Moderne Vermittlung im Haus der Geschichte

In knapp vier Monaten wird im Museum Niederösterreich in St. Pölten das Haus der Geschichte eröffnet. Die Vorbereitungen sind derzeit auf der Zielgeraden, heißt es. Der Fokus liegt auf moderner Geschichtsvermittlung.

Der inhaltliche Bogen der Ausstellungen im Haus der Geschichte in der niederösterreichischen Landeshauptstadt wird sich von der Ur- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart spannen. Die erste Schwerpunktausstellung ab 10. September hat den Titel „Die umkämpfte Republik. Österreich 1918-1938“. Damit soll ein umfassender Blick auf die Geschichte des Landes im zentraleuropäischen Kontext geworfen werden. Die erste Schwerpunktausstellung wird den Titel „100 Jahre Republik. Österreich 1918 – 2018“ tragen.

Ein Ort der Vernetzung und Begegnung

Das Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich in St. Pölten versteht sich als offenes Forum, in dem einander Wissenschaft und Öffentlichkeit begegnen. Es soll ein Ort neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, ein Ort der Diskussion und der Auseinandersetzung mit der Geschichte sein. Das wurde am Donnerstagabend bei einem Hintergrundgespräch mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) betont. 100.000 Besucherinnen und Besucher sollen jährlich in das Haus der Geschichte kommen, so die Zielsetzung. Die Einmalkosten für die Errichtung belaufen sich auf drei Millionen Euro.

Auf etwa 3.000 Quadratmetern wird ab September im neuen Museum Niederösterreich als Kernland Österreichs mit seinen zentraleuropäischen Bezügen dargestellt, sagt die für Kunst und Kultur zuständige Landeshauptfrau Mikl-Leitner: „Gerade in Zeiten von Populismus und einer gewissen Politikverdrossenheit ist es umso wichtiger, die Grundzüge und Werte eines demokratischen Systems zu vermitteln.“

Das Museum Niederösterreich in St. Pölten ist eines der modernsten Museumsgebäude Österreichs, heißt es, und verfüge über eine hochwertige technische Ausstattung. Ab September wird das Museum neu aufgestellt: Zum Haus der Natur kommt eben das neue Haus der Geschichte. Mikl-Leitner sieht das Haus der Geschichte bestens eingebettet in die Museumslandschaft in Niederösterreich. "Es gibt ein Netzwerk mit anderen historischen Museen in Niederösterreich und eine Kooperation mit der Donau-Uni in Krems sowie mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen,“ so die Landeshauptfrau.

Familien und Schulen sind die Kernzielgruppe

Etwa 90 internationale und nationale Experten erarbeiteten das wissenschaftliche Konzept für das Haus der Geschichte in St. Pölten. Geleitet wurde dieser Fachbeirat von Stefan Karner, dem Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung. Den Fokus werde man auf die Zeit ab 1848 legen, so eben auch bei der ersten Vertiefungs-Ausstellung anlässlich der 100-jährigen Gründung der Ersten Republik.

Haus der Geschichte Niederösterreich innen Animation

Perndl + Co

Ab 10. September kann das Haus der Geschichte besucht werden

Landeshauptfrau Mikl-Leitner betonte beim Hintergrundgespräch zum Haus der Geschichte am Donnerstagabend, dass die Geschichts- und Kulturvermittlung in der Zukunft ein großes Anliegen ist. „Wir wissen aus den Besucherdaten, dass das Museum vor allem von Schulen und Familien besucht wird.“ Deshalb werde man die Ausstellungsgestaltung so aufbereiten, dass auch diese Besuchergruppen damit erreicht werden. „Geschichte soll spannend und attraktiv vermittelt werden", es gehe, so die Landeshauptfrau, um eine moderne Form der Geschichtsvermittlung.

Neue Wege bei der Vermittlung

Bei den Instrumenten der Vermittlung gehe man mit dem Haus der Geschichte neue Wege. So wird es etwa möglich sein, dass sich die Besucher ihre Ausstellungsrundgänge individuell zusammenstellen. Zudem wird auf neue Medien zurückgegriffen und die Besucherinnen und Besucher werden in Foren die Möglichkeit haben, sich auszutauschen, zu diskutieren und vertiefende Informationen zu erhalten.

Stefan Karner ging beim Hintergrundgespräch am Donnerstagabend auch auf die elf dauerhaften Ausstellungsbereiche im Haus der Geschichte ein. Es handle sich um ein „Pionierprojekt“ und um elf große Bereiche mit zentralen Punkten. „Geschichte ist nicht schwarz-weiß“, sagte Karner, und so werde sich das neue Museum etwa den Bereichen „Flucht und Wanderung“, „Macht und Gegenmacht“, „Glaube und Wissen“ oder der „Demokratieentwicklung“ widmen.

Benedikt Fuchs, noe.ORF.at

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