Längere Wartelisten in Pflegeheimen erwartet

Seit dem 1. Jänner darf nicht mehr auf das Vermögen von Pflegebedürftigen in stationären Heimen zugegriffen werden. Experten rechnen deshalb nun mit längeren Wartelisten. Das Land Niederösterreich will die Situation beobachten.

Es ist eine Erleichterung für pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige: Seit dem 1. Jänner ist der sogenannte Pflegeregress Geschichte. Um die Kosten zu decken, dürfen die Länder nicht mehr auf das Privatvermögen von Pflegebedürftigen zugreifen, die in stationären Heimen untergebracht sind. Das betrifft Erspartes ebenso wie Häuser oder Grundstücke, nicht aber die Pension der Betroffenen - mehr dazu in 2018: Aus für Vermögensregress im Pflegebereich (noe.ORF.at; 3.1.2018).

Land und Experten wollen Situation beobachten

Experten gehen nun davon aus, dass dadurch die Wartelisten für Pflegeplätze länger werden könnten. Bei der ARGE der Pensionisten- und Pflegeheime in Niederösterreich etwa rechnet man damit, dass viele diese Neuregelung nutzen und gerade jetzt einen Platz in einem Pflegeheim suchen werden. „Es wird sicher ein hoher Zuspruch zu den Heimen stattfinden“, sagt Obmann Dietmar Stockinger.

Noch sei von dem Zuspruch wenig zu spüren und man müsse die Entwicklung abwarten, so Stockinger, aber „es wird sich sicherlich im Laufe des Jahres einiges tun“, rechnet er. Abwartend zeigt man sich auch beim Land Niederösterreich. Man wolle in den nächsten Monaten evaluieren und die Situation beobachten, heißt es. Erst dann werde entschieden, wie man mit einem etwaigen Zulauf auf Pflegeheime umgehen werde.

Großteil der Pension wird einbehalten

Trotz Abschaffung des Pflegeregresses bleibt gleich, dass der Großteil der Pension von Heimbewohnern einbehalten wird. Was Pflege also kostet, lässt sich an folgendem Beispiel aufzeigen: Ein Pflegeplatz in Niederösterreich kostet - exklusive Steuern - 3.044 Euro bei Pflegestufe 4 und damit einem Pflegeaufwand von mehr als 160 Stunden im Monat. Einem Pensionisten in dieser Pflegestufe, der 1.200 Euro im Monat erhält, bleiben 20 Prozent als Taschengeld. Der Rest wird einbehalten.

Dazu kommt der Betrag für die Pflegestufe 4 - das sind insgesamt 1.638 Euro, die als Eigenleistung für den Platz bezahlt werden. Rund 1.400 Euro übernimmt damit das Land Niederösterreich. Die Kosten werden erst ab der Pflegestufe 4 übernommen. Bei niedrigeren Pflegestufen sind sie selbst zu tragen.