Vor 25 Jahren: Mary Vetseras Gruft geöffnet

Vor 25 Jahren, am 22. Dezember 1992, wurde am Friedhof Heiligenkreuz die Gruft von Mary Vetsera, der Geliebten Kronprinz Rudolfs, geöffnet. Es gab Gerüchte, wonach der Sarg mit den sterblichen Überresten gestohlen worden sei.

Im Jänner 1889 erschoss Kronprinz Rudolf im Jagdschloss Mayerling (Bezirk Baden) seine 17-jährige Geliebte Mary Vetsera, anschließend tötete er sich selbst. Von Beginn an versuchte der Kaiserhof, die Sache zu vertuschen. Es gab viele Gerüchte in den folgenden Jahren und Jahrzehnten, manche sprachen von einem Komplott gegen den Kronprinzen, einige von einem missglückten Schwangerschaftsabbruch und andere von einem Eifersuchtsdrama.

Ein Diebstahl, der Schlagzeilen machte

Vor 25 Jahren wollte ein Linzer Möbelhändler nicht glauben, dass Mary Vetsera wirklich erschossen wurde. Er erzählte, er habe das Skelett der Baronesse von Unbekannten gekauft und möchte es untersuchen lassen. Man wollte Gewissheit, ob das stimmt, was er erzählt. Am 22. Dezember 1992 wurde die Gruft geöffnet, der Sarg war leer.

20.12.17 Geschichte Heiligenkreuz Mayerling Mary Vetsera Graböffnung Diebstahl 25 Jahre 1992

ORF

Die Polizei stellte jedoch bald fest, dass der Linzer Möbelhändler ein halbes Jahr zuvor selbst den Sarg aus der Gruft gestohlen hatte. Gerichtsmediziner untersuchten das Skelett, bei dem es sich um das einer etwa 18-jährigen Frau handelte. Einer genaueren Analyse der sterblichen Überreste stimmten die Nachkommen Mary Vetseras aber nicht zu.

Seit dem Tod des Kronprinzen und seiner Geliebten gibt es unzählige Geschichten, Vermutungen und Legenden. „Es ist eine an sich ungeheuerliche Geschichte, auch von Rudolfs Seite her, dass er Mary Vetsera das zumutet. Und dass sie das akzeptiert, ist ein weiterer ungeheuerliche Aspekt, der aber nur aus den beiden Persönlichkeiten heraus zu erklären ist, der zu diesem furchtbaren Mord und Selbstmord geführt hat“, so Ernst Bruckmüller, Historiker an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

20.12.17 Geschichte Heiligenkreuz Mayerling Mary Vetsera Graböffnung Diebstahl 25 Jahre 1992

APA/ÖNB

Mary Vetsera: „Verzeih mir was ich gethan“

Im Jahr 2015 wurden verloren geglaubte Abschiedsbriefe von Mary Vetsera entdeckt, in der die Baronesse unter anderem an ihre Mutter Helene schrieb: „Liebe Mutter - Verzeih mir was ich gethan. - Ich konnte der Liebe nicht wiederstehen. In Übereinstimmung mit Ihm will ich neben Ihm im Friedhof von Alland begraben sein. - Ich bin glügklicher im Tod als im Leben" - mehr dazu in Abschiedsbriefe von Mary Vetsera gefunden (wien.ORF.at; 31.7.2015).

Königs- und Kaiserhausgeschichten interessieren die Menschen bis heute. „Es ist eine andere Welt, der man gerne angehören würde, aber genau weiß, dass man nicht dazugehört. Von der Monarchie geht sicher eine Faszination aus, auch aus der heutigen Distanz her gesehen“, sagt der Historiker Stefan Eminger vom Niederösterreichischen Landesarchiv in St. Pölten. Am 28. Oktober 1993 wurden die Gebeine Mary Vetseras in einem neuen Sarg auf dem Friedhof Heiligenkreuz unter Ausschluss der Öffentlichkeit beigesetzt.

Links: