Hunger noch immer Teil der Gesellschaft

Das Forschungsnetzwerk für Interdisziplinäre Regionalstudien hat in St. Pölten seine erste Tagung abgehalten. Dabei wurden Forschungsergebnisse zu den Themen „Ernährungsungleichheit“ und „Migration“ präsentiert.

Der Zusammenhang zwischen Nahrung und sozialer Ungleichheit zieht sich durch alle Zeiten und gesellschaftliche Bereiche: Hunger und ungleicher Zugang zu Nahrung sind auch noch in der heutigen Gesellschaft zu finden. Zudem werden der Besuch von Versorgungseinrichtungen und die unmögliche Teilnahme an sozialen Praktiken wie Essenseinladungen von den Betroffenen immer noch als beschämend empfunden, so Erkenntnisse von Forschungsgruppen des Forschungsnetzwerks für Interdisziplinäre Regionalstudien („first“).

Flüchtlingswelle nichts Neues

Auch das Thema „Migration zwischen Zwang und Freiwilligkeit“ wurde in den letzten zwei Jahren von den Forschungsgruppen behandelt. Dabei wurde die langfristige Entwicklung von Migration betrachtet: die Emigration adeliger Familien in der Frühen Neuzeit, die Arbeitsmigration von Landarbeiterinnen und Hausgehilfinnen in der Zwischenkriegszeit, die Gastarbeiter der 1970er Jahre und die aktuelle Fluchtbewegung.

Tagung Forschungsnetzwerk für Interdisziplinäre Regionalstudien fist Migration Ernährungsungleichheit

NLK/Reinberger

Die erste Tagung des Forschungsnetzwerks für Interdisziplinäre Regionalstudien fand in St. Pölten statt

Dabei kamen die Wissenschafterinnen und Wissenschafter zum Schluss, dass die Grenze zwischen Zwang und Freiwilligkeit im Kontext von Migration nicht eindeutig gezogen werden kann. Zudem fand eine räumliche Verlagerung des Lebensmittelpunktes in der menschlichen Geschichte schon immer statt - Migration ist demnach nichts Neues, sondern gab es schon immer.

Fünf Institute, ein Netzwerk

Seit zwei Jahren widmeten sich elf Teilprojekte des „first“ der Erforschung von epochenübergreifenden Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Migrationen sowie dem Thema Mangelernährung und Nahrungsversorgung marginalisierter Gruppen vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Bei der ersten „first“-Tagung, die am 21. und 22. November in der Niederösterreichischen Landesbibliothek in Sankt Pölten stattfand, wurden diese Ergebnisse präsentiert, diskutiert sowie Impulse für neue Gedankengänge gesetzt.

Im Forschungsnetzwerk für Interdisziplinäre Regionalstudien kooperieren seit 2016 fünf geistes-, sozial- und kulturwissenschaftliche Institute mit Sitz in Niederösterreich: Das Institut für Geschichte des ländlichen Raumes, das Institut für jüdische Geschichte Österreichs, das Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit der Universität Salzburg, das Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung/Außenstelle Raabs und das Zentrum für Migrationsforschung. Seinen Sitz hat das Netzwerk an der Donau-Universität Krems, die das Netzwerkmanagement übernimmt.

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