Pulkau: Pinters „Die Heimkehr“ im alten Bahnhof

In Pulkau (Bezirk Hollabrunn) hat am Donnerstag das Theaterstück „Die Heimkehr“ des britischen Nobelpreisträgers Harold Pinter Premiere. Ungewöhnlich ist der Aufführungsort: der seit 20 Jahren leerstehende Bahnhof.

„Metamorphosen“ ist das Motto des diesjährigen Viertelfestivals Niederösterreich, das heuer im Weinviertel stattfindet. Noch bis 6. August können zahlreiche Kulturveranstaltungen an unterschiedlichen Standorten in der Region besucht werden.

Leerstehende Gebäude in ländlichen Regionen sind ein Zeichen der Veränderung, sie bieten aber auch Raum für kreative Ideen. Deshalb gibt es im heurigen Viertelfestival das Projekt „Künstlerische Zwischennutzung von temporären Leerstandsobjekten“. Daher sei auch „Die Heimkehr“ des 2005 mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichneten britischen Autors Harold Pinter (1930-2008) im ehemaligen Bahnhof von Pulkau zu sehen, sagt die Produzentin und Schauspielerin Anne-Sophie König.

Durch die Nichtnutzung seit den 1990er Jahren bewies der Bahnhof sich als perfekt für die Inszenierung für Pinters „Die Heimkehr“, da sich „eine architektonische Dopplung zum Stück ergab. Der aufgelassene Bahnhof als symbolische Verweigerung der Veränderung, so wie sich die Figuren im Stück auch jeglicher Veränderung verweigern. Das Publikum wird sich ebenso durch die Räume bewegen wie die Figuren auch“ (König).

Die Rituale des Alltags: Tristesse und Gewalt

Nicht nur die Thematik des Stücks - die konsequente Verweigerung der Figuren für Wandel und Weiterentwicklung und „eine Frau, die sich mühelos und spielerisch fünf Männern gegenüber behauptet -, sondern auch der Spielort machen diese Produktion außergewöhnlich“, meint König.

Auf der Website des Viertelfestival Niederösterreich kann man über das 1965 uraufgeführte Stück lesen: „Teddy und Ruth besuchen Teddys Familie. Zum ersten Mal seit zehn Jahren kehrt Teddy, er ist mittlerweile erfolgreicher Philosophieprofessor und Buchautor, aus Amerika nach Hause zurück um seiner Frau Ruth seine Familie vorzustellen. Doch bald muss er feststellen, dass sich der Männerhaushalt rund um Patriarch Max, aus dem er einst floh, nicht im Geringsten geändert hat. Das Haus, die Rituale des Alltags, sein Onkel Sam und seine Brüder Lenny und Joey, alles läuft unverändert ab. Es herrscht die selbe heruntergekommene Tristesse und emotionale Gewaltbereitschaft. Teddys Erfolg führt hier nicht zu Stolz und Ansehen, sondern zu Spott. Bald schon will Teddy wieder abreisen, aber seine Frau Ruth hat ganz andere Pläne...“

„Ein Stück der Extreme, verpackt in eine vorderhand einfache Familiengeschichte. Mit einer Figurenkonstellation, die in ihrer Einfachheit und Nachvollziehbarkeit erschreckende Wirkung entfaltet. Ein kluges Stück über die Abgründigkeit von Familie“, sagt Regisseur Christian Pfeiffer. Halmut Maierhofer, der Darsteller des Sam, ergänzt: „Eigentlich ist es ein zeitloses Stück, vergleichbar mit einem Shakespeare-Drama, in dem es nur um Macht geht und bei wem die Macht liegt. Im Grunde läuft es auf ‚Der König ist tot, es lebe die Königin!‘ hinaus.“

Regie: Christian Pfeiffer
Mitwirkende: Oliver Hebeler, Helmut Maierhofer, Andreas Hajdusic, Rafael Wieser, Barnhard Georg Rusch und Anne-Sophie König
Vorstellungen am 29. und 30. Juni sowie am 6., 7., 8., 13., 14., 15., 20., 21. und 22. Juli, Alter Bahnhof Pulkau

Links: