Start-ups profitieren vom Marshallplan

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat der Marshallplan geholfen, die heimische Wirtschaft wieder aufzubauen. Das Geld, das die USA damals Österreich geschenkt hatten, hilft bis heute: Innovative Betriebe und Start-ups profitieren.

Die Hitze strömt aus dem Backofen, Brotgeruch liegt in der Luft. In der Bäckerei von Joseph Brot in Burgschleinitz (Bezirk Horn) herrscht Hochbetrieb. Seit gut einem Jahr wird das gesamte Sortiment in der neuen Brotmanufaktur gebacken.

Marshallplan Förderung Unternehmen AWS

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In der Bäckerei bei Joseph Brot war vor Weihnachten Hochbetrieb

Am alten Standort in Vitis (Bezirk Waidhofen an der Thaya) konnte der Betrieb nicht weiter ausgebaut werden, erklärte Geschäftsführer Josef Weghaupt: „Der Standort ist uns zwar am Herzen gelegen, allerdings hatten wir keine Möglichkeit zu erweitern.“ Fündig wurde man in Burgschleinitz. Das neue Gebäude kostete fünf Millionen Euro, was für das junge Unternehmen viel Geld war.

„Bollwerk“ gegen den Kommunismus

Eine finanzielle Starthilfe bekam der Firmengründer vom ERP-Fonds (European Recovery Program), besser bekannt als Marshallplan. Vor 70 Jahren wurde der Vertrag im Bundeskanzleramt unterzeichnet. Die USA wollten damit die heimische Wirtschaft, die zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges am Boden lag, wieder stärken. Politisch sollte der Marshallplan aber auch ein Bollwerk gegen den Kommunismus in der Sowjetunion sein.

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Am 2. Juli 1948 unterzeichneten der amerikanische Sondergesandte John George Erhardt (l.) und Vizekanzler Adolf Schärf (r.) den Marshallplan für Österreich

Die Vereinigten Staaten schenkten Österreich deshalb Hilfsgüter im Wert von einer Milliarde US-Dollar. „Anfangs war natürlich wichtig, dass die Bevölkerung mit Lebensmitteln ausgestattet wurde“, erklärte Edeltraud Stiftinger, Geschäftsführerin von Austria Wirtschaftsservice, die den ERP-Fonds betreut. In späterer Folge wurden auch Werkzeug, Maschinen und Bauteile geliefert, die dann zu Inlandspreisen an heimische Unternehmen weiterverkauft wurden. „Damit konnten sie ihre Geschäftstätigkeiten wieder gut aufbauen“, sagte Stiftinger.

Hilfe hat Österreich „am Leben erhalten“

Neben den Industriebetrieben profitierten vor allem die Landwirtschaft und der Fremdenverkehr. Fritz Bock, der damalige Bundesminister für Handel und Wiederaufbau, hielt in einer Dankesrede an die USA fest: „Das österreichische Volk wäre in diesem Winter zusammengebrochen, wenn es nicht die außerordentlichen Hilfen Amerikas am Leben erhalten hätten.“

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Am Anfang lieferten die USA vor allem Lebensmittel

Das Geld aus dem Verkauf der Hilfsgüter wurde auf ein gesperrtes Konto der Nationalbank einbezahlt, 1962 wechselte es in den Besitz der Republik Österreich. Seither werden die mittlerweile knapp drei Milliarden Euro dazu verwendet, um innovativen Unternehmen billige Kredite zu finanzieren. Pro Jahr werden in Österreich Kreditvolumen von 600 Millionen Euro vergeben. Die Vorteile sind laut Stiftinger, dass „die Kredite gering verzinst sind und eine sehr langfristige Laufzeit haben“. Die Betriebe bekommen also über mehrere Jahre hinweg denselben Zinssatz garantiert.

Zahl der Mitarbeiter verdoppelt

Allein in Niederösterreich wurden in den vergangenen fünf Jahren 780 Anträge genehmigt, die ein Kreditvolumen von 340 Millionen Euro umfassten. Die Voraussetzungen für einen Kredit sind, dass der Betrieb in Österreich seinen Sitz hat und das Geld auch im Inland investiert, „damit wir das Wachstum und die Beschäftigung auch hier behalten“, so Stiftinger.

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Joseph Brot konnte die Zahl der Mitarbeiter in der Produktion jedenfalls bereits verdoppeln. Die finanzielle Hilfe habe - vor allem als junger Betrieb - eine gewisse Sicherheit gegeben, meinte Weghaupt: „Es geht ja immer darum, Eigenkapital zu haben, das man als junges Unternehmen, das sieben Jahre alt ist, nicht so einfach hat.“ Der ERP-Fonds habe ihm dabei unter die Arme gegriffen. Ab März müssen die ersten Kreditraten zurückbezahlt werden, mit denen der Staat dann wieder neue Betriebe unterstützen kann.

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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