Neuer Polit-Roman von Eva Rossmann

Die niederösterreichische Bestsellerautorin Eva Rossmann hat einen neuen politischen Roman geschrieben. In „Patrioten“ stellt Rossmann viele Gesellschaftsfragen. Es geht etwa um Nationalismus, Terror, Angst und Hetze.

Das neue Buch von Eva Rossmann ist ein Episodenroman. Anhand mehrerer Figuren und Perspektiven portraitiert die Autorin eine Gesellschaft in Europa, die am Scheideweg steht. Viele Fragen wirft Rossmann in ihrem Werk auf, etwa was Heimat ist und wie weit der Begriff Patriotismus geht und gehen darf. Auch mit der Rolle der Sozialen Medien geht die im Weinviertel lebende Autorin hart ins Gericht.

Mit dem Roman „Patrioten“ schafft es Rossmann, den Finger in die gesellschaftlichen Wunden Europas und Österreichs zu legen, ohne jedoch mit dem Zeigefinger eine Richtung vorzugeben. Sie möchte die Menschen zum Nachdenken bringen, sagt sie im Interview mit noe.ORF.at. Und das Schreiben eines Romans war für sie ein „Abenteuer“, wie sie sagt.

Eva Rossmann

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Der Krimi macht Pause. Rossmann widmet sich diesmal politischen Themen

noe.ORF.at: Warum wurde der Titel so getroffen, „Patrioten“? Und was ist für Sie denn Patriotismus?

Eva Rossmann: Ich habe den Roman nach langem Hin und Her dann doch „Patrioten“ genannt. Ich habe mir gedacht, es gibt gerade so viele, die sich als die Patrioten bezeichnen. Es ist immer was sehr Ausgrenzendes. Das ist diese ganze Freund-Feind-Spaltungsgeschichte und das hat sehr viel mit dem Buch zu tun. Patriotismus in jenem Sinn, dass ich stolz auf meine Heimat bin, das finde ich gar nicht so übel, vor allem wenn es nicht zu selbstgerecht wird. Denn ich kann ja nichts dafür, dass ich das Glück habe, in Österreich geboren zu sein. Ich habe mir meine Heimat, und das nenne ich auch so, das Weinviertel selbst ausgesucht. Ich finde es das Allerschönste, wenn man sich die Heimat frei und selbst wählen kann, und das wünsche ich jedem.

noe.ORF.at: Es gibt ja viele Formen des Patriotismus. Wo verschwimmt denn die Grenze hin zum Nationalismus?

Rossmann: Ich glaube, die Grenze ist unglaublich fließend und deswegen müssen wir wieder hinschauen, was denn der Patriotismus ist, der andere ausgrenzt und sagt, wir sind die Guten und die Anderen sind die Bösen und die sollen ja nicht zu uns. Oder dort, wo man sagt, super, wir haben im Fußball gewonnen. Da kann man sich ja freuen, vor allem wenn wir es alle nicht ganz todernst nehmen. Ich habe mich erst mit den Fußball-Frauen sehr sehr gefreut. Österreich ist ein tolles Land und das sollten wir dankbar hinnehmen. Das sollten wir aber nicht einfach so hinnehmen, sondern etwas tun, damit es noch besser wird und auch für andere noch besser wird.

Buch "Patrioten" von Eva Rossmann

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Rossmanns neues Buch „Patrioten“ ist ab Mittwoch im Handel erhältlich

noe.ORF.at: Soziale Medien spielen eine große Rolle im Roman. Es geht um das Schlagwort Fake-News, das Sie aufgreifen. Sie haben Postings aneinandergereiht. Da gibt es eine interessante Figur, die es auch nicht gibt, „Es“. Was steckt da dahinter?

Rossmann: Eine der Hauptfiguren heißt „Es“. Diese Figur scheint nur im Internet zu existieren. Dieser „Es“ hetzt mit ziemlich wohlgesetzten Worten, hat dann ziemlich viele Nachfolger, die andere Postings dazuschreiben. Oft lösen im Internet Sachen Lawinen aus und es wird immer ärger und ärger und verhetzender und immer böser und ausgrenzender. Diese Mechanismen wollte ich auch zeigen. Schlimm ist, dass ich die meisten dieser Postings wirklich direkt aus Facebook übernommen habe. Das habe ich mir nicht ausgedacht, das ist alles da.

noe.ORF.at: Sie sind eine Bestsellerautorin. Es ist also davon auszugehen, dass viele Menschen dieses Buch lesen werden, die sich mit den großen Themen nur schlagwortartig befasst haben. Was soll denn jemand, der das Buch liest, mitnehmen?

Rossmann: Ich will nicht mehr, als eine Geschichte erzählen und diese in einen gesellschaftspolitischen Zusammenhang stellen. Das, was ich will, ist, dass Menschen nachdenken. Es müssen nicht alle meiner Meinung sein. Das wäre auch ganz schlimm. Wir brauchen verschiedene Meinungen. Aber nachzudenken, was passt und worauf wir uns einlassen, auf welche blöden Spielereien. Allein über die Spaltung der Gesellschaft nachzudenken, was es sooft heißt, lohnt sich. Ich glaube da nämlich einfach nicht daran. Es gibt so viele verschiedene Menschen in unserem Land und das ist absolut gut so. Ich glaube, wir könnten so gut gemeinsam leben und Europa hätte auch eine so gute Perspektive des gemeinsamen Lebens. Wir sind es wirklich selber und haben es in der Hand, es besser zu machen.

Eva Rossmann im Interview

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Die Autorin im Gespräch mit Benedikt Fuchs

noe.ORF.at: Gab es für Sie ein ausschlaggebendes Ereignis, nach dem Sie entschieden haben, diesen Roman über diese Themen zu schreiben?

Rossmann: Den einen Grund gab es nicht, aber es war der Umgang mit den Terroranschlägen und das, was danach kam. Und das andere war zeitgleich unsere Bundespräsidentschaftswahl. Der Wahlkampf war teilweise so absurd, hochgespitzt mit dieser Spaltungsgeschichte und mit den Internetpostings. Da habe ich mir gedacht, da muss man eigentlich einmal mehr darüber erzählen und da sollte man Menschen damit konfrontieren und über diese Menschen möchte ich dann erzählen.

noe.ORF.at: Jetzt haben Sie einen Roman geschrieben. Mira Valensky, ihre Hobbydetektivin, macht offenbar ein Jahr Urlaub. Ist es Ihnen schwer gefallen, jetzt keinen Krimi zu schreiben?

Rossmann: Es war ein ganz anderes Schreiben. Jetzt habe ich 18 Valensky-Fälle geschrieben. Ich hatte neue Figuren, aus deren Perspektiven das Ganze erzählt ist. Das war schon ziemlich herausfordernd. Es war ein Abenteuer. Aber die Mira verlässt mich nicht. Sie ist nicht sauer und kommt auch wieder.

Das Gespräch führte Benedikt Fuchs, noe.ORF.at.

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