamtvolumen von 2.000 Litern.

Stadtwappen von Poysdorf mit biblischen Kundschaftern

Vino Versum Poysdorf/Michael Loizenbauer

Die biblischen Kundschafter mit einer Riesentraube sind seit 1667 im Stadtwappen von Poysdorf zu finden

Die hohe Weinkultur dieses Volks ist auch in der Bibel belegt: So brachten die biblischen Kundschafter, die Moses ins Land Kanaan geschickt hatte, von dort eine Riesentraube auf einer Stange mit. Die biblischen Kundschafter sind seit 1667 auch Hauptmotiv des Stadtwappens der Weinstadt Poysdorf.

Erste schriftliche Nennungen des Weinbaus im Weinviertel stammen aus dem elften Jahrhundert: In Schenkungsurkunden aus den Jahren 1066 und 1067 wurden erstmalig Weingärten nahe dem heutigen Hollabrunn und Baumgarten an der March (Bezirk Gänserndorf) erwähnt. In weiterer Folge wurde der Weinbau insbesondere von Klöstern vorangetrieben, deren Weinkeller immer größere Ausmaße annahmen.

Einhergehend mit einer zunehmenden Klimaverschlechterung seit dem 15. Jahrhundert änderten sich die Weinqualität und damit das Trinkverhalten. Man ging dazu über, Weine länger zu lagern, um den Säureabbau gewährleisten zu können. Die Weingartenflächen im heutigen Weinviertel gingen seit dem 17. Jahrhundert zunehmend in den Besitz der örtlichen bäuerlichen Bevölkerung über, die damit auch neue Verarbeitungs- und Lagerräume schaffen musste.

Kellergassen: Eine Besonderheit des Weinviertels

Dass sich ausgerechnet im Weinviertel Kellergassen herausbildeten, während sie in anderen Weinbaugebieten fehlen, liegt an der speziellen Bodenbeschaffenheit: Lössboden ist gut für die Anlage von Kellern geeignet, Hanglage und Hohlwege erleichterten zudem die Arbeit beim Graben. Weitere Faktoren für die Entstehung von Kellergassen waren die kurzen Transportwege von den Weingärten sowie der Schutz vor Überschwemmungen, die für die in den Niederungen an Bächen gelegenen Dörfern eine Gefahr darstellten.

Kellergasse in Poysdorf

Christoph Fath/Vino Versum Poysdorf

Kellergasse in Poysddorf

Ausstellungshinweis

„Keller.Kultur.Erbe“, Ausstellung im Vino Versum Poysdorf, täglich bis 15. November von 10.00 bis 18.00 Uhr

In der Nachkriegszeit setzte eine Welle der Modernisierung und Technisierung ein, die den Charakter vieler Weinviertler Kellergassen dauerhaft zerstörte. Einige Presshäuser wurden aufgestockt und zu modernen Wohnhäusern umgebaut, an Stelle der Holzfässer zogen PVC-Tanks ein, ab den 1970er Jahren wurden diese durch Stahltanks ersetzt. Doch das eigentliche Ende der Kellergasse kam mit dem radikalen Strukturwandel der Wein- und Landwirtschaft: Gab es 1960 noch 500 Betriebe in Poysdorf und Umgebung, so sind es heute nur noch 30. Viele davon haben ihre Produktions- und Arbeitsstätten nicht mehr in der Kellergasse, sondern in modernen Hallen.

Nahezu zeitgleich mit dem Ende der wirtschaftlichen Bedeutung setzte jedoch auch die Wiederentdeckung der Kellergasse ein. Seit den 1980er Jahren wird ihre Geschichte erforscht, Keller saniert, Kellergassenfeste organisiert und schließlich auch eigene Kellergassenführer ausgebildet, die mittlerweile jährlich Tausende Besucher durch die Kellergassen des Weinviertels führen.

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