Cybercrime: 40 Prozent mehr Anzeigen

Die Strafanzeigen im Bereich Cyberkriminalität sind 2016 um fast 40 Prozent gestiegen. Grundsätzlich kann es jeden treffen, der im Internet aktiv ist. Finanziell geschädigt werden vor allem aber kleine und mittlere Unternehmen.

Für sein Restaurant in Spillern (Bezirk Korneuburg) suchte Lokalchef Jochen Weindl einen Koch und informierte das Arbeitsmarktservice (AMS). Nur wenige Tage später bekam er via E-Mail die erste Bewerbung. „Die ganze Bewerbung war in perfektem Deutsch geschrieben. Wenn man die Zip-Datei aufgemacht hat, passierte einmal nichts. Erst nach ein paar Minuten waren die ganzen Dateien, Fotos, alles verschlüsselt“, schildert er seine Erfahrung als Opfer von Cyberkriminellen. Weindl sollte 500 Euro zahlen, damit die Betrüger die Sperre wieder aufheben.

Cyberkriminalität KMU WKNÖ

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Auf der Suche nach einem Mitarbeiter bekam Jochen Weindl ein manipuliertes E-Mail

Jochen Weindl zahlte nicht, denn seine Daten hatte er davor zum Glück gesichert. Doch immer mehr Menschen sind von solchen Angriffen betroffen. Im Vorjahr wurden in Niederösterreich knapp 2.300 Fälle angezeigt, eine Steigerung von etwa 40 Prozent. Die Dunkelziffer sei aber weitaus höher sei, sagt Karl Zederbauer vom Landeskriminalamt Niederösterreich. Und die Täter sollen immer professioneller vorgehen.

Betrüger nutzen technisches System

Hinter den Betrügereien steckt mittlerweile ein technisches System, binnen Sekunden werden tausende Mails verschickt, sagt Gerhard Wanek, IT-Branchensprecher in der Wirtschaftskammer (WKNÖ): „Dort, wo der Computer quasi reinkommt, wird angegriffen und werden Forderungen gestellt. Es wird also kein Unternehmen gezielt ausgewählt, sondern mit der Schrotflinte auf alle Unternehmen geschossen.“

Große Betriebe investieren deshalb in eine eigene IT-Abteilung, die darauf spezialisiert ist, solche Angriffe abzuwehren. Privatpersonen laufen größtenteils nur Gefahr, Fotos oder wichtige Daten zu verlieren. Finanziellen Schaden tragen vor allem Klein- und mittlere Unternehmen davon. „Oft wird dadurch der Betriebsalltag gestört“, weiß Wanek.

Forderungen werden immer wieder gestellt

Viele Betroffene würden - bevor sie die Polizei rufen und auf Schadenersatz hoffen - „lieber die Geldforderung zahlen und hoffen, dass sie dann wieder ihre Ruhe haben“, weiß Wanek. In der Praxis erweist sich das als großer Irrtum, „weil ein Betrüger, der einmal Forderungen stellt, der stellt sie nach Belieben immer wieder.“

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Hinter den Betrügern steckt laut Polizei bereits ein technisches System

Die Betrüger sind aber auch bemüht, die Betroffenen selbst zum Betrügen zu verleiten. „Im Nachhinein habe ich herausgelesen, dass man diesen Virus auch selbst weiterleiten kann und 20 bis 30 Prozent der Einnahmen erhält. Davon könnte man schon ganz gut leben“, sagt Gastronom Weindl. Für die Polizei sind diese Methoden hingegen eine große Herausforderung.

Schutz durch Bewusstseinsbildung

Im Vorjahr wurde nur ein Drittel der Anzeigen aufgeklärt. Der Grund sei, dass die Täter international agieren, sagt Zederbauer: „Wir haben Täter im Ausland, wir haben Server im Ausland, die Gelder werden sehr oft in Bitcoins (Anm.: digitales Geld) überwiesen, das erschwert die Ermittlungen sehr.“ Das Bewusstsein sei in den vergangenen Jahren zwar gestiegen, „einen 100 prozentigen Schutz“ werde es aber nie geben, so Zederbauer.

Experten raten deshalb, die Daten nicht nur auf dem Computer, sondern auch auf einer externen Festplatte zu sichern. Außerdem sollten Mitarbeiter für solche Gefahren sensibilisiert werden, denn „wenn diese mit Passwörtern oder mit ungesperrten Bildschirmen leichtfertig umgehen, können Informationen rasch gestohlen oder missbräuchlich verwendet werden“, stellt Wanek klar.

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