Pröll: „Mein Herz hängt an Niederösterreich“

Bei der heutigen Sitzung im niederösterreichischen Landtag ist Erwin Pröll noch einmal als Landeshauptmann ans Rednerpult getreten. Mit bewegenden Worten verabschiedete er sich nun offiziell aus der aktiven Politik.

Zum letzten Mal trat Pröll heute Vormittag vor die 56 Abgeordneten des niederösterreichischen Landtags. „Heute stehe ich ein letztes Mal als Landeshauptmann von Niederösterreich an diesem Rednerpult um zu Ihnen zu sprechen. Ein letztes Mal deshalb, weil ich in wenigen Minuten das Staffelholz an meine Nachfolgerin übergeben werde“, sagte Pröll und eröffnete mit diesen Worten seine Abschiedsrede.

„Heute verlasse ich den Führerstand“

„Sie verstehen, dass es für mich ein besonderer Moment ist: Für mich endet heute eine lange Reise. Eine Reise, im Dienste unseres Heimatlandes Niederösterreich. Diese Reise hat genau 13.537 Tage gedauert. Eine Reise, die vor 37 Jahren begonnen hat, als mich Andreas Maurer in die Landesregierung geholt und der Landtag mich zum Landesrat gewählt hat“, sagte Pröll rückblickend auf seine politischen Anfänge. „Es ist eine Reise bei der ich vor 25 Jahren in das Führungsabteil umsteigen durfte. Eine Reise, bei der ich nunmehr 25 Jahre lang die Verantwortung für den Weg und die Richtung der Reise übernehmen durfte.“

„Heute verlasse ich den Führerstand. Ich sage es dazu, ich verlasse ihn nicht mit Wehmut oder Abschiedsschmerz, sondern im Gegenteil, mit Dankbarkeit, Freude und mit großer Demut, die ich empfinde. Heute steige ich aus dem Führerstand und sehe vor mir, wie sich die Welt weitergedreht hat, ich sehe vor meinem Auge, wie sich das Land verändert hat und wie sich Politik verändert hat“, so Pröll weiter.

„Sind vom Rand in die Mitte gerückt“

Dazu nannte Pröll ein paar Meilensteine, um sich zurückzuerinnern: So fand seine Angelobung zum Landeshauptmann 1992 noch im Niederösterreichischen Landhaus in Wien statt, „der Eiserne Vorhang war 1992 zwar schon gefallen, aber unser nördlicher Nachbar war noch die gemeinsame Tschechoslowakei“, sagte Pröll. Die EU bestand vor 25 Jahren aus 12 Mitgliedern und die Republik Österreich war noch nicht dabei. Dann warf Pröll einen Blick in die Gegenwart. „Heute, 25 Jahre später, sieht die Situation vollkommen anders aus. Heute zählt die EU 28 Mitgliedsländer und die EU hat mit dem Euro eine gemeinsame Währung."

Landtag Landeshauptmann Erwin Pröll

ORF

Pröll betonte: „Wir sind vom Rand in die Mitte gerückt. Viele dieser großen Entwicklungen konnten wir nicht mitbestimmen, aber all die Entwicklungen haben unsere Arbeit bestimmt". Bilanzierend sagte Pröll: „Wir haben es ganz gut geschafft, obwohl in all den Jahren unglaubliche Herausforderungen auf uns zugekommen sind und es manchmal schwer war“.

„Mut machen, um das Land zu öffnen“

Bei seinem Antritt als Landeshauptmann habe Pröll ein Bild vom Zukunftsland Niederösterreich gezeichnet. Sein Anspruch lautete damals, wie er sagt: „Mut machen zur Zukunft. Mut machen, um das Land zu öffnen und unser Heimatland zu erneuern. Unser Ziel miteinander war es, ein Land zu gestalten, das unverwechselbar, selbstbewusst und eigenständig wird".

Aus diesem Zukunftsbild von damals sei ein Gegenwartsbild mit Format von heute geworden. Pröll sei aber klar, dass das Bild noch nicht fertig gezeichnet ist, „weil ein derartiges Bild nie fertig sein kann. Es muss immer weitergezeichnet werden". Pröll habe immer an die Chancen des Landes geglaubt. „Dieses Land ist ein gutes Stück gewachsen, in manchem sogar über sich hinausgewachsen. Wir haben den Wandel um unser Land zum Vorteil für unser Land gemacht."

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Niederösterreich als „Land der Kreativen“

„Ich bin zutiefst überzeugt, ohne Kunst und Kultur geht es nicht“, sagte Pröll und verteidigte seine offensive Kulturpolitik

Er betonte die Wichtigkeit des Fortschritts und den richtigen Weg, den er gegangen ist. „Niederösterreich ist heute ein Standort, der das bietet, was Erfolg ausmacht.“ Etwa schnelle Verwaltung, modernes Bürgerservice sowie hohe Lebensqualität nannte Pröll als Beispiele des Ergebnisses der harten Arbeit. Für die Zukunft regte Pröll an, diesen Weg weiterzugehen. „Diesen Weg darf dieses Land nicht mehr verlassen. Ich habe großes Verständnis, dass die Umwelt und die Anrainer bei all den Projekten zu ihren Rechten kommen, aber diese Rechte dürfen nicht dazu führen, dass die Zukunftsentwicklung des Landes verhindert wird." Seine Devise lautete weiterhin: „Die Politik muss sich entscheiden trauen, das Gesetz des Handelns haben und dieses Handeln zum Gesetz machen“, so Pröll.

