Wolf sorgt für Streit zwischen Heer und Behörde

Heeresökologen auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig (Bezirk Zwettl) fordern, dass weniger Rotwild geschossen wird, da der Wolf den Bestand ohnehin minimiere. Ein Nein kommt von der Bezirksbehörde. Der Streit endete vor Gericht.

Die Wölfe, die sich im Vorjahr auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig angesiedelt haben, fressen derzeit eineinhalb Rotwildkälber pro Tag, schätzt Christian Kubitschka, Leiter der Abteilung Nachhaltigkeit/Raumnutzung des Übungsplatzes. Auf das ganze Jahr hochgerechnet würde der Tierbestand um etwa 200 Tiere verringert, sagt er. Diese Anzahl will das Bundesheer nun vom vorgegebenen Abschussplan abziehen. Deshalb wurde beim Landesverwaltungsgericht Einspruch erhoben.

Geht es nach dem Bundesheer, sollen heuer nur 500 Tiere geschossen werden. „Wir haben jetzt schon das Problem, die Tiere zu finden, ohne dabei zu große Unruhe im Wald zu erzeugen“, sagt Kubitschka. Die Behördenvertreter argumentieren jedoch, dass die Wildschäden zu hoch seien. Die vorgegebenen Abschüsse müssten deshalb eingehalten werden.

Wolf

dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Seit dem Vorjahr haben sich auf dem Truppenübungsplatz in Allentsteig mindestens fünf Tiere wieder angesiedelt

Bundesheer erwartet Präzedenzfall

Kubitschka entgegnet, dass der Abschussplan die bestehende Rotwildpopulation zu stark schrumpfen lassen würde. Die Wölfe hätten weniger zu fressen und würden vom Truppenübungsplatz vertrieben. Das bestätigte auch ein Gutachter. Zudem müssten sich die Heeresökologen gegenüber dem Rechnungshof sowie der internen Kontrolle rechtfertigen, wenn der Abschussplan nicht eingehalten werde, heißt es.

Am Montag standen sich beide Parteien vor Gericht gegenüber. Der Prozess ging ohne Ergebnis zu Ende, die Entscheidung ergeht schriftlich. Folgt das Gericht allerdings der Ansicht des Bundesheeres, wäre es laut Kubitschka ein Präzedenzfall, weil Wolfsrisse erstmals behördlich anerkannt werden würden. Bei der Bezirkshauptmannschaft Zwettl hieß es, dass man auf die Zustellung des Gerichtsurteils warte.

Maßnahmen im Umgang mit Wölfen gesucht

Eine Arbeitsgemeinschaft, zusammengesetzt aus Mitgliedern der Landwirtschaftskammer, des WWF und des Landesjagdverbandes, entwickelt unterdessen Strategien für den Umgang mit dem Raubtier. Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich sieht durch die Rückkehr des Wolfes Herausforderungen für Mensch, Tier und Natur. Als Erstes sollen Informationen zum Raubtier gesammelt werden.

Jäger, Land- und Forstwirte sowie der WWF werden Expertisen einbringen. „Der Wolf beeinflusst sein Umfeld. Er ist ein verändernder Faktor für unsere Kulturlandschaft“, sagt Daniel Heindl von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich.

Neben dem Natur- und Artenschutz müssten auch Faktoren wie die Sicherheit für Mensch und Tier in die Betrachtungen einfließen. In dem Strategieprozess seien Punkte wie die Unterstützung für betroffene Landwirte beim Thema Herdenschutz, Finanzierung von Elektrozäunen und die Ausbildung von Hirten ebenso zu behandeln wie Schadensabgeltungen und klare gesetzliche Rahmenbedingungen beziehungsweise bundesländerübergreifende gesetzliche Grundlagen.

Zäune oder Hunde sind „zu teuer“

Die Landwirtschaftskammer tritt für einen Diskussionsprozess auf nationaler und europäischer Ebene ein. „Die Haltung von Vieh auf der Weide muss in allen Regionen weiterhin wirtschaftlich und ohne Gefährdung der persönlichen Sicherheit möglich sein“, heißt es.

Schutzmaßnahmen durch Zäune oder Herdenschutzhunde seien teuer und selten möglich. Daher fordere man ein praktikables Wolfsmanagement, die Unterstützung der betroffenen Grundeigentümer bei Herdenschutzmaßnahmen und Wolfsrissen und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen zur Bestandsregulierung. Konkret bedeutet das laut dem Landesjagdverband, die Wölfe zu töten.

Landesjagdverband für Entschädigungen

Der Landesjagdverband spricht sich auch für ein „faires“ Entschädigungsmodell für Land- und Weidewirte aus, die durch Wölfe, Bären oder Luchse geschädigt wurden. Der WWF setzt sich laut einer Aussendung für einen breiten, konstruktiven Dialog mit allen Beteiligten ein und betont die Bedeutung von Informations- und Aufklärungsarbeit. Nur so könnten Lösungen für ein konfliktarmes Zusammenleben gefunden werden.

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