Fassadendämmung kann Brände beschleunigen

Um Energiekosten zu senken, liegen Fassadendämmungen im Trend. Bis zu 20 Zentimeter dickes Dämmmaterial wird oft verbaut. Bei einem Brand kann sich in der Dämmung zwischen Mauer und Verputz ein Feuer aber schnell ausbreiten.

Zwei Jugendliche zündeten vergangene Woche in St. Pölten eine Mülltonne an. Wenige Minuten später stand das ganze Haus in Flammen - mehr dazu in St. Pölten: 14 Personen bei Brand gerettet (noe.ORF.at; 14.10.2017). Für die Feuerwehr war der Einsatz aber eine Herausforderung, weil der Verputz in solchen Fällen die brennende Dämmschicht vor dem Löschwasser schützt.

Pro Jahr wird die Feuerwehr zu etwa 50 Einsätzen mit brennenden Fassaden alarmiert, sagte Feuerwehrsprecher Franz Resperger: „Das darf man nicht unterschätzen, das passiert immer wieder.“ Im Vorjahr war etwa in Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) ebenfalls ein Wohnbau betroffen. „Da ist das Feuer zwar in einer Wohnung ausgebrochen, hat dann aber über ein zerbrochenes Fenster auf die Fassade übergegriffen. Binnen weniger Minuten stand die Fassade in Vollbrand“, erinnerte sich Resperger.

Dämmung Brandrisiko

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Die Schutzschicht ist nur wenige Millimeter dick

Kamineffekt fördert Brandentwicklung

Der Verputz schützt das Dämmmaterial vor äußeren Einflüssen, wie Regen oder Feuer. Allerdings ist die Schutzschicht nur wenige Millimeter dick, erklärte Franz Schneeflock, Geschäftsführer der Landesstelle für Brandverhütung: „Bei einem Zimmerbrand oder einem brennenden Müllbehälter vor der Hausfassade strahlt sehr hohe Temperatur auf die Putzschicht. Die Wärme dringt dann durch die Oberfläche auf das Dämmmaterial und der Brand kann sich ausbreiten.“ Wie in einem Kamin steigt die Hitze dann nach oben.

Bei Gebäuden ab vier Geschoßen bzw. ab einer Gebäudehöhe von sieben Metern sind deshalb Brandriegel vorgeschrieben. Diese speziellen Dämmschichten mit feuerfestem Material sollen verhindern, dass sich die Flammen auf das nächste Stockwerk ausbreiten. Bei Gebäuden bis zu drei Geschoßen ist das aber nicht verpflichtend.

Dämmung Brandrisiko

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Bei Gebäuden ab vier Geschoßen sind Brandriegel vorgeschrieben

Kosten-Nutzen-Rechnung im sozialen Wohnbau

Umso entscheidender sei es, welches Dämmmaterial verwendet wird. Zwar gibt es bereits nicht-brennbare Dämmstoffe, wie Steinwolle. Der Marktanteil von Styropor, einem brennbaren Material, liege aber laut Schneeflock immer noch bei 50 Prozent, vor allem im sozialen Wohnbau: „Das ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Die Dämmleistung dieser Stoffe ist nämlich annähernd gleich.“ Allerdings sind nichtbrennbare Produkte, wie Steinwolle, teurer in der Anschaffung, meinte Schneeflock. „Deshalb werden sie im großvolumigen Wohnbau eher selten verwendet.“

Ein Änderung der Bauordnung sei allerdings nicht notwendig, hielt Schneeflock fest. Das Gesetz sehe konkrete Schutzzielanforderungen vor: „Personen müssen ein Gebäude sicher verlassen können, und Fassadenbrände stellen für gewöhnlich keine unmittelbare Personengefährdung dar.“ Präventiv sollten aber Brandquellen wie etwa Mülltonnen - wie beim Brand in St. Pölten - nicht direkt neben der Gebäudemauer platziert werden. Damit könnten bereits einige Brände verhindert werden, glaubt der Experte.