Missbrauch in Jaidhof: Betreiber wehrt sich

Der Betreiber des Kinder- und Jugendwohnheims in Jaidhof (Bezirk Krems) nimmt exklusiv gegenüber noe.ORF.at Stellung. Die jüngsten Vorwürfe wegen angeblicher Misshandlungen und sexuellen Missbrauchs seien haltlos und auch erklärbar.

Im Kinder- und Jugendwohnheim Jaidhof leben sechs Kinder im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren. Sie werden von sieben Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen betreut. Die Kinder und Jugendlichen sind schwer traumatisiert, gelten als suizidgefährdet und aggressiv. Sie wurden schon aus vielen Einrichtungen weggewiesen.

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Sechs Kinder und Jugendliche werden in Jaidhof betreut

Radler: „Missbrauch fand unter Jugendlichen statt“

„Es ist klar, dass wir hier sehr, sehr schwierige Kinder betreuen, die kaum irgendwo einen Platz finden. Diese Kinder bringen natürlich ihren ‚Rucksack‘ mit, und wenn in den Zeitungen ‚sexueller Missbrauch‘ steht, dann kriegt man ja fast den Eindruck, dass wir das Problem wären. Aber in Wirklichkeit ist es so: Ja, es hat hier in diesem Haus einen Jugendlichen gegeben, der einen sexuellen Übergriff auf ein anderes Mädchen gemacht hat, deswegen ist er von hier weggekommen, natürlich mussten wir in diesem Fall die Polizei einschalten“, erklärte Hermann Radler, Geschäftsführer der Therapeutische Gemeinschaften, die das Haus führen.

Jaidhof/ Hermann Radler

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Hermann Radler, Geschäftsführer Therapeutische Gemeindschaften

Die örtliche Polizei registrierte allerdings im Vorjahr gleich 33 Einsätze am Jaidhof - für Radler keine Überraschung. „Es gibt ganz klare Anweisungen: Wenn ein Kind in Rage gerät, dann ist die Polizei zu verständigen. Was bei uns relativ häufig ist, dass wir die Verletzungen eher auf Seiten der Mitarbeiter haben, auch dann ist die Polizei zu verständigen. Ist ein Kind abgängig, dann müssen wir ebenfalls die Polizei benachrichtigen. Gibt es Vorwürfe gegen einen Mitarbeiter oder gegen ein Kind, so ist in diesem Fall auch die Polizei zu verständigen“, so Radler.

Immer zwei Mitarbeiter gleichzeitig im Dienst

Man versuche hier, die teilweise aggressiven Kinder und Jugendlichen so gut wie möglich zu betreuen. Dass die Pädagogen mit dieser Aufgabe überfordert seien, wies er zurück. „Nein, allerdings man muss klar sagen: Sie sind sehr gefordert. Dass es natürlich in einzelnen Situationen zur Überforderung kommt, liegt in der Natur der Sache, aber deswegen haben wir immer zwei Mitarbeiter gleichzeitig im Dienst.“

Das Team versteht sich hier als „Rettungsanker“ für die Jugendlichen. Dass nun Vorwürfe kolportiert werden, die einfach nicht stimmen würden, mache fassungslos, sagte Radler. Man könne sich eben nur schwer gegen erhobene Vorwürfe wehren. Gegen eine Prüfung durch die Sonderkommission des Landes, die diese und alle anderen Einrichtungen der Kinder und Jugendaufsicht in Niederösterreich kontrollieren wird, habe er absolut nichts einzuwenden, betonte Radler.

Otto Stangel, noe.ORF.at

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