Dem Roten Kreuz gehen die Zivildiener aus

Die Zahl der Zivildiener geht seit Jahren zurück. Besonders betroffen ist das Rote Kreuz, ab April fehlen dort fast 80 Zivildiener. Im zuständigen Innenministerium will man den Zivildienst daher aufwerten.

Für 2.250 Einsätze pro Tag werden in Niederösterreich vom Roten Kreuz unter anderem mehr als 860 Zivildiener pro Jahr eingesetzt. Die meisten von ihnen übernehmen Krankentransporte, sind aber auch bei Einsätzen dabei. Derzeit wirbt das Rote Kreuz intensiv für den Zivildienst, um die knapp 80 offenen Stellen im April zu besetzen.

Dienstplanänderungen aufgrund Zivildiener-Mangel

Bei der Bezirksstelle St. Pölten sind derzeit 42 Zivildiener beschäftigt, 14 werden pro Termin aufgenommen. Für den kommenden Termin im April sind noch acht Stellen offen. Viele Zivildiener entscheiden sich bewusst für einen Termin im Oktober, erzählt Zivildiener Alexander Mayer aus Krems im Gespräch mit noe.ORF.at: „Ich wollte nicht sofort nach der Schule im Juli beginnen. Ich habe mir gedacht, dass ich dann noch Ferien habe und arbeiten gehen kann. Es ist praktisch, wenn der Zivildienst Ende Juni fertig ist, dann habe ich wieder Ferien und kann danach mit dem Studium beginnen."

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Zwei Zivildiener in St. Pölten bereiten sich auf ihren nächsten Einsatz vor

Die Termine im April seien bei den Jugendlichen schon immer weniger beliebt gewesen, erklärt Bezirksstellenleiter Werner Schlögl. Deshalb werde im Dienstplan darauf auch Rücksicht genommen: „Wir unterscheiden zwischen kritischen und nicht kritischen Einsätzen, was die Zeit betrifft. Die Rettungsdienste werden vorrangig bedient, bei den Krankentransporten werden die Dienstschichten geändert. Im Wesentlichen werden wir unseren Dienstbetrieb aber aufrechterhalten können."

Schmoll: „Situation so problematisch wie noch nie“

So problematisch wie heuer sei die Situation allerdings noch nie gewesen, sagte der Präsident des Roten Kreuzes, Josef Schmoll. „Es ist auf die geburtenschwachen Jahrgänge zurückzuführen. Im Normalfall sind die Termine unmittelbar nach dem Schulabschluss begehrt bzw. jene Termine zum Ende der Berufsausbildung“, so Schmoll. Auch die Termine im Juli und Oktober seien beliebt, allerdings nicht der April.

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Die Entwicklung der Zivildienerzahlen in den vergangenen Jahren

Wenn sich der Trend fortsetzt, müsse strukturell umgestellt werden. „Wenn wir es nicht schaffen, werden wir mit zusätzlichen Angestellten arbeiten müssen“, so Schmoll. Die Frage, ob dies mit zusätzlichen Kosten verbunden sei, bejaht er. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass einem Anstieg der Zahl der Zivildiener bis 2014 ein steter Rückgang bis jetzt auf das Niveau von 2010 folgte. Dieser Trend dürfte wegen der geburtenschwachen Jahrgänge noch zumindest bis 2021 anhalten.

Staatssekretärin will Zivildienst attraktiver gestalten

Im Innenministerium ist Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) für den Zivildienst zuständig, sie will diesen auch attraktiveren. „Es ist mein Ziel, dass junge Menschen auch ihre Ausbildung, die sie bereits begonnen haben, fortsetzen können. Auch die Qualifikationen, die sie im Zivildienst erwerben, sollen zertifiziert werden“, so Edtstadler im Gespräch mit noe.ORF.at.

Die Zahl der Organisationen zu reduzieren, die Zivildiener zugewiesen bekommen, ist politisch kein Thema. Grundsätzlich sollen möglichst alle Stellen in Niederösterreich besetzt sein, so Edtstadler. „Ich weiß, dass die Bedeckung bei der Rettung in Niederösterreich bei 95 Prozent liegt, das ist sehr gut. 100 Prozent zu erreichen, ist in vielen Bereichen schwierig. Man muss sich daher auch ansehen, wo Zivildiener eingesetzt werden, sodass sie der Gesellschaft bestmöglich dienen“.

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