Ausbau der psychosozialen Hilfe für Kinder

Immer mehr Kinder und Jugendliche benötigen psychologische Hilfe. Das Land und der niederösterreichische Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) reagieren nun und bauen die psychosoziale Versorgung für Kinder und Jugendliche weiter aus.

Aktuelle Zahlen belegen, dass jedes fünfte Kind und jeder fünfte Jugendliche in Niederösterreich mit psychischen und sozialen Problemen zu kämpfen hat und einschlägige Hilfe benötigt. Deshalb gibt es seit etwa einem halben Jahr den niederösterreichischen Kinder- und Jugendplan des NÖGUS - mehr dazu in Mehr Beratungsstellen für psychologische Hilfe (noe.ORF.at; 10.4.2017).

Ziele: Mehr Vernetzung und bessere Qualität

Nun werden zwei neue Schwerpunkte gesetzt, zur Optimierung und zum Ausbau der psychosozialen Versorgung von Kindern, Jugendlichen und deren Familien. Qualitätsstandards für Beratungsstellen werden eingeführt. Zudem sollen regionale Kindernetzwerke geschaffen werden. „Mit dem niederösterreichischen Kinder- und Jugendplan bauen wir das Angebot in Niederösterreich weiter aus und stellen die Bedürfnisse der betroffenen Familien in den Mittelpunkt. Kinder und deren Familien erhalten durch eine höhere Betreuungsqualität und einer besseren Vernetzung der Angebote rasche professionelle Hilfe und Entlastung in belastenden Lebenssituationen“, sagt der NÖGUS-Vorsitzende und Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP).

Wolf, Schleritzko, Dangl

NLK Burchhart

(v.li.) Andrea Wolf, Ludwig Schleritzko und Stephan Dangl

Derzeit gibt es in Niederösterreich etwa 60 Beratungsstellen. Zukünftig werden deren Angebote in der psychosozialen Betreuung von Familien mit Hilfe von Qualitätsstandards aufgewertet. Jede Beratungsstelle übernimmt die Koordination des gesamten Behandlungsprozesses und bietet standardisierte, für die Familien kostenlose Leistungen durch qualifiziertes Personal an. Ein Fokus wird dabei auf die Öffnungszeiten gelegt.

Zudem werden regionale Kindernetzwerke entstehen, nach dem Industrieviertel nun im Mostviertel. Damit sollen sich laut Schleritzko die Beratungsstellen mit anderen Institutionen und Experten auf diesem Gebiet besser austauschen und in Einzelfällen Lösungen für die Familien gemeinsam erarbeiten können. Nach dem Best-Practice-Beispiel des „Kindernetzwerkes Industrieviertel“ wird im nächsten Schritt auch im Mostviertel ein Netzwerk aufgebaut.

Kinder- und Jugendplan wird in Schulen aktiv

Ob Ess- oder Schlafstörungen, Suchtprobleme oder familiäre Traumatisierungen, die psychischen Probleme bei Kinder- und Jugendlichen sind vielfältig und steigen deutlich an. „Eltern sollten schon bei ersten Anzeichen eines auffälligen Verhaltens ihrer Kinder in einer Beratungsstelle gehen. Aber auch Kinder und Jugendliche sollten sich trauen und bei Bedarf Hilfe suchen. Ein schneller Therapiebeginn ist mit einem besseren und nachhaltigeren Therapieerfolg verbunden“, sagt Diplomsozialarbeiter Stephan Dangl, Leiter des Zentrums für Krisenintervention und Klärung am Sozialpädagogischen Betreuungszentrum Hinterbrühl.

Das Pilotprojekt Kinder- und Jugendplan möchte außerdem künftig auch einen eigenen Schwerpunkt formulieren, sagt der Projektleiter Georg Ziniel gegenüber noe.ORF.at. „Kinder und Jugendliche soll bereits in den Schulen Hilfe angeboten werden, also überforderten Kinder, überforderten Eltern oder überforderten Lehrern. Dann wollen wir sehr genau nachfragen, was dazu Beratungsstellen anbieten können und wo Vernetzung unterstützend wirken kann“, so Ziniel.

„Viele Familien, die zu uns kommen, wissen nicht genau, wo das Problem liegt. Wir helfen ihnen dabei Klarheit zu erlangen, erarbeiten gemeinsam mit ihnen individuelle Lösungen und sind gleichzeitig Wegweiser im System, damit Familien die für sie passenden Angebote wie Diagnostik, psychologische Beratung und Begleitung sowie Psychotherapie erhalten. Und das alles selbstverständlich vertraulich“, sagt Andrea Wolf, die Leiterin des Familien- und Beratungszentrums des Hilfswerks in Melk. Wolf ist auch der Meinung, dass viele Familien wegen des Pilotprojekts Kinder- und Jugendplan die Hemmschwelle überwunden haben zu einer Beratung zu gehen.

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