Pröll appellierte an ein gemeinsames Europa

Pröll betonte zudem, wie gut sich Niederösterreich „als Land der Aktiven und Kreativen“ positionierte und sich als Wissensstandort etablierte. In seiner Rede nahm Pröll ebenfalls auf seine Kulturpolitik Bezug. "Die offensive Kulturpolitik hat nicht nur Zustimmung gefunden. Das hat mich aber nicht gestört. Ich bin zutiefst überzeugt, ohne Kunst und Kultur geht es nicht.“

Außerdem sprach sich Pröll klar zu Europa aus. "Wir alle kennen die Probleme, mit denen Europa heute zu kämpfen hat. Gleichzeitig kennen wir aber alle miteinander auch die Errungenschaften Europas, wie Wohlstand, Stabilität und Frieden. Meine Überzeugung ist daher, nur ein gemeinsames Europa kann eine friedliche Zukunft sichern.“

Landtag Landeshauptmann Erwin Pröll

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Nachfolgerin Mikl-Leitner „brennt für dieses Land“

Zu seiner Nachfolgerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sagte Pröll, sie habe alle Voraussetzungen, die für diese Aufgabe und Verantwortung notwendig sind. „Sie kommt aus diesem Land, sie kennt dieses Land und sie brennt für dieses Land.“ Er wünschte seiner Nachfolgerin für diese Aufgabe alles Gute: „Du übernimmst eine große Verantwortung, aber auch eine wunderschöne“.

Mikl-Leitner ist auf „Du und Du mit den Menschen und seit Jahrzehnten mit Niederösterreich verwachsen“. Sie habe zudem den richtigen Draht zu den anderen Parteien und den festen Willen zur Zusammenarbeit, so Pröll.

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Pröll: „Endstation meiner Dienstreise erreicht“

„Es war eine Reise, die immer nur ein Fahrtziel gekannt hat: Niederösterreich“, so Erwin Pröll in seiner Abschiedsrede

„Habe keinen Tag bereut und würde es wieder tun“

Zum Abschluss seiner Rede äußerte sich Pröll emotional zu seinem politischen Leben. „Ich habe diese Verantwortung immer ernst genommen. Wenn es um das Land ging, kannte ich keine Pause und habe versucht, alles zu geben. Dabei habe ich keinen einzigen Tag bereut und würde es wieder tun.“

Einmal mehr verglich er seine Laufbahn mit einer Reise und einer Zugfahrt. „Auch wenn ich jetzt aussteige, so werde ich nicht am Bahnsteig stehen bleiben, wenn der Zug mit einer anderen Führung in RIchtung Zukunft weiterfährt. Ich werde in einem der hinteren Waggons Platz nehmen und mitfahren. Denn es ist kein Geheimnis, an diesem Niederösterreich hänge ich mit jedem Herzschlag.“ Im Anschluss an seine Rede wurde Pröll vom zweiten Landtagspräsidenten Gerhard Karner aus dem Sitzungssaal geleitet und auf einen reservierten Platz auf der Besuchergalerie geführt.

Penz und Pröll

NLK

Landtagspräsident Hans Penz mit Erwin Pröll

Penz: „Pröll wollte etwas bewegen und verändern“

Landtagspräsident Hans Penz (ÖVP) bezeichnete im Anschluss an Prölls Rede den scheidenden Landeshauptmann als einen Politiker, der schon vor 37 Jahren, als er in die Landesregierung berufen wurde, etwas bewegen, verändern und auch aufbrechen wollte, „alte Strukturen aufbrechen und zu neuen Zielen aufbrechen“, so Penz.

Pröll sei in seiner Ära als Landeshauptmann den Weg der Eigenständigkeit und den Weg des Selbstbewusstseins gegangen, „gegenüber Wien und gegenüber den anderen Bundesländern. Es war dein Weg“, sagte Penz, der jahrelang Prölls Wegbegleiter war. Es bleibe bis heute auch unvergessen, wie Pröll anlässlich der EU-Erweiterung 2004 den Menschen Mut gemacht habe, Pröll habe daraus eine Erfolgsgeschichte für das Bundesland Niederösterreich gemacht.

Im Jahr 2007 habe Pröll eine neue Formel geprägt, die Formel vom „neuen Niederösterreich“. Es sei in die Bereiche Wissenschaft und Forschung investiert worden, als Beispiele wurden das MedAustron in Wr. Neustadt oder das IST Austria in Klosterneuburg angeführt. Im Bereich der Kultur war es „eine Politik des Förderns und des Zulassens“. Politik brauche Visionen, Mut, Vordenker und Wegweiser, so Landtagspräsident Penz, der Erwin Pröll als außergewöhnliche Persönlichkeit bezeichnete.

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