Umfahrung nach 23 Jahren offen

23 Jahre wurde um die Ortsumfahrung in Ennsdorf und St. Pantaleon-Erla (beide Bezirk Amstetten) gerungen. Nun wird der Verkehr, der bisher von der Donaubrücke Mauthausen durch die Ortsteile Pyburg und Windpassing rollte, umgeleitet.

Es ist Jahrzehnte her, dass diese normale Ortsdurchfahrt zuletzt so verkehrsarm war. Kaum jemand kann sich heute noch daran erinnern, sehr wohl aber an die letzten Jahre. Anrainer in Pyburg und Windpassing erzählen von endlosen Staus und davon, wie lang es oft dauerte, ehe man die eigene Ausfahrt verlassen konnte.

Bis zu 20.000 Fahrzeuge täglich

Der Verkehr vom Mühlviertel über die Donaubrücke Mauthausen zum Ennshafen und nach Enns (Oberösterreich) musste durch dieses Nadelöhr. Das sei die negative Seite eines pulsierenden Wirtschaftsraumes, erzählt Rudolf Divinzenz (ÖVP), Bürgermeister von St. Pantaleon-Erla, zu dessen Gemeinde Pyburg gehört. Die Arbeitnehmer aus Nieder- und Oberösterreich müssten oft wechselseitig zu ihrem Arbeitsplatz. In Spitzenzeiten verkehren oft mehr als 20.000 Fahrzeuge pro Tag. Hohes Verkehrsaufkommen gibt es vor allem in der Früh und am späten Nachmittag.

Proteste und Blockaden

Seit 4. Oktober nimmt die neue, zweieinhalb Kilometer lange und 14 Millionen Euro teure Umfahrung Lastwagen und Autos auf. Bis es soweit war, führte die Blechlawine über Jahrzehnte zu Protesten und regelmäßig zu Straßenblockaden durch die Einwohner von Pyburg und Windpassing. Sogar eine „Bürgerliste Pro Umfahrung“ bildete sich, die heute noch Sitze im Ennsdorfer Gemeinderat hat.

Trotzdem dauerte es von den ersten Gemeinderatsbeschlüssen im Jahr 1994 bis jetzt 23 Jahre, ehe die Straße fertig war. Der Widerstand von Grundeigentümern habe bis zu Enteignungsverfahren geführt, berichtet Alfred Buchberger (SPÖ), Bürgermeister von Ennsdorf. Zu seinem Gemeindegebiet zählt Windpassing. Vor allem einer der Grundeigentümer habe alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft und bekämpfe die Straße noch heute, obwohl sie schon eröffnet ist, so Buchberger.

Baufirma in Konkurs

Zu allem Überdruss ging im Vorjahr auch noch die bauausführende Firma in Konkurs, sodass die Fertigstellung neu ausgeschrieben werden musste. Jetzt aber wurde die Umfahrung - zwei Monate vor der prognostizierten Freigabe - für den Verkehr geöffnet. Das Land Niederösterreich hatte „mehrere hunderttausend Euro in die Hand genommen“, so heißt es wörtlich bei der Straßenbau-Abteilung, um die Bauarbeiten zu beschleunigen und diese unendliche Geschichte abzukürzen.

Straßenkarte

ORF

Die Anrainer von Pyburg und Windpassing können aufatmen

Das sehen und hören die Anrainer in Pyburg und Windpassing mit Freuden, Geschäftsleute fürchten wegen des ausbleibenden Durchzugsverkehrs allerdings um Laufkundschaft. Die bisherige Landesstraße durch die Ortsteile wird jetzt von den Gemeinden übernommen und umgestaltet.

30-km/h-Zone?

Was konkret geändert wird, wird derzeit geplant. Erlassen ist schon jetzt ein Lkw-Fahrverbot, die Gemeinden überlegen auch, die Straße zur 30-km/h-Zone zu machen, um die Umfahrung der Umfahrung unattraktiv zu machen, erzählt Bürgermeister Buchberger. Weil sich auch auf der neuen Straße zu Spitzenzeiten Staus bilden, nutzen „Stauflüchtling“ die frührere Route, die wolle man verhindern, so Buchberger.

Warten auf Brücken-Entscheidung

Während dieses Kapitel abgeschlossen scheint, wird ein nächstes bald aufgeschlagen: In den nächsten Monaten wird die Entscheidung erwartet, ob und wo die Mauthausener Donaubrücke neu gebaut wird, die an die Umfahrung angebunden ist. Der Ball liegt derzeit bei den Landeshauptleuten von Nieder- und Oberösterreich. Die Verhandlungen dauern schon Jahre, sollten aber noch heuer ins Finale gehen. Wie auch immer sie ausgehen, ein neuerliches Verkehrs-Chaos ist nicht ausgeschlossen.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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