Pflegeteam kontrollierte 50 Heime

Das Pflegeteam der Patientenanwaltschaft hat im Vorjahr 50 Kontrollen in Pflegeheimen durchgeführt. Vereinzelt kam es dabei zu Beanstandungen. Das Pflegeteam wurde nach den Vorwürfen gegen das „Clementinum“ eingerichtet.

Vier ehemalige Pflegerinnen und Pfleger des „Clementinum“ in Kirchstetten (Bezirk St. Pölten) könnten laut Staatsanwaltschaft bis zu 15 pflegebedürftige Bewohner gequält bzw. missbraucht haben. Ein weiterer Mitarbeiter steht unter Verdacht, seine Aufsichtspflicht verletzt zu haben.

Zwei Leichen exhumiert

Im Zuge der Ermittlungen wurden im November zwei ehemalige Bewohner exhumiert. „Die beiden sowie eine dritte Person, die allerdings feuerbestattet worden ist, sind während des möglichen Tatzeitraums von den beschuldigten Pflegern betreut worden“, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, Leopold Bien, gegenüber noe.ORF.at.

Bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten warte man nun auf die Gutachten des Sachverständigen, so Bien: „Wir erwarten diese zeitnahe, also in ein bis zwei Wochen.“ Danach werde entschieden, ob Anklage erhoben wird. Konkret soll der Sachverständige klären, ob die Bewohner misshandelt worden sind oder ob Medikamente verabreicht wurden, die nicht oder in einer anderen Dosierung verordnet worden waren.

Pflegeteam seit April unterwegs

Währenddessen nahm das Pflegeteam der niederösterreichischen Patientenanwaltschaft, das nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen das „Clementinum“ eingerichtet worden ist, bereits im April des Vorjahres seine Arbeit auf. Seither wurden 50 der landesweit 114 Pflegezentren besucht, sagt Patientenanwalt Gerald Bachinger.

Aufgabe der Mitarbeiter des Pflegeteams ist es, Pflegezentren unangekündigt zu besuchen, Gespräche mit Bewohnern zu führen und abseits der behördlichen Kontrollen den gegenseitigen Umgang zu überprüfen: „Das ist ein Projekt, das es sonst in dieser Form nicht gibt. Unser Blick ist auch auf die kulturellen Ansätze gerichtet: Wie ist die Teamkultur? Wie ist die Mitarbeiterkultur? Und wie geht man vor allem mit den pflegebedürftigen Menschen um?“, so Bachinger.

300 Gespräche mit Pflegern

Das Pflegepersonal habe außerdem die Möglichkeit, sich vertraulich an die Pflegeanwaltschaft zu wenden. Bislang wurden mit etwa 300 Pflegern entsprechende Gespräche geführt: „Und das Positive ist: Wir haben bislang weder vom Personal noch von Führungskräften die Rückmeldung bekommen, dass sie nicht nachvollziehen können oder schlüssig finden, was wir an Verbesserungen vorschlagen“, sagt Bachinger.

Gravierende Missstände seien bislang nicht festgestellt worden: „Man hat in diesem Zusammenhang immer das ‚Clementinum‘ vor Augen. Etwas Ähnliches konnte ich bisher aber nicht einmal ansatzweise feststellen. Ich glaube, dass sich gerade durch die vielen Analysen und Bewertungen sehr viel getan hat“, so der Patientenanwalt.

Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at

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