Burg Greifenstein: „In zwei Jahren runderneuert“

Fast 1.000 Jahre lang wacht die Burg Greifenstein (Bezirk Tulln) über die Donau. Zuletzt war sie gesperrt. Unternehmer Ernst Strobl will sie aus dem Dornrösenschlaf erwecken. Er fand sie im Internet und und kaufte sie drei Wochen später.

Im 11. Jahrhundert vom Bistum Passau errichtet, wurde die Burg nach einer wechselvollen Geschichte in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts von der Wiener Unternehmerfamilie Hübner erworben und zum Touristenziel ausgebaut. Nach einem Brand im Jahr 2006 wurde das Bauwerk gesperrt, seit 2010 stand es zum Verkauf. Zuletzt auf einer Internetplattform, wo es der Wiener Logistik-Unternehmer Ernst C. Strobl entdeckte - mehr dazu in Käufer für Burg und Schiff gesucht (noe.ORF.at; 15.4.2017). Seine Beweggründe, warum er die Burg um 2,5 Millionen Euro kaufte, verriet er im Gespräch mit noe.ORF.at.

Burg Greifenstein

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noe.orf.at: Was bewegt jemanden dazu, sich eine Burg zu kaufen?

Ernst C. Strobl: Das ist außergewöhnlich, das gebe ich zu. Aber historische Kulturgüter zu erwerben, das ist ein besonderer Moment. Als ich davon erfahren habe, dass sie auf den Markt gekommen war, war ich relativ schnell davon überzeugt, dass es eine gute Entscheidung ist – sowohl vom Erhalt für die Zukunft als auch von der Art, ein 1.000 Jahre altes Kulturgut zu besitzen.

noe.orf.at: Wie haben Sie davon erfahren?

Strobl: Meine Tochter suchte eine Wohnung und stöberte im Internet. Sie hat mich angerufen und gesagt, Papi, warum kaufen wir nicht gleich eine Burg? Sie schickte mir das Inserat und ich habe gelacht, denn vor 32 Jahren habe ich hier auf dieser Burg meine Promotion mit 200 Freunden gefeiert. Das war ein Super-Erlebnis, und wenn man sich da zurückerinnert, hat man schon eine gewisse Beziehung zu dem Objekt. Ich habe dann mit der Maklerin gesprochen, offenbar gab es einige Interessenten, die waren aber nicht so schnell in der Entscheidungsfindung wie ich. Ich habe mich innerhalb von drei Wochen entschieden.

Burg Greifenstein

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Der neue Burgherr Ernst C. Strobl

noe.orf.at: Was ist jetzt zu tun? Immerhin ist der Kaufpreis bei so einer Immobilie erst der Anfang. Ist es Ihnen das wert?

Strobl: Das ist es natürlich, sonst hätte ich die Burg nicht gekauft. Aber ich bin seit 30 Jahren auch am Immobiliensektor tätig und weiß, was der Quadratmeter kostet, wenn man ihn saniert. Ich glaube, ein Vorteil der Burg ist, dass sie mit 500 bis 700 Quadratmeter Wohnnutzfläche überschaubar groß ist. Es ist keine riesige Burg mit zwei- dreitausend Quadratmetern oder gar ein Schloss. Wenn man da entsprechend vorsichtig an die Sache herangeht, natürlich auch mit Eigenpersonal zum Beispiel arbeitet, dann sind das überschaubare Größenordnungen. Da reden wir nicht von vielen Millionen, das ist wirklich überschaubar und ich glaube, es wird danach ein wunderschönes kleines Schmuckstück sein.

noe.orf.at: Haben Sie für sich schon eine Kostenschätzung aufgestellt?

Strobl: Die habe ich aufgestellt, die hat aber noch eine gewisse Bandbreite, das lassen wir noch dahingestellt. Das kommt darauf an, was die Architekten sagen, das kommt darauf an, was sich das Denkmalamt wünscht, denn ich will die Burg behutsam und ihrer Historie entsprechend revitalisieren. Es kommt aber auch darauf an, wohin ich selbst mit diesem Immobilienobjekt will, auch das ist noch nicht ganz ausgegoren. Aber ich glaube, das werden die nächsten Monate sehr schnell zeigen und dann kann man auch den spitzen Rechenstift ansetzen.

noe.orf.at: In welche Richtung soll die Nutzung gehen? Ein Wohnhaus, oder öffentlich als Touristenziel wie früher?

Strobl: Also das ist sicher: Weder – noch. Vielleicht am besten umschrieben als halböffentliche Kulturstätte. Eventlocation ist der falsche Ausdruck, das klingt kommerziell, so soll es nicht sein. Wir wollen einfach Kultur hierherbringen. Musikveranstaltungen, Konzerte, Ausstellungen, Lesungen. Gegebenenfalls Business-Events. All diese Dinge schweben mir vor. Möglicherweise kann jemand auch einmal die ganze Burg als Hochzeits-Location mieten. Wir werden auch die Zimmer im Turm restaurieren. Es werden die Menschen in Zukunft wieder gern hierherkommen, aber sicher nicht mehr in der Form des Massentourismus, der hier täglich ein und ausgeht. Aber es soll jetzt recht schnell gehen, ich hoffe, dass wir in zwei Jahren alles fertig haben.

Burg Greifenstein

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noe.orf.at: Ein besonderer Blick bietet sich von der Terrasse des Turms aus, 290 Meter über der Donau. Hat diese Aussicht Ihre Entscheidung beeinflusst?

Strobl: Definitiv. Es war der Moment, als wir auf dieser Terrasse angelangt waren, dass ich zu unserer Maklerin gesagt habe: „Gnädige Frau, ich glaube, jetzt wird es ernst!“ Wenn fast dreihundert Meter über der Donau steht mit Blick auf die Burg Kreuzenstein auf der anderen Seite der Donau, und auf den kleinen Hügel mit 16 Hektar Wald schaut, der dazugehört, dann weiß man, dass das eine Immobilie ist, die Freude machen wird in Zukunft.

Das Gespräch führte Robert Salzer, noe.ORF.at

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