Jugendheim: Streit um Misshandlungsvorwürfe

Um Misshandlungsvorwürfe gegen eine Organisation für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen ist ein politischer Schlagabtausch entstanden. Die Grünen brachten nun eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft ein.

Die Therapeutischen Gemeinschaften (TG) sind eine private Organisation, die Vertragspartner des Landes ist. Von den niederösterreichischen Grünen wurde am Montag eine Sachverhaltsdarstellung gegen deren Einrichtungen bei der Staatsanwaltschaft eingebracht. Es geht um schwere Vorwürfe körperlicher und seelischer Misshandlungen von Kindern und Jugendlichen.

Prüfung bereits 2016: Verdacht nicht erhärtet

Der für Kinder- und Jugendhilfe zuständige Landesrat Franz Schnabl (SPÖ) sprach in einer Pressekonferenz am Montag von bekannten Vorwürfen: „Diese Vorwürfe, die da zitiert wurden, waren schon Gegenstand einer polizeilichen bzw. gerichtlichen, staatsanwaltlichen Untersuchung im Jahr 2016.“ Diese seien aber im Mai eingestellt worden, so Schnabl. Das wird von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt gegenüber noe.ORF.at bestätigt, der Verdacht habe sich nicht erhärtet, heißt es.

„Diese Vorwürfe werden sehr unpräzise in den Raum gestellt und ständig wiederholt - wider besseren Wissens“, ergänzte Reinfried Gänger, Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe im Land Niederösterreich.

Kurz darauf kündigten die Grünen in einer weiteren Pressekonferenz an, noch einen Anlauf zur Aufklärung zu starten. Landessprecherin Helga Krismer: „Weil wir wissen, dass Skandale immer länger brauchen in Österreich, bis sie behandelt werden, habe ich mich dazu entschieden, eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft mit genau diesen Vorwürfen einzubringen.“

TG weist Vorwürfe „zu 100 Prozent“ zurück

Aber auch von der betroffenen Organisation wurde die Justiz eingeschaltet. Man wehrt sich gegen Vorwürfe ehemaliger Mitarbeiter und betreuter Jugendlicher. „Wir sind bestürzt über diese Vorwürfe und weisen sie zu 100 Prozent zurück“, betonte Petra Reifeltshammer, Sprecherin der Therapeutischen Gemeinschaften, „es laufen jetzt schon Verleumdungsklagen gegen die Personen, die Interviews gegeben haben.“

Landesrat Schnabl kündigte zudem die Bildung einer vom Land unabhängigen Experten-Sonderkommission an, die einerseits die konkreten Vorwürfe, aber in der Folge auch alle 80 therapeutischen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe überprüfen soll.