Zurückhaltung bei Initiative für Landärzte

Dem drohenden Landärztemangel will das Land mit einer neuen Initiative entgegenwirken. Auf den Vorstoß reagierten Gebietskrankenkasse und Ärztekammer zurückhaltend, man sei erst sehr kurzfristig informiert worden, hieß es.

Die Initiative sieht unter anderem vor, dass dort, wo Landarztpraxen mit einem Kassenvertrag nicht besetzt werden, praktische Ärzte seitens der Landeskliniken-Holding vorübergehend einspringen, bis mittelfristig ein Landarzt gefunden wird. Für jene Allgemeinmediziner soll es Einstiegsprämien bis zu 50.000 Euro geben - mehr dazu in Initiative will Landärzte fördern (noe.ORF.at; 2.1.2018).

„Gegen die Aktion kann man aus Sicht der Gebietskrankenkasse nichts sagen, nur schade, dass man im Vorfeld nicht mit uns gesprochen hat“, sagte Gerhard Hutter, Obmann der niederösterreichischen Gebietskrankenkasse, gegenüber noe.ORF.at.

Die Absicht, schon längere Zeit freie Landärztestellen zu besetzen, unterstütze der Obmann zwar, allerdings seien von seiner Seite noch eine Fragen offen, wie er sagte. „Nachdem wir nicht wissen, wie es konkret funktionieren sollte, gehen wir mal davon aus, dass ein Arzt auf freiwilliger Basis in die Stelle geht“, so Hutter. Auch den Plan einer Einstiegsprämie von bis zu 50.000 Euro findet Hutter gut: „Es ist logisch, dass man dem Arzt unter die Arme greifen muss. Manche Stellen stehen mehr als ein Jahr leer und da gibt es sicher Adaptierungsarbeiten in den Ordinationen und das ist für den Arzt eine kleine Starthilfe“, sagte Hutter.

Hausarzt bei Untersuchung

APA/dpa/Bernd Weissbrod

Auch Ärztekammer wurde kurzfristig informiert

Ebenso Christoph Reisner, Präsident der niederösterreichischen Ärztekammer, sagte gegenüber noe.ORF.at, man sei sehr kurzfristig über die Initiative informiert worden. „Ich weiß nicht, wie man es umsetzen möchte. Ich sehe die praktische Umsetzung nicht so leicht, wie es dargestellt ist“, so Reisner.

Ein konkretes Gespräch habe es bisher noch nicht gegeben, sagte Reisner. Daher sei es derzeit schwierig, sich vorzustellen, wie eine solche Übergangslösung aussehen soll. „Wir wissen auch nicht, wie konkret das umgesetzt werden soll, in welchen Räumlichkeiten das stattfinden soll und wer für die Organisation dieser Ordinationen zuständig sein wird.“ Denn zur Führung einer Ordination gehöre mehr als nur medizinisches Knowhow, so Reisner, „weil man die ganze Administration auch bewerkstelligen muss“. Fest stehe für Reisner jedenfalls, dass „die Landmedizin insgesamt wieder attraktiver werden muss, damit wieder mehr Leute aufs Land gehen“.

Pernkopf: „Alle punktgenau informiert“

Der für die Landeskliniken zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) meinte am Freitag, „dass die Praxen schon einige Zeit vakant sind und wir wollen hier eine rasche Lösung finden“. Zudem sagte er, „dass alle immer punktgenau informiert wurden“. Wie am Freitag bekannt wurde, soll nun am Montag ein erstes Gespräch mit der Ärztekammer und der Gebietskrankenkasse stattfinden.