Dürnstein: Wenn Tourismus zur Belastung wird

Fast eine Million Touristen besuchen pro Jahr Dürnstein in der Wachau (Bezirk Krems). Wenn sie sich durch die engen Straßen schlängeln, dann freut das in der kleinen Stadt nicht jeden: Die Lebensqualität gehe immer mehr verloren, heißt es.

Die Fahrt mit einem Kabinenschiff auf der Donau hat ihren Reiz. Mittlerweile kommen viele Touristen deshalb auch mit dem Kreuzfahrtschiff nach Dürnstein. Allein im Vorjahr wurden 380.000 Touristen auf der Strecke zwischen Regensburg in Deutschland und Budapest in Ungarn gezählt. Auf dieser Strecke lädt eben auch Dürnstein zum Besuch ein. Zu sehen sind mittelalterliche Bauten, die zum Weltkulturerbe Wachau gehören. Hier gibt es allerdings nur eine einzige Straße, durch die sich täglich etwa 1.000 Touristen schlängeln. Kurz gesagt: Es wird eng.

Die Führungen erfolgen im zehn Minuten Takt. Man bemüht sich, sich nicht gegenseitig auf die Füße zu steigen. „Wir sind im Ortskern maximal 200 Einwohner mit einer Belastung von - an manchen Tagen - bis zu 1.000 Leuten, die schlagartig von den Kabinenschiffen und Bussen hier in der Altstadt sind“, schildert Bürgermeister Johann Schmidl (ÖVP) die Situation.

Touristen in Dürnstein

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Bis zu 1.000 Gäste sind täglich in der engen Altstadt unterwegs

Plötzlichen sitzen im Haus drei Japaner am WC

Manchmal kommen einige der Besucher den Einwohnern näher als geplant. Elsa Pfaffinger, die direkt im Ortszentrum lebt, hatte da ein ganz spezielles Erlebnis: „Die eine Gasse führt direkt zu unserem Haus, und wenn da nicht zugesperrt ist, gehen die Leute rein, und dann sitzen gleich drei Japaner am Klo“, erzählt sie.

Überraschenderweise haben auch die Gastwirte nicht nur Freude mit dem großen Touristenansturm. Man sei um ein gutes Angebot bemüht, aber oft vergeblich. „Teilweise wird es einfach zu extrem, alle Schiffe kommen zur selben Zeit“, klagt Gastwirt Markus Schmelz. Die Führungen seien so knapp berechnet, dass kaum Zeit bleibe, in Ruhe zu essen: „Die wollen in fünf Minuten ein perfektes Essen dastehen haben, das kann man natürlich frisch nicht mehr zubereiten.“

Verpflegung findet meist auf den Schiffen statt

In der Gemeinde betont man, dass man sich über jeden Gast freue, konsumiert werde im Ort allerdings kaum etwas. „Verpflegung und alles andere gibt es natürlich am Schiff, das sind alles All-Inclusive Reisen“, erklärt der Bürgermeister, „die Gäste besuchen uns nur - was uns sehr freut - aber für die Gemeinde gibt es dabei keine Einnahmen.“

Schiffe in Dürnstein

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Bis zu sechs Schiffe kommen jeden Tag und das oft knapp hintereinander

Kunsthandwerk und Souvenirs gefragt

Kunsthandwerk und Souvenirs verkaufen sich hingegen sehr gut. „Wenn wir Souvenirgeschäfte nicht da wären, dann würden die Einheimischen ihre Lokale nicht vermieten können“, so Sieglinde Almesberger, die in Dürnstein Kunsthandwerk verkauft, „wir selbst wären arbeitslos, unsere Mitarbeiter wären arbeitslos. So gesehen finde ich, dass man schon über den Tellerrand hinaus sehen muss und auch sehen muss, dass eigentlich ganz Dürnstein vom Tourismus auch etwas hat.“ „Schließlich kann man ja abends wieder durchatmen und sich auf den nächsten Tag vorbereiten“, sagt sie.

Jedes Jahr besuchen etwa eine Million Touristen Dürnstein. „Da sind natürlich auch alle Radfahrer und die Bustouristen mitgezählt“, erklärt der Bürgermeister. Und man wolle die Touristen ja auch nicht verlieren. Wie man aber bei einem derartigen Gästeandrang gleichzeitig den Einwohnern ihre Lebensqualität bewahrt, diese Herausforderung gilt es noch zu bewältigen.

Otto Stangel, noe.ORF.at

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