Amtsübergabe: Anspannung und Ausgelassenheit

Vier Stunden hat am Mittwoch die offizielle Amtsübergabe von Erwin Pröll (ÖVP) an Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) gedauert. Abseits der Landtagssitzung wurde jedoch stundenlang gefeiert, etwa bei einem Empfang mit Ehrengästen.

Eine heilige Messe in der Landhauskapelle war pünktlich um 10.00 Uhr am Vormittag einer der letzten Auftritte von Pröll als Landeshauptmann und von Mikl-Leitner als seine Stellvertreterin. Wenige Stunden später verließen sie den Landtagssitzungssaal als Alt-Landeshauptmann und erste Landeshauptfrau von Niederösterreich.

Sowohl Pröll als auch Mikl-Leitner kamen in Begleitung ihrer Familien. Er sei stolz auf seine Frau, sagt Andreas Mikl, der Ehemann von Mikl-Leitner. Er wisse aber auch, welche Verantwortung es bedeute, eine solche Führungsposition einzunehmen - vor allem als Frau. Die Familie stehe aber hinter ihr, sagt er. „Wir sagen bei uns immer scherzhaft, ich stehe neben, ich stehe links neben dir, rechts neben dir, hinter dir, vor dir kann ich nicht stehen, den Weg musst du alleine gehen, aber wir können dich auf allen Seiten unterstützen.“

Auf Angelobung folgte Ehrenbürgerschaft

Unterstützung kam am Tag der Amtsübergabe auch aus Großharras (Bezirk Mistelbach), dem Geburtsort Mikl-Leitners. Der Angelobung zur Landeshauptfrau folgte die Auszeichnung als Ehrenbürgerin der Gemeinde. Die Stimmung war gelöst. „Jetzt habe ich einfach einen Riesenhunger, weil die Anspannung weg ist. Jetzt schmeckt es wieder“, sagte eine sichtlich erleichterte Mikl-Leitner.

Amtsübergabe Feierlichkeiten

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Mikl-Leitner wurde zur Ehrenbürgerin von Großharras ernannt

Den wahrscheinlich jüngsten Ehrengast bei der Landtagssitzung brachte der neue Landeshauptfrau-Stellvertreter, Stephan Pernkopf (ÖVP), mit. Er wurde von seiner Familie und darunter auch seinem erst 14 Monate alten Sohn begleitet. Auch nach acht Jahren in der Landesregierung sei diese Sitzung ein „ganz besonderer Moment“, sagte Pernkopf vor Beginn der Sitzung. „Er sitzt jetzt schon bei mir im Büro und tollt herum und ich hoffe er wird die Landtagssitzung nicht allzuviel stören.“

Pernkopf selbst soll sein Interesse für Politik übrigens auch schon im Kindesalter entdeckt haben, wie Vater Josef Pernkopf nach der Angelobung seines Sohnes verriet. „Dieses Interesse an der Politik ist vom kleinen Buben an schon da gewesen. Und jetzt ist es halt soweit, dass er Landeshauptmann Stellvertreter ist“, zeigte er sich über die politische Karriere seines Sohnes nur wenig überrascht.

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Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf mit Sohn

Schleritzko kam „ein bisschen aufgeregt“

Wenn in Niederösterreich eine politische Ära zu Ende geht, dann sind die Besuchertribünen im Landtagssitzungssaal zum Bersten gefüllt. Zwischen Vertretern der Kirche, ehemaligen Landesregierungsmitgliedern, hoher Beamtenschaft, Familienmitgliedern und zahlreichen Journalisten muss zunächst auch Ludwig Schleritzko Platz nehmen. Für den politischen Quereinsteiger begann die Landtagssitzung nämlich offiziell als Besucher.

Er sei „natürlich ein bisschen aufgeregt“, sagte Schleritzko vor seiner Wahl und Angelobung als neuer Finanzlanzes rat. „Ich gehe mit großen Respekt und Demut an diese Aufgabe heran“, so Schleritzko. „Man ist aufgeregt, man freut sich, man ist stolz und man nimmt die ganze Aufregung einfach so wahr und freut sich auch dabei sein zu können an diesem wichtigen Tag“, sagte auch seine Lebensgefährtin Michaela Mayr.

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Die Besucherränge waren am Mittwoch bis auf den letzten Platz gefüllt

Lob und Vorschusslorbeeren aus der Bundespolitik

Je länger der Tag dauerte, desto voller wurde es im Landhaus in St. Pölten. Beim ersten offiziellen Empfang der nunmehrigen Landeshauptfrau und des mittlerweile Alt-Landeshauptmannes gaben sich auch die Bundespolitik sowie politische Wegbegleiter ein Stelldichein, die am Mittwoch vor allem lobende Worte für Mikl-Leitner und Pröll übrig hatten. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) etwa erinnerte sich daran, Mikl-Leitner schon aus seiner Zeit als ÖBB-Chef zu kennen. Die Zusammenarbeit sei immer durch „besondere Handschlagqualität“ und Vertrauen geprägt gewesen. „Und ich bin davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit auch weiterhin bestens laufen wird“, so Kern.

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Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Alt-Landeshauptmann Erwin Pröll

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sprach von einer „Win-Win-Situation“. „Wir kennen, die Hanni und ich, kennen uns schon länger. Ich sehe da nicht nur Probleme, sondern durchaus Vorteile für beide Seiten.“ Und auch Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) appellierte vor allem an die Zusammenarbeit.

„Mein Wunsch ist, dass sich diese Zusammenarbeit so fortsetzt wie das auch mit Erwin Pröll der Fall war, aber natürlich muss sich das auch entwickeln.“ Der heutige Tag sei ein historischer Tag für Niederösterreich, sagte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP). „Man merkt es natürlich deutlich, dass hier im ganzen Land eine gewisse Sensibilität herrscht. Jetzt kommt was Neues, was anderes, eine Frau führt unser Land und alle warten gespannt darauf.“

Neues Lebensgefühl in Niederösterreich

Für Erwin Pröll ist mittlerweile auch persönlich eine neue Ära angebrochen - mehr dazu in Pröll: „Mein Herz hängt an Niederösterreich“ (noe.ORF.at; 19.4.2017). Ein letztes Mal schwingte er den Taktstock und dirigiert die Polizeimusik. „Es ist einfach ein neues Lebensgefühl, mir geht es wirklich gut, ich bin froh, dass das am heutigen Tag so gelaufen ist. Und ich bin auch überzeugt davon: Niederöstererich ist weiter in guten Händen. Ich würde sagen: niederöstererichisches Herz - was willst du mehr?“

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