Die „denkende“ Straßenlaterne

Eine Straßenlaterne, die auch Handys und E-Fahrzeuge laden, den Verkehrsfluss messen, freie Parkplätze vorschlagen und im Notfall eine Verbindung zur Polizei herstellen kann. Drei Gemeinden erproben das Konzept „Smart Street“.

Lichtmanagement, Verkehrsleittechnik, Laden von E-Fahrzeugen und Handys, Videoüberwachung mit Polizei-Verbindung, Erneuerbare-Energie-Nutzung: Diese und weitere den Menschen dienenden Kriterien erfüllt das am Dienstag in St. Pölten vorgestellte „Smart Street“-Musterprojekt der Initiative SSGM (Smart Safe & Green Mobility). Es wird mit zehn Unternehmen in Ebreichsdorf (Bezirk Baden), Melk (Bezirk Melk) und Vitis (Bezirk Waidhofen an der Thaya) umgesetzt.

Verschiedene Angebote in einer Laterne

In den drei projektierten Pilot-Straßenabschnitten würde allen Verkehrsteilnehmern optimale und zeitgemäße Fortbewegung ermöglicht, erläuterte der Geschäftsführer des Lichtmastenerzeugers Fonatsch aus Melk und Initiator der Initiative SSGM, Alexander Meissner, den generellen Nutzen der neuen „Smart Streets“. Und zwar egal, ob man mit dem Fahrrad, dem Auto oder zu Fuß unterwegs sei. Um digitalisierte Straßen anzubieten, wollen die beteiligten Betriebe gemeinsam „all ihre Ideen und Fähigkeiten in einen Lichtmast hineinpacken und damit den Markt erobern“.

Thomas Widrich, Franz Schrenk, Alexander Meissner, Sonja Zwazl, Walter Leiss und Wolfgang Kocevar.

Bollwein

Wirtschaftskammer-Präsidentin Sonja Zwazl mit dem Initiator der Initiative SSGM, Alexander Meissner, dem Gemeindebund-Generalsekretär Walter Leiss und den Bürgermeistern der Gemeinden Melk, Vitis und Ebreichsdorf

Die „Smart Street“ soll sechs große Felder umfassen, jede einzelne Laterne soll verschiedenste Angebote bereitstellen. So sollen die Laternen bedarfsgerecht gesteuert werden - befindet sich gerade niemand in der Straße, wird das Licht heruntergefahren und umgekehrt. Dazu kommen Ladestationen für Handys, E-Bikes und E-Cars bis zur verkehrsflussgerechten Schaltung von Ampeln, WLAN sowie Info-Panels. Diese sollen den Menschen zum Beispiel über eine App den nächsten freien Parkplatz oder mögliche Staus und Umfahrungsmöglichkeiten anzeigen. Auch für die Ausstattung mit Sitzgelegenheiten, Work-out- und Trainingsgeräten, für die Versorgung mit Strom und Wasser, Mülleimern, Werbebannern und City Lights sei gesorgt.

Sicherheitsaspekt wird großgeschrieben

Die Laternenmasten sollen es auch ermöglichen, eine Verbindung zur Exekutive herzustellen. Das soll nicht nur das subjektive Sicherheitsgefühl steigern, sondern auch präventiv wirken, wurde am Dienstag betont. Die Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Sonja Zwazl, sprach von einer Vorzeigeinitiative mit Mehrwert: „Die neuen Initiativen stehen für eine Verkehrsinfrastruktur, die mit den Mitteln der Digitalisierung den Menschen und der Wirtschaft hohe Sicherheit und Bewegungsfreiheit verschafft und dabei Fragen der Umwelt und Energieeffizienz optimal einbindet.“

Zugleich würden sich für die Unternehmen zukunftsträchtige Geschäftsfelder auftun, die nicht nur Arbeitsplätze sichern, sondern auch neue schaffen. Die Bürgermeister der drei Pilotgemeinden sehen in dem Projekt Impulse für die Weiterentwicklung der Kommunen. „Wir vom Gemeindebund stehen voll hinter den Smart-Region-Entwicklungen in Österreich, freuen uns auf diese Musterprojekte und werden sie unterstützen, wo wir können“, sagte Generalsekretär Walter Leiss. In Melk soll die 800 Meter lange „Smart Street“ 2019 begeh- und befahrbar sein.

Geplant ist der Abschnitt zwischen dem Einkaufszentrum Löwenpark und der Innenstadt. Hier sollen 1,2 Millionen Euro investiert werden. In Ebreichsdorf werden die Pottendorfer Linie und der Bahnhof bis 2023 ausgebaut. Diesen Ausbau will man auch für die Errichtung einer „Smart Street“ nutzen.