Winzer kämpfen um Erhalt der Kellergassen

Kellergassen sind vor allem im Weinviertel aus der Landschaft nicht wegzudenken. Doch die Weinherstellung wird moderner, viele Presshäuser werden nicht mehr benützt. Der Verein der Kellergassenführer will die Kellergassenkultur erhalten.

Sie sehen auf ersten Blick malerisch aus, die Kellergassen im nördlichen Weinviertel. Doch der Schein trügt, denn die Arbeitsverhältnisse darin sind alles andere als rosig, erklärt die Winzerin und Kellergassenführerin Gisela Bauer aus Jetzelsdorf (Bezirk Hollabrunn): „In der Kellergasse und den engen Presshäusern herrscht Platzmangel. Die Zufahrt ist schwierig, mit Maschinen zu arbeiten ist nicht möglich.“

Auch für Joachim Maly, Obmann der Weinviertler Kellergassenführer, liegt das zentrale Problem in der nicht mehr vorhandenen Primärnutzung: „Die Pressarbeit und die Weinlagerung findet immer seltener in den Weinkellern statt, die Kellergassen beginnen zu verfallen.“

Kellergasse

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Kellergassen als immaterielles Kulturerbe

Bei einem Kongress in Retz (Bezirk Hollabrunn) wurden nun Lösungen gesucht, den Bestand trotzdem zu erhalten. Überlegt wird, sich um die Anerkennung als immaterielles Kulturerbe zu bewerben. Die Voraussetzungen dafür sind laut Maria Walcher, Ethnologin und Expertin für immaterielles Kulturerbe, unter anderem, dass das Kulturerbe für eine Gemeinschaft identitätsstiftend ist. „Das immaterielle Kulturerbe wird von Generation zu Generation weitergegeben, dabei geht man allerdings von mindestens drei Generationen aus", so Walcher.

Diese Kriterien würden auf die Weinviertler Kellergassen zutreffen, sagt Gerold Eßer vom Bundesdenkmalamt. Es gebe zudem noch weitere Gründe, gibt er zu bedenken: „Kellergassen gibt es sonst nirgends. Sie sind ein prägendes Element in der Kulturlandschaft. Wir haben 1.100 Kellergassen in 500 Dörfern. Jeder Ort hat durchschnittlich zwei.“

Winzer suchen nach Möglichkeiten

Auch unabhängig von einer künftigen Bewerbung als Kulturerbe lassen sich die Winzer etwas einfallen. Familie Bauer hat ihre Weißweinproduktion zwar modernisiert und ausgelagert, die Rotweine reifen allerdings nach wie vor im traditionellen Weinkeller einige Meter unter der Erde. Ganz anders geht es nur weniger Häuser weiter bei Familie Kitla zu. Hier wird der Wein sehr wohl noch vor Ort hergestellt.

Trotz modernem Presshaus wurde das traditionelle Erscheinungsbild erhalten, erklärt Florian Kitla. Dazu gehören die weiße, grob verputzte Fassade, die kleinen, vergitterten Fenster und die niedrigen Tore, die meist zwei Mal 1,60 Meter messen. Neben Führungen und Festen finden Winzer also immer wieder Möglichkeiten, die Kellergassenkultur für die Nachwelt zu erhalten.

Manuela Matl, noe.ORF.at