Neue Vorwürfe nach Suizid eines Flüchtlings

Im Fall eines elfjährigen Flüchtlings, der in Baden Suizid begangen hat, soll die Diakonie laut der Wochenzeitung „Falter“ bereits im Vorjahr vor einem Obsorgemissstand gewarnt haben. Die Behörden wiesen bereits alle Vorwürfe zurück.

Laut der am Mittwoch erscheinenden Ausgabe der Wiener Stadtzeitung schrieb Claire Weiß, die Leiterin der Diakonie-Einrichtung in Baden, Ende 2016 an das Bezirksgericht Baden und kritisierte, dass ein 23-jähriger Flüchtling die Obsorge über seine sechs minderjährigen Geschwister erhielt. Einer seiner Brüder, ein erst Elfjähriger, verübte vergangene Woche Suizid - mehr dazu in Elfjähriges Flüchtlingskind beging Suizid (noe.ORF.at; 17.11.2017).

Der junge Mann würde seiner Aufsichtspflicht nicht nachkommen und mit den Kindern etwa nicht zum Arzt gehen, heißt es laut „Falter“ in dem Schreiben. Er sei oft erboster Stimmung und würde die Realität leugnen. Einer seiner Brüder, ein Neunjähriger mit Down-Syndrom, soll mehrmals von der Polizei nach Hause gebracht worden sein und auch vor Autos gelaufen sein. Die Diakonie konstatierte offenbar bereits zu diesem Zeitpunkt, dass der 23-Jährige nicht der Richtige für die Obsorge sei, und bat das Land Niederösterreich, diese zu übernehmen.

Bezirkshauptmannschaft wies Vorwürfe zurück

Die Bezirkshauptmannschaft Baden wies bereits am Montag auf Nachfrage von noe.ORF.at jegliches Fehlverhalten der Behörde zurück. Laut dem Badener Bezirkshauptmann-Stellvertreter Markus Sauer habe es keine Bedenken oder Auffälligkeiten gegeben. Die Volksanwaltschaft kündigte dennoch ein Prüfverfahren an - mehr dazu in Nach Suizid: Behörde weist Vorwürfe zurück (noe.ORF.at; 20.11.2017).

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 rund um die Uhr Rat und Unterstützung im Krisenfall. Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen.

Laut „Falter“ hat das Bezirksgericht den Badener Bezirkshauptmann Heinz Zimper befragt. Dieser soll Gefährdungsmeldungen eingeräumt haben, aber davon ausgegangen sein, dass sich die Situation nach den Sommerferien bessere. „Wir konnten sämtliche Meldungen abklären, haben aber keine Hinweise bekommen, dass tatsächlich so eine massive Gefährdung bei den Kindern vorliegt“, teilte auch Bezirkshauptmann-Stellvertreter Sauer am Montag im Gespräch mit noe.ORF.at mit